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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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wettergegerbten Männern aus den Bergen. »Ich erklärte ihnen, ich sei besorgt, dass sie Waffen abzweigten, um sich entweder für eine spätere Gelegenheit zu bevorraten oder sie – ›Gott bewahre!‹, sagte ich – weiterzuverkaufen. Und sie lachten und sagten: ›Sie haben völlig recht! Einen Teil der Waffen halten wir vorrätig. Weil eines Tages die Vereinigten Staaten nicht mehr da sein und wir in unserem Kampf auf uns selbst gestellt sein werden.‹«
    Die Leiter des pakistanischen Geheimdienstes, denen die Verteilung der Waffen und der Gelder der CIA oblag, begünstigten die afghanischen Fraktionen, die sich als die kampfstärksten erwiesen. Diese Fraktionen waren zufällig auch die am stärksten islamistischen. Niemand konnte sich vorstellen, dass die heiligen Krieger sich in ihrem Dschihad irgendwann gegen die Vereinigten Staaten kehren könnten.
    »Bei verdeckten Aktionen«, meinte McMahon, »muss man immer bedenken, wohin sie letztlich führen können, ehe man mit ihnen beginnt. Und das tun wir nicht immer.«
    »Ein brillanter Plan«
    Im Mai 1981 fingen die Sowjets an, die Rhetorik und die tatsächlichen Absichten der Regierung Reagan gegeneinander abzuwägen, und bekamen Angst vor einem Überraschungsangriff der Vereinigten Staaten. Sie versetzten ihr Land in einen Atomkriegs-Alarmzustand, den sie zwei Jahre lang aufrechterhielten. Die Supermächte rückten einem versehentlichen Kriegsausbruch ungemütlich nahe, ohne dass die CIA eine Ahnung davon hatte. Ein Jahrzehnt später kam Bob Gates zu dem Ergebnis, dass »wir damals die wachsende Verzweiflung der Männer im Kreml nicht mitbekamen (…) wie fußkrank, isoliert und selbstbezogen sie waren, wie paranoid und angsterfüllt«. So Gates, der führende Analyst der Agency für den Bereich der Sowjetunion und der entschiedenste Verteidiger der Leistungen der CIA in diesem Bereich.
    Hätten die Sowjets im Sommer des gleichen Jahres eine private Unterhaltung zwischen dem französischen Präsidenten François Mitterrand und Präsident Reagan mithören können, sie hätten allen Grund gefunden, sich zu fürchten.
    Im Juli 1981 nahm Mitterrand auf einem Wirtschaftsgipfel in Ottawa Reagan zur Seite. Durch Dolmetscher, die gleichzeitig als Spione fungierten, wurde es ruchbar: Der französische Nachrichtendienst verfügte über einen Überläufer aus dem KGB namens Oberst Wladimir Wetrow. Mitterrand meinte, die Vereinigten Staaten sollten sich anschauen, was er zu bieten hatte. Seine Akte, Codename Lebewohl-Dossier, wurde Vizepräsident Bush und Bill Casey übergeben. Der Nationale Sicherheitsrat und die CIA brauchten sechs Monate, um die Tragweite der Informationen zu erfassen. Wetrow war mittlerweile durchgedreht und hatte einen Kollegen beim KGB umgebracht. Er wurde verhaftet, vernommen und hingerichtet.
    Das Lebewohl-Dossier umfasste viertausend Schriftstücke, die ganze Arbeit, die eine Einheit in der KGB-Abteilung für Wissenschaft und Technik im Laufe eines Jahrzehnts geleistet hatte. Die Gruppe trug den Namen Linie X. Sie arbeitete mit jedem wichtigen Nachrichtendienst in Osteuropa zusammen. Sie stahl amerikanisches Knowhow, besonders im Software-Bereich, wo die Vereinigten Staaten damals einen Vorsprung von einem Jahrzehnt vor den Sowjets hatten. Die Bemühungen des KGB um die Entwendung technischer Kenntnisse erstreckten sich von den langweiligsten internationalen Messen bis hin zum dramatischen Andockmanöver zwischen den Raumfahrzeugen Apollo und Sojus im Jahr 1975.
    Das Dossier enthielt Hinweise darauf, dass die Sowjets amerikanische Software für Flugzeugradarsysteme geklont hatten. Es deutete auf Pläne der sowjetischen Militärkonstrukteure hin, eine neue Generation von Militärflugzeugen zu bauen und das Ziel einer Verteidigung gegen Interkontinentalraketen zu verfolgen, das schwer zu erreichen war. Es machte Scharen von sowjetischen Nachrichtenoffizieren namhaft, deren Auftrag der Diebstahl amerikanischer Technik in den Vereinigten Staaten und in Westeuropa war.
    Amerika schlug zurück. »Es war ein brillanter Plan«, sagte Richard V. Allen, der erste Berater Reagans in Fragen der nationalen Sicherheit, dessen Mitarbeiter den Plan entwarfen. »Wir fingen an, den Sowjets fehlerhafte Technik zuzuspielen, schlechte Computertechnik, schlechte Ölbohrtechnik. Wir spielten ihnen massenhaft Informationen zu, ließen sie Sachen stehlen, über die sie sich diebisch freuten.« Beamte des FBI ließen unter der Maske verräterischer Angestellter des

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