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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Bombenschütze gedient und durch Drücken des Zielknopfs vielleicht Hunderte oder Tausende von Menschen getötet hat?«

30  » Wir werden jede Menge Ärger kriegen«
    Im Frühjahr 1971 erreichte die heimliche Überwachung innerhalb des Regierungsapparats unter Präsident Nixon einen Höhepunkt. Die CIA, die NSA und das FBI spionierten amerikanischen Bürgern nach. Verteidigungsminister Melvin Laird und die Vereinigten Stabschefs benutzten elektronische Abhörvorrichtungen und Spionageinstrumente, um über Kissingers Aktivitäten auf dem Laufenden zu bleiben. Nixon, der an die Vorleistungen Kennedys und Johnsons anknüpfte, hatte das Weiße Haus und Camp David mit modernsten sprechaktivierten Mikrofonen ausgestattet. Nixon und Kissinger hörten ihre eigenen engen Berater und Journalisten ab, um undichte Stellen zur Presse zu stopfen.
    Aber undichte Stellen waren eine Informationsquelle, die sich nicht stopfen ließ. Im Juni fing die New York Times an, ausführliche Auszüge aus den Pentagonpapieren abzudrucken, der heimlichen Geschichte des Vietnamkriegs, die Verteidigungsminister Robert McNamara vier Jahre zuvor in Auftrag gegeben hatte. Die Quelle war Daniel Ellsberg, ein ehemaliger Überflieger aus dem Pentagon, den Kissinger als Berater für den Nationalen Sicherheitsrat in Dienst genommen und in Nixons kalifornisches Anwesen bei San Clemente eingeladen hatte. Kissinger war außer sich vor Zorn über die Veröffentlichung und heizte die Wut Nixons noch an. Der Präsident erteilte seinem für innenpolitische Angelegenheiten zuständigen leitenden Mitarbeiter John Ehrlichman den Auftrag, die Lecks zu stopfen. Der stellte ein Team von Leuten zusammen, die den Spitznamen »Plumbers« (Klempner) erhielten und von einem kürzlich aus dem Dienst ausgeschiedenen CIA-Beamten geleitet wurden, der eine wichtige Rolle in Guatemala und in der Schweinebucht gespielt hatte. Everett Howard Hunt jr. war ein »einzigartiger Typ«, wie Botschafter Sam Hart sich ausdrückte, der Hunt kennenlernte, als dieser Ende der fünfziger Jahre als Chef des CIA-Büros in Uruguay arbeitete – »völlig egozentrisch, total ohne Moral und eine Gefahr für sich selbst und seine ganze Umgebung. Soweit ich sehen konnte, stolperte Howard von einer Katastrophe in die andere und stieg auf der Karriereleiter unaufhörlich hinauf, während er hinter sich das schiere Chaos zurückließ.« Als er 1950 in die CIA eintrat, war Hunt ein junger abenteuerlustiger Kalter Krieger. Mittlerweile war er ein Geschichtenerzähler, der sich auf die Produktion halbwegs passabler Spionageromane geworfen hatte. Er war noch nicht einmal ein Jahr aus der CIA ausgeschieden, da bot ihm eine Zufallsbekanntschaft, Nixons Berater Chuck Colson, die aufregende neue Aufgabe an, für das Weiße Haus geheime Operationen durchzuführen.
    Hunt flog nach Miami und traf sich mit seinem alten kubanischamerikanischen Kollegen Bernard Barker, der im Immobiliengeschäft tätig war; ihre Unterhaltung führten sie neben einem Denkmal für die Toten in der Schweinebucht. »Er sagte, bei dem Auftrag gehe es um die nationale Sicherheit«, berichtete Barker. »Ich fragte Howard, für wen er arbeite, und die Antwort, die er mir gab, haute mich um. Er gehöre einer Gruppe aus dem Umkreis des Weißen Hauses an, die dem unmittelbaren Befehl des Präsidenten der Vereinigten Staaten unterstehe.« Gemeinsam rekrutierten sie vier weitere Kubaner aus Miami, darunter Eugenio Martinez, der mit Aufträgen der CIA rund dreihundert Mal auf dem Wasserweg in Kuba eingedrungen war und aus dem Hauptquartier nach wie vor einen Monatsscheck über 100 Dollar bekam.
    Am 7.Juli 1971 telefonierte Ehrlichman mit dem stellvertretenden CIA-Direktor General Cushman, Nixons Spion in der Agency. Der Berater des Präsidenten ließ ihn wissen, Howard Hunt werde ihn persönlich anrufen und um seine Unterstützung bitten. »Ich wollte Sie wissen lassen, dass der Präsident ihn mit der Erledigung gewisser Dinge beauftragt hat«, erklärte Ehrlichman. »Gehen Sie davon aus, dass er ziemlich freie Hand hat.« Hunts Forderungen eskalierten – er wollte seine alte Sekretärin wiederhaben, wollte ein Büro mit sicherem Telefonanschluss in New York, modernste Tonbandgeräte, eine Kamera von der CIA zur Überwachung eines Einbruchs in die Praxis von Ellsbergs Psychiater in Beverley Hills und verlangte von der CIA, dass sie den Film entwickelte. Cushman informierte nachträglich Helms davon, dass die Agency Hunt mit Tarnungsutensilien

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