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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Schwarz und Weiß einer zwischen Rot und Weiß wird«, erklärte Brzezinski. »Wenn dies der Beginn eines langen und schmerzlichen historischen Prozesses ist, dann liegt es in unserem Interesse, diesen Prozess zu beschleunigen.« Es gehe nicht um Rassenfragen, sondern darum, sich aus historischer Sicht auf die richtige Seite der historisch richtigen Partei zu schlagen.
    Der geschäftsführende Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes, Enno Knoche, erklärte: »Wir streben danach, ihre Grundeinstellungen zu verändern. Das erfordert eine sehr genaue Beobachtung.« Mit anderen Worten, die Vereinigten Staaten mussten damit anfangen, Südafrika auszuspionieren. Am 3.März 1977 wies Carter auf einer Vollversammlung des Nationalen Sicherheitsrates die CIA an, Nachforschungen darüber anzustellen, wie sich Südafrika und sein rassistischer Verbündeter Rhodesien wirtschaftlich und politisch unter Druck setzen ließen.
    Das Problem sei gewesen, dass »niemand gewillt war, Afrika Aufmerksamkeit zu schenken«, erklärte Frank Carlucci, der unter Carter stellvertretender Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes war. »Alles konzentrierte sich bei uns auf die Sowjetunion. Eine der wichtigsten Aufgaben der Leute in unseren Filialen in Afrika bestand darin, die dort stationierten Sowjets zu testen und anzuwerben. Das hatte oberste Priorität.«
    Die Sowjets unterstützten den mächtigsten Gegner der Apartheid, den Afrikanischen Nationalkongress. Der Anführer des ANC, Nelson Mandela, wurde 1962 verhaftet und saß seitdem im Gefängnis, zum Teil dank der Mitwirkung der CIA. Die Agency hatte aufs engste mit dem südafrikanischen Staatssicherheitsbüro (BOSS) zusammengearbeitet. Die CIA-Beamten hätten »den Schulterschluss mit der Sicherheitspolizei Südafrikas« geübt, erklärte Gerry Gossens, der unter den Präsidenten Nixon, Ford und Carter Bürochef in vier verschiedenen afrikanischen Ländern war. »Es hieß, sie seien es gewesen, die Mandela schnappten.«
    1977 begann Gossens, den in Rhodesien herrschenden Ian Smith, einen unerschütterlichen Verfechter der rassischen Überlegenheit der Weißen, sowie Kenneth Kaunda, den proamerikanischen Präsidenten Sambias, auszuforschen. Als Büroleiter in der Hauptstadt Lusaka traf Gossens regelmäßig mit Präsident Kaunda und seinem Sicherheitsdienst zusammen. Er fing an, sich ein Bild zu machen von den schwarzen und weißen bewaffneten Kräften, die im ganzen südlichen Afrika einander gegenüberstanden: »Wir mussten herausbringen, wie viele Russen, Tschechen, Ostdeutsche und Nordkoreaner Waffen lieferten und in der Ausbildung tätig waren. Konnten sie die Rhodesier überwältigen? Wir mussten mit Leuten in die Reihen der führenden Regierungen eindringen.«
    Im Jahr 1978 wurde Gossens dann der neue Büroleiter in Pretoria. Aus Washington bekam er die Anweisung, die weiße Regierung Südafrikas auszuspionieren. Die CIA war jetzt Teil eines ehrgeizigen amerikanischen Versuchs, die Sowjets aus dem südlichen Afrika hinauszudrängen und die Unterstützung schwarzafrikanischer Regierungen zu gewinnen.
    »Zum ersten Mal in der Geschichte«, berichtete er, »bekam ich die Anweisung, einseitige Operationen gegen BOSS in Gang zu setzen. Ich holte neue Leute rein, die der Regierung unbekannt waren. Ich suchte mir neue Angriffspunkte im Militär Südafrikas, in ihrem Atomprogramm und in ihrer Politik gegenüber Rhodesien. Die Botschaft spürte mit aller Kraft der Frage nach: ›Was führt die Regierung Südafrikas im Schilde?‹« Zwei Jahre lang sammelte die CIA Informationen über die beiden Apartheid-Regime. Dann verhaftete die Geheimpolizei Rhodesiens drei CIA-Beamte, die sich stümperhaft in eine Falle hatten locken lassen. Der südafrikanische Nachrichtendienst enttarnte einen vierten. Frank Wisner jr., der damals als der neue amerikanische Botschafter nach Sambia kam, erinnerte sich: »Meine kritischste Situation, meinen schwierigsten Moment bescherte mir ein Spionageskandal, in den ein CIA-Beamter verwickelt war.«
    Durch die aufgeflogenen Unternehmen in Panik versetzt, fing die Zentrale der Agency an, die Operationen zu beenden und die Spione abzuziehen. Die Bemühungen der CIA, den menschenrechtspolitischen Auftrag des Präsidenten zu erfüllen, kamen jäh zum Erliegen.
    »Die haben eine ganz eigene Kultur«
    Die moralische Haltung der Regierung Carter wirkte sich auf die Moral in der CIA-Zentrale ungünstig aus. Admiral Turner bemühte sich, Carters Versprechen, niemals das

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