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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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für die hellsten Köpfe Amerikas besaß«; sie waren »Karrieristenspione, die sich mehr Sorgen um ihre Rente und ihre Krankenversicherung machten als um den Schutz der Demokratie«.
    Der Kongress unterstützte nachdrücklich die Bemühungen um eine größere, bessere, stärkere und gewieftere CIA. Aber den Krieg in Mittelamerika unterstützte er nicht. Und auch das amerikanische Volk tat das nicht. Reagan fand es nie nötig, zu erklären, warum dieser Krieg sinnvoll war. Und die meisten Amerikaner waren auch wenig begeistert von einigen der Verbündeten der CIA – den Führern der diktatorischen Nationalgarde Nicaraguas, den Stoßtrupps der argentinischen Militärjunta, den mordlustigen Obersten der honduranischen Armee und den Führern der Todesschwadronen in Guatemala.
    Die Kontrollmittel des Kongresses gegenüber der CIA hatten sich bis 1981 allmählich zu einem Instrument entwickelt, mit dem sich etwas anfangen ließ. Jetzt gab es zwei für den Nachrichtendienst zuständige Ausschüsse, einen im Senat und einen im Repräsentantenhaus, denen die Pläne des Präsidenten für verdeckte Aktionen zur Überprüfung zugeleitet werden mussten. Casey vermochten diese Kontrollvorrichtungen nicht zu bremsen. Bob Gates zufolge »machte sich Casey vom Tage seiner Amtseinführung an der Missachtung des Kongresses schuldig«. Musste er vor dem Ausschuss aussagen, so nuschelte und verdunkelte er und log gelegentlich sogar, was das Zeug hielt. »Ich hoffe, daran werden sich die Schufte die Zähne ausbeißen!«, erklärte er einmal, als er aus einer Anhörung kam. Die Täuschungsmanöver des Direktors machten Schule. Viele der leitenden Mitarbeiter Caseys lernten die hohe Kunst, bei Befragungen »auf eine eigentümlich ausweichende Art« zu antworten, wie es der Leiter von Caseys Spezialeinheit für Mittelamerika, Allen Fiers, ausdrückte. Andere leisteten Widerstand. Admiral Inman trat nach fünfzehn Monaten als Stellvertretender Direktor zurück, weil »ich ihn in einer Reihe von Fällen dabei erwischt habe, dass er mich belog«.
    Mit seinen Lügen suchte Casey sich den straffer werdenden Fesseln der gesetzlichen Kontrolle zu entziehen. Wenn der Kongress die CIA-Operationen in Mittelamerika nicht finanzieren wollte, dann suchte er nach privaten Geldgebern oder nach einem spendierfreudigen ausländischen Potentaten und umging so das Gesetz.
    Trotz der unverhohlenen Verachtung, mit der Casey den Kongressausschüssen begegnete, räumten ihm diese große Bewegungsfreiheit ein auf der Basis »globaler Befunde«, Reagans präsidialer Ermächtigungen zu verdeckten Aktionen gegen wirkliche oder vermeintliche Bedrohungen rund um die Welt. Viele der Operationen der CIA erschienen in Caseys Konzeption als groß angelegte Vorhaben zur Stärkung eines amerikanischen Verbündeten oder zur Schwächung eines Feindes Amerikas. Letztlich aber erschöpften sie sich darin, Waffen an irgendwelche Kriegsherren zu liefern. Mit einer der ersten wurde zehn Tage nach dem Amtsantritt Caseys begonnen. Sie dauerte zehn Jahre.
    Durch einen globalen Befund im Januar 1981 wurde die CIA angewiesen, etwas gegen den libyschen Diktator Umar Muammar Gaddafi zu unternehmen, der radikalen Bewegungen überall in Europa und in Afrika als Waffenlieferant diente. Auf der Suche nach einer Operationsbasis gegen Libyen machte sich die CIA daran, die Regierung des benachbarten Staates Tschad, eines der ärmsten und isoliertesten afrikanischen Länder, ihrem Einfluss zu unterwerfen. Der Agent, der das bewerkstelligen sollte, war Hissan Habré, der Verteidigungsminister des Tschad, der sich mit seiner Regierung überworfen und mit zweitausend Kämpfern im westlichen Sudan verschanzt hatte. »Aufgrund einer Entscheidung Caseys begannen amerikanische Hilfslieferungen zu fließen«, berichtete Botschafter Don Norland, der ranghöchste amerikanische Diplomat, der zu Beginn der Reagan-Ära im Tschad akkreditiert war. »Die CIA war in die ganze Operation tief verstrickt. Habré erhielt direkte und indirekte Unterstützung.«
    Ihrer offiziellen außenpolitischen Linie zufolge bemühten sich die Vereinigten Staaten um eine friedliche Lösung des Parteienstreits im Tschad. Habré hatte an seinem eigenen Volk zahllose Gräueltaten verübt; er vermochte nur mit brutaler Gewalt zu herrschen. Die CIA, die wenig über Habré und seine Vorgeschichte wusste, half ihm 1982 dabei, im Tschad die Macht zu ergreifen. Sie unterstützte ihn, weil er ein Feind Gaddafis war.
    Flugzeuge der CIA

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