CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Verteidigungsminister. »Nein, das glaube ich nicht, Herr Präsident«, erwiderte McNamara. »Sie wissen nicht, ob Castro irgendwas zu machen versucht. Es dürfte schwerfallen, irgendwem zu beweisen, dass Castro mehr getan hat, als diese Leute auszubilden, und auch wir haben jede Menge Leute ausgebildet.«
Das gab dem Präsidenten zu denken. »Also, meinen Sie nicht auch, dass Sie, Raborn und ich uns darüber unterhalten müssten?«, fragte der Präsident. »Die CIA hat mir erzählt, zwei führende Castro-Leute seien beteiligt. Und ein bisschen später sollen es schon acht gewesen sein und noch ein bisschen später achtundfünfzig … «
»Ich glaube die Geschichte einfach nicht«, erklärte McNamara kurz und bündig.
Dennoch verkündete der Präsident in einer Rede an das amerikanische Volk mit Nachdruck, er werde nicht zulassen, dass »kommunistische Verschwörer« in der Dominikanischen Republik »eine weitere kommunistische Regierung in der westlichen Hemisphäre« an die Macht brächten.
Raborns Darstellung der Krise bewirkte bei LBJ genau das Gleiche, was die U-2 bei Eisenhower und die Schweinebucht bei Kennedy bewirkt hatten. Sie führte unmittelbar dazu, dass in der amerikanischen Presse das Wort von einem »Glaubwürdigkeitsdefizit« bei Lyndon Johnson die Runde machte. Zum ersten Mal tauchte der Begriff am 23.Mai 1965 auf. Er traf, und er saß.
Der Präsident verzichtete auf weitere Ratschläge von Seiten seines neuen CIA-Direktors.
Unter Raborns unbeständiger Führung sank die Moral in der Zentrale. »Es war traurig«, meinte Ray Cline, der stellvertretende Direktor des Nachrichtendienstes, »der Anfang eines langen Abstiegs.« Das bittere Scherzwort kursierte, Dulles habe ein stolzes Schiff, McCone ein angeschlagenes und Raborn ein sinkendes geleitet. »Der arme alte Raborn«, sagte Red White, als geschäftsführender Direktor der dritthöchste Beamte in der Organisation. »Jeden Morgen erschien er um sechs Uhr dreißig am Arbeitsplatz, frühstückte und glaubte, der Präsident werde ihn irgendwann anrufen.« Johnson rief nicht mehr an. Es sei mehr als deutlich gewesen, dass Raborn »für die Leitung der CIA ungeeignet war«, meinte White. Der glücklose Admiral sei »völlig orientierungslos und verloren« gewesen. »Wenn man über andere Länder sprach, wusste er nicht, ob es sich um ein Land in Afrika oder Südamerika handelte.« Der neue Direktor habe sich zum Narren gemacht, als er in geheimer Sitzung vor dem Kongress aussagte, berichtete Senator Richard Russell und warnte LBJ: »Raborn hat einen Defekt, der ihm noch Ärger machen wird. Er kann nicht zugeben, dass er etwas nicht weiß. (…) Wenn Sie je beschließen, ihn zu schassen, dann setzen Sie einfach diesen Helms an seine Stelle. Er hat mehr Verstand als alle zusammen.« Richard Helms leitete die CIA, während Raborn herumhampelte und sich lächerlich machte. In dem Jahr damals war er mit drei geheimen Kampagnen beschäftigt. Begonnen hatten alle drei Operationen unter Präsident Eisenhower: Kennedy hatte sie ausgeweitet, und jetzt spielten sie eine zentrale Rolle in LBJs Bemühungen, den Krieg in Südostasien zu gewinnen. In Laos kämpfte die CIA darum, den Ho-Chi-Minh-Pfad zu unterbrechen. In Thailand war sie damit befasst, die Wahlen zu manipulieren. In Indonesien unterstützte sie heimlich eine politische Führung, die zahllose Kommunisten abschlachtete. Alle drei Länder stellten für die Präsidenten Dominosteine dar: Die CIA sollte sie in Reih und Glied halten, damit nicht der Sturz eines von ihnen Vietnam mit zu Fall brachte.
Am 2.Juli rief LBJ Eisenhower an und bat ihn um Rat in der Frage einer Eskalation des Krieges. Die Zahl amerikanischer Gefallener in Vietnam belief sich inzwischen auf 446. Gerade war die neunte Junta seit der Ermordung Diems an die Macht gelangt, angeführt von Nguyen Cao Ky, einem Piloten, der im Rahmen von CIA-Missionen paramilitärische Agenten abgesetzt und in den Tod hatte springen lassen, sowie von Nguyen Van Thieu, einem General, der später das Präsidentenamt übernahm. Ky war bösartig, Thieu korrupt. Zusammen gaben sie der südvietnamesischen Demokratie ihr Gesicht. »Glauben Sie, dass wir den Vietkong da drüben tatsächlich besiegen können?«, wollte der Präsident wissen. Der Sieg hänge einzig und allein von einem guten Nachrichtendienst ab, antwortete Eisenhower, und der sei »das Allerschwierigste«.
»Ein heiliger Krieg«
In Laos nahm sich zuerst der Nachrichtendienst des Krieges an.
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