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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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zurückzuerobern.
    Casey überzeugte den Präsidenten davon, dass die von der CIA geschaffene kleine Armee das Land im Sturm erobern könne. Ohne ihr erfolgreiches Eingreifen, führte er Reagan warnend vor Augen, werde möglicherweise ein Heer von lateinamerikanischen Linken aus Mittelamerika nach Norden vordringen und Texas bedrohen. Die Analysten der CIA widersprachen ihm. Nach ihrer Meinung konnten die Contras nicht gewinnen; sie fänden im Volk keine Unterstützung. Casey sorgte dafür, dass die Ansichten der Neinsager das Weiße Haus gar nicht erst erreichten. Um sie kaltzustellen, schuf er eine Spezialeinheit für Mittelamerika mit eigenem »Kriegsraum«, wo die Beamten, die für die verdeckten Aktionen zuständig waren, die Unterlagen frisierten, die Gefahren übertrieben, die Erfolgsaussichten schönmalten und Berichte aus dem Feld aufmotzten. Gates berichtete, er habe Casey wegen des Kriegsraumes jahrelang »die Hölle heißgemacht«, allerdings ohne Erfolg.
    Casey verlieh seinen Plänen dadurch Schwung, dass er Duane Clarridge zum Leiter der Lateinamerika-Abteilung des Geheimdienstes berief. Knapp fünfzig Jahre alt, trinkfest und trotz einer frühen Herzattacke Zigarren paffend, hatte Clarridge nie in Lateinamerika gedient, sprach auch kein Spanisch und hatte so gut wie keine Ahnung von der Region. »Nehmen Sie sich ein oder zwei Monate frei und denken Sie grundlegend darüber nach, was sich in Bezug auf Mittelamerika machen lässt«, sah sich Clarridge von Casey aufgefordert. »Damit war für ihn eigentlich schon alles gesagt. Man brauchte kein Ballistikexperte zu sein, um zu wissen, welche Maßnahmen erforderlich waren.« Er habe sich einen Zweipunkteplan ausgedacht, sagte Clarridge: »›Führen wir Krieg in Nicaragua und fangen wir damit an, Kubaner zu killen.‹ Genau das wollte Casey hören, und er sagte zu mir: ›Okay, legen Sie los und machen Sie’s!‹«
    Am Tag, an dem der erste Schuss fiel, traf Reagans Botschafter für Nicaragua, Anthony Quainton, dort ein, um sein Amt anzutreten. »Der heimliche Krieg begann am 15.März 1982, als die CIA durch nicaraguanische Agenten die Brücken sprengen ließ, die Nicaragua mit Honduras verbanden«, erzählte er. »Ich stieg mit meiner Frau aus dem Flugzeug, fand mich in einem Blitzlichtgewitter und einem Wald von Mikrofonen wieder und wurde gefragt, was ich von den morgendlichen Entwicklungen, der Sprengung der Brücken, hielt und wie sich das auf die bilateralen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Nicaragua auswirken werde.«
    »Man hatte mich nicht darüber informiert, dass die Geschichte an diesem Tag passieren sollte«, sagte Botschafter Quainton. »Die CIA verfolgte ihre Pläne ganz eigenständig.«
    Der geheime Krieg blieb nicht lange geheim. Am 21.Dezember 1982 verabschiedete der Kongress ein Gesetz, das die CIA auf ihren erklärten Auftrag beschränkte, den Fluss kommunistischer Waffen in Mittelamerika zu unterbinden. Der Agency wurde untersagt, ihre Gelder für die Vertreibung der Sandinisten einzusetzen. Präsident Reagan hielt an seiner fiktiven Version der Dinge fest und behauptete weiterhin, die Vereinigten Staaten seien nicht darauf aus, das Regime in Nicaragua zu stürzen; diese Versicherung gab er auf einer gemeinsamen Sitzung der beiden Häuser des Kongresses ab. Das war das erste Mal, dass der hochgeschätzte Präsident den Kongress belog, um verdeckte Operationen der CIA zu schützen. Das letzte Mal sollte es freilich nicht bleiben.
    »Scheiß auf den Kongress«
    Vom Kongress bekam Casey während seiner ersten beiden Jahre im Amt 100 Millionen Dollar an neuen Geldmitteln für den Geheimdienst bewilligt. Die im Haushalt des Pentagons versteckten Ausgaben für den amerikanischen Nachrichtendienst stiegen steil auf über 30 Milliarden Dollar an, während der Etat der CIA selbst 3 Milliarden Dollar überstieg. Das war mehr Geld, als für die Programme und die Gesamtheit der verdeckten Aktionen der CIA nötig war.
    Einen Teil dieses Geldsegens nutzte Casey, um im Geheimdienst fast zweitausend neue Mitarbeiter einzustellen und die Einschnitte rückgängig zu machen, die unter den Präsidenten Nixon, Ford und Carter vorgenommen worden waren. Die neu Eingestellten wussten weit weniger gut in der Welt Bescheid als ihre Vorgänger. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie aus dem Militär kamen oder Zeit im Ausland verbracht hatten, war weit geringer. Sie bildeten laut Clarridge den »lebenden Beweis, dass die CIA keine Anziehungskraft mehr

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