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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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an die Dominotheorie. Dem späteren Präsidenten und damaligen Abgeordneten Gerald R. Ford teilte er mit, »wenn Südvietnam den Kommunisten in die Hände fiele, wären auch Laos und Kambodscha verloren, dann kämen Thailand, Indonesien, Malaysia und schließlich die Philippinen dran«, und das hätte »enorme Auswirkungen« auf den Mittleren und Nahen Osten sowie Afrika und Lateinamerika. Er glaube nicht, dass die CIA für den Kampf gegen Aufständische und Terroristen gerüstet sei, und befürchte, »der Vietkong könnte der Gegner der Zukunft sein«. Er sei überzeugt, dass die CIA den Vietkong nicht bezwingen könne.
    Später hat de Silva die »Blindheit« der Agency gegenüber dem Feind beklagt und ihre Strategie angeprangert. In den Dörfern, so schreibt er, »war der Terror des Vietkong zielstrebig, präzise und schrecklich anzusehen«. Die Bauern »haben die Vietkong-Kämpfer mit Nahrungsmitteln versorgt, Leute für sie angeworben, sie versteckt und ihnen alle Informationen zugetragen, die sie brauchten«. Ende 1964 trug der Vietkong den Krieg schließlich in die Hauptstadt. »Im Stadtgebiet von Saigon«, so de Silva, »gab es häufig Terroranschläge des Vietkong, manchmal waren sie wahllos, manchmal sorgfältig geplant und ausgeführt.« Verteidigungsminister McNamara etwa entging nur knapp einer Bombe, die am Rande der großen Autostraße zwischen Flughafen und Stadt gezündet wurde. Eine Autobombe zerstörte am Weihnachtsabend 1964 das Quartier der Offiziersschüler in Saigon. Als Selbstmordattentäter und Minenleger dazu übergingen, nach Belieben zuzuschlagen, stieg die Zahl der Toten stetig an. Am 7.Februar 1965 griff der Vietkong um zwei Uhr morgens einen US-Stützpunkt in Pleiku, im Zentralen Hochland Vietnams, an. Acht Amerikaner starben. Als das Feuergefecht vorüber war, durchsuchten die Amerikaner die Leiche eines der Angreifer und fanden in seinem Tornister einen sehr exakten Plan des Stützpunktes.
    »Wir hatten mehr Waffen und größere, sie aber hatten mehr Spione und bessere.« Das war ein wesentlicher Unterschied.
    Vier Tage später schlug Lyndon Johnson zu. Auf Vietnam regneten Freifallbomben, Splitterbomben und Napalmbomben. Das Weiße Haus schickte eine Dringlichkeitsanfrage an die CIA in Saigon und bat um die bestmögliche Lageeinschätzung, die die CIA zu geben vermochte. George W. Allen, der erfahrenste Analyst von Vietnaminformationen im Saigoner CIA-Büro, schrieb daraufhin, durch Bomben werde sich der Feind nicht abschrecken lassen. Er werde ständig stärker. Sein Wille sei ungebrochen. Doch dann nahm sich Botschafter Maxwell Taylor den Bericht Zeile für Zeile vor und entfernte daraus systematisch jeden pessimistischen Passus, bevor er das Ganze dem Präsidenten zustellen ließ. Die CIA-Leute in Saigon begriffen, dass schlechte Nachrichten nicht erwünscht waren. Die Verfälschung nachrichtendienstlicher Erkenntnisse durch politische Generäle, zivile Kommandeure und die Agency selbst setzte sich fort. Noch drei weitere Jahre sollte es von Seiten der CIA keinen wirklich maßgeblichen Bericht über das Thema Krieg an die Adresse des Präsidenten geben.
    Am 8.März landeten die Marines in voller Kampfausrüstung in Da Nang. Schöne Mädchen empfingen sie mit Girlanden. In Hanoi hingegen bereitete Ho Chi Minh den Marineinfanteristen einen Empfang ganz eigener Art vor.
    Am 30.März befand sich Peer de Silva in seinem Arbeitszimmer im ersten Stock des Saigoner CIA-Büros, das schräg gegenüber der Botschaft lag, unterhielt sich am Telefon mit einem seiner Mitarbeiter und beobachtete durch das Fenster, wie ein Mann eine alte graue Peugeot-Limousine die Straße entlangschob. De Silva blickte hinunter auf den Fahrersitz und sah einen brennenden Sprengkörper.
    »Als mein Kopf mir sagte, dass dieses Auto eine Bombe ist, schien alles um mich herum wie aus zähem Kleister und in Zeitlupe«, erinnert sich de Silva. »Das Telefon immer noch in der Hand und ohne einen bewussten Gedanken, wendete ich mich vom Fenster ab, ließ mich fallen und drehte mich dabei um, aber ich war noch nicht ganz auf dem Fußboden, als das Auto explodierte.« Umherfliegende Glas- und Metallsplitter drangen in de Silvas Augen, Ohren und Hals. Die Explosion tötete mindestens 20 Passanten und auch seinen 22-jährigen Sekretär. Zwei CIA-Mitarbeiter im Büro wurden für ihr Leben blind. Sechzig weitere CIA- und Botschaftsangestellte wurden verletzt. George Allen erlitt diverse Prellungen, Schnittwunden und eine

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