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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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beschaffen. Am Dienstag wiederholte Dean das Ansinnen. Danach berichtete er dem Präsidenten, der Preis für das Schweigen der Männer betrage eine Million Dollar, die im Laufe von zwei Jahren zu zahlen seien. Nur Helms – oder Walters, wenn Helms außer Landes war – konnte eine geheime Zahlung aus der schwarzen Kasse der CIA genehmigen. Sie waren die beiden einzigen Beamten in der amerikanischen Regierung, die dem Weißen Haus einen Koffer mit einer Million Schwarzgeld liefern konnten. Das wusste Nixon.
    »Es gab keinen Ort auf der Welt, wo wir nicht Geld hinschaffen konnten«, sinnierte Helms. »Wir verfügten über ein ganzes System, um Unterschiede bei den Devisenkursen auszunutzen. Wir brauchten gar kein Geld zu waschen – nie.« Hätte die CIA aber das Geld geliefert, so hätte dies nach seiner Ansicht »letztlich das Ende der CIA zur Folge gehabt«. »Nicht nur wäre ich ins Gefängnis gewandert, wenn ich das getan hätte, was das Weiße Haus von uns verlangte, außerdem wäre die Glaubwürdigkeit der CIA für alle Zeit zerstört worden.«
    Helms weigerte sich. Danach, am 28.Juni, verließ er fluchtartig Washington und trat eine zweiwöchige Rundreise an, in deren Verlauf er Außenstellen des Nachrichtendienstes in Asien, Australien und Neuseeland besuchte. Walters blieb als amtierender Direktor zurück. Eine Woche verging. Ungeduldige Agenten des FBI fingen an, gegen den Befehl, die Sache ruhen zu lassen, aufzubegehren. Gray teilte Walters mit, er brauche eine schriftliche Anweisung der CIA, die Untersuchung aus Gründen der nationalen Sicherheit niederzuschlagen. Beide Männer waren sich mittlerweile darüber im Klaren, welche Gefahren es barg, wenn sie eine schriftliche Spur hinterließen. Am 6.Juli nahmen sie Kontakt auf, und kurz danach rief Gray den Präsidenten in seinem Landhaus in San Clemente an. »Leute aus Ihrem Stab sind dabei, Ihnen einen tödlichen Schlag zu versetzen«, indem sie versuchten, die CIA zu manipulieren, erklärte er Nixon. Danach war es unheimlich still – und dann forderte Nixon Gray auf, mit der Untersuchung fortzufahren.
    Kurz nachdem Helms Ende Juli von seiner Reise zurückgekehrt war, ließ Jim McCord, der einem Prozess und fünf Jahren Gefängnis entgegensah, der CIA durch seinen Anwalt eine Botschaft zukommen. Die Leute des Präsidenten verlangten von ihm, so seine Mitteilung, er solle bezeugen, dass es sich bei dem Watergate-Einbruch um eine CIA-Operation gehandelt habe. Die CIA solle die Sache ausbaden, und die präsidiale Begnadigung werde nicht auf sich warten lassen. McCord beantwortete das Ansinnen mit einem Brief, in dem er schrieb: »Wenn Helms geht und die Watergate-Operation ungerechtfertigterweise der CIA zur Last gelegt wird, wird kein Baum im ganzen Wald stehen bleiben. Zurück wird nur verbrannte Erde bleiben. Die ganze Geschichte steuert auf den Abgrund zu. Teilen Sie ihnen mit, dass dies genau der richtige Weg ist, die Bombe zum Platzen zu bringen.«
    »Jedermann wusste, dass wir schweren Zeiten entgegengingen«
    Am 7.November 1972 wurde Präsident Nixon in einem der großen Erdrutschsiege der amerikanischen Geschichte wiedergewählt. An diesem Tag schwor er, er werde die CIA und das Außenministerium in seiner zweiten Amtszeit mit eiserner Hand lenken und werde sie zerstören, um sie nach seinem Bilde wiederaufzubauen.
    Am 9.November schlug Kissinger vor, Helms durch James Schlesinger zu ersetzen, der zu jener Zeit Vorsitzender der Atomenergiekommission war. »Sehr gute Idee«, war Nixons Reaktion.
    Am 13.November erklärte er Kissinger, er habe vor, »den Auslandsdienst zu zertrümmern. Will sagen, ihn – den alten Auslandsdienst – zertrümmern und einen neuen aufbauen. Dazu bin ich fest entschlossen.« Er entschied sich dafür, eine Person aus dem inneren Zirkel mit der Aufgabe zu betrauen: den altgedienten OSS-Mann und überragenden Geldsammler für die Republikanische Partei William J. Casey. Im Jahr 1968 hatte Casey den neugewählten Präsidenten Nixon bestürmt, ihn zum Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes zu machen, aber Nixon hatte ihm stattdessen den Vorsitz der Kommission für Wertpapier- und Devisenhandel übertragen, eine kluge Entscheidung, die in ganz Amerika in den Sitzungssälen von Firmen Jubel auslöste. Jetzt, in Nixons zweiter Amtszeit, wurde Casey zum Staatssekretär für Wirtschaftsangelegenheiten im Außenministerium berufen. Sein wirklicher Auftrag aber bestand darin, für Nixon den Saboteur zu spielen – »das

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