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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Nahostabteilung im Geheimdienst aufstieg. Ab Ende 1973 handelten Salameh und Ames eine Vereinbarung aus, dass die PLO keine Amerikaner angreifen werde. Vier Jahre lang tauschten sie nachrichtendienstliche Informationen über ihre wechselseitigen Feinde in der arabischen Welt aus. Während dieser Zeit waren die Berichte der CIA über den Terrorismus im Nahen Osten besser denn je zuvor oder jemals danach. Die Berichte machten deutlich, dass der Terrorismus nicht einfach nur ein staatlich lanciertes Unternehmen war, sondern dass er in der Wut der Entrechteten wurzelte. Eine Studie der CIA vom April 1976 kam zu dem Ergebnis, »die zukünftige Tendenz« bestehe »in der Entwicklung einer komplexen Unterstützerbasis für grenzüberschreitende terroristische Aktivitäten, die vom staatlich organisierten internationalen System weitgehend unabhängig – beziehungsweise nur schwer oder gar nicht zu kontrollieren – sind«.
    Nachdem der israelische Geheimdienst 1978 Salameh zur Vergeltung für München ermordet hatte, verschwand diese Sichtweise aus den Berichten der CIA und tauchte eine Generation lang nicht mehr auf. Beim Amtsantritt Präsident Reagans verfügte die CIA über so gut wie keine brauchbaren Informationsquellen, was den Terrorismus im Nahen Osten betraf.
    »Lange Zeit hindurch zu wenig Informationen«
    Am Freitag, dem 16.Juli 1982, dem Tag, an dem er als Außenminister vereidigt wurde, sah sich George Shultz mit einer internationalen Krise im Libanon konfrontiert. Den zweiten Anruf, den er an diesem Tag von seinem neuen Büro aus tätigte, führte er mit Bob Ames, der mittlerweile der führende Analyst der CIA für die arabische Welt war.
    Ames war der einflussreichste CIA-Beamte seiner Generation – ein »Ausnahmetalent«, wie Bob Gates sagte. Hoch gewachsen, gut aussehend, ein Liebhaber handgefertigter Cowboystiefel, verkehrte er persönlich mit Arafat, König Hussein von Jordanien und den führenden Politikern im Libanon. Zu den Agenten, die er für die CIA angeworben hatte, zählte Baschir Dschemajel, ein starker Mann auf der politischen Bühne Beiruts, ein maronitischer Christ und die hochrangigste Informationsquelle der CIA im Libanon.
    Das maronitische Netzwerk der CIA bildete einen Machtfaktor im Libanon. Dass sich die CIA völlig darauf verließ, machte sie blind dafür, wie abgrundtief die Mehrheit im Libanon die maronitische Minderheit hasste. Die hier aufgestaute Wut war ein Hauptgrund für den Bürgerkrieg, der die Nation auseinanderbrechen ließ und den Weg für die israelische Invasion im Juni 1982 ebnete.
    Im August zerfiel das Land bereits in Stücke – Muslime kämpften gegen Christen, Muslime gegen Muslime. Dschemajel, den die Vereinigten Staaten und Israel massiv unterstützten, wurde vom libanesischen Parlament zum Präsidenten gewählt. Wieder einmal hatte die CIA den Führer eines anderen Landes auf ihrer Gehaltsliste. Dschemajel persönlich verbürgte sich gegenüber der CIA für die Sicherheit der Amerikaner im Libanon, nachdem die Streitkräfte der PLO das Land geräumt und Israel sein brutales Bombardement Beiruts beendet hatten.
    Am 1.September verkündete Präsident Reagan ein umfassendes Programm zur Neugestaltung des Nahen Ostens. Eine kleine Gruppe, zu der auch Bob Ames gehörte, hatte es heimlich ausgearbeitet. Sein Erfolg stand und fiel mit einem harmonischen Zusammenwirken Israels, des Libanon, Syriens, Jordaniens und der PLO unter der Leitung der Vereinigten Staaten. Es überlebte ganze zwei Wochen.
    Am 14.September kam Präsident Dschemajel ums Leben, als eine Bombe sein Hauptquartier zerstörte. Zur Vergeltung schlachteten die maronitischen Verbündeten der CIA, unterstützt von israelischen Truppen, rund siebenhundert palästinensische Flüchtlinge ab, die in den Elendsvierteln von Beirut gestrandet waren. Frauen und Kinder wurden unter Steinhaufen begraben. Als Reaktion auf die Morde und die Empörung, die sie auslösten, schickte Präsident Reagan ein Kontingent Marinesoldaten, die den Frieden sichern sollten. Es gab aber gar keinen Frieden zu sichern.
    Während die Marinesoldaten landeten, »waren die Leute von der Agency mit dem Versuch beschäftigt, ihre zerstörten Kontaktnetze so weit wie möglich wiederherzustellen«, erzählte Robert S. Dillon, der amerikanische Botschafter im Libanon. »Sie blieben – vermutlich auf gefährliche Weise – mit den Maroniten verbandelt.«
    Mit der Wiederherstellung ihrer Position in Beirut beschäftigt, bekam die CIA nicht

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