CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
flogen die Waffen nach Nordafrika, koordiniert wurden die Lieferungen vom Nationalen Sicherheitsrat. Bei dieser umfänglichen Geheimoperation wurde Casey zum ersten Mal auf einen jungen Lieutenant Colonel aus dem Stab des Nationalen Sicherheitsrates mit Namen Oliver North aufmerksam. David Blakemore, der an der Tschad-Operation als Militäradjutant mitwirkte, nahm in einer Freitagnacht Ende 1981 einen dringenden Anruf von North entgegen. »Er fragte, warum es so lange dauere, die Ausrüstung in den Tschad zu schaffen. Er verlangte, dass der Transport umgehend losgeschickt wurde.
›Also, Colonel North‹, sagte ich, ›ist ja schön und gut. Wir haben den Kongress informiert, und nun heißt es warten, und dann schicken wir es gleich los. Wir wissen, wie dringlich es ist.«
›Scheiß auf den Kongress‹, war North’ Antwort. ›Schickt das Zeug augenblicklich los.‹ Was wir dann auch taten.«
Tausende kamen beim Kampf Habrés und seiner Streitkräfte um die Macht im Tschad ums Leben. Als die Kämpfe heftiger wurden, bewaffnete die Agency Habré mit Stinger-Raketen, der weltweit besten tragbaren Flugabwehrwaffe. Nach Botschafter Norlands Schätzung kostete es die Vereinigten Staaten »vielleicht eine halbe Milliarde Dollar, ihn an die Macht zu bringen und acht Jahre lang dort zu halten«. Die amerikanische Unterstützung für den Tschad – Caseys Politik – sei, meinte er, »eine Fehlentscheidung« gewesen. Freilich hätten nur wenige Amerikaner je von dem Land gehört, geschweige denn sich für sein Schicksal interessiert. Noch weniger unter ihnen wussten, dass der CIA-Verbündete Habré die ganzen achtziger Jahre hindurch direkte Unterstützung von Saddam Hussein erhielt.
Am Vorabend des Golfkrieges im Jahr 1991 gegen den Irak stellte die CIA fest, dass von den Stinger-Raketen, die sie in den Tschad geliefert hatte, etwa ein Dutzend fehlten und niemand sagen konnte, wohin sie verschwunden waren. Denkbar, dass sie sich in Saddams Hand befanden. Als Außenminister James A. Baker davon erfuhr, war er wie vom Donner gerührt. Zu Beginn der verdeckten Aktion in Sachen Tschad hatte er das Amt des Stabschefs im Weißen Haus inne; aber über den Verlauf der Operation war er nicht mehr informiert worden. »Wozu, verdammt nochmal, haben wir dem Tschad Stinger-Raketen geliefert?«, fragte er in die Runde.
»Eines Tages werden die Vereinigten Staaten nicht mehr da sein«
Die größte Waffenlieferungsaktion der CIA war die global organisierte Aufrüstung der Mudschaheddin, der heiligen Krieger in Afghanistan, die gegen die 110 000 Mann starke sowjetische Besatzungsarmee kämpfte. Die Aktion begann im Januar 1980 unter dem Präsidenten Carter. Weil es Carters Idee gewesen war, konnte Casey sie sich nicht vorbehaltlos zu eigen machen – jedenfalls anfangs nicht. Bald aber sah er, welche Chance sie bot.
»Ich war der erste Bürochef, der je mit dem herrlichen Befehl ins Ausland geschickt wurde: ›Ziehen Sie los und killen Sie sowjetische Soldaten‹«, erklärte Howard Hart, der 1981 als Leiter des dortigen CIA-Büros nach Pakistan kam. »Man stelle sich das vor! Ich fand das toll.« Ein hehres Ziel! Der Auftrag war freilich nicht die Befreiung Afghanistans. Niemand glaubte, dass die Afghanen den Krieg tatsächlich gewinnen konnten.
Von Anfang an legten die Saudis an Unterstützung noch einmal die gleiche Summe für die Rebellen drauf wie die CIA, Dollar für Dollar. Auch die Chinesen steuerten Waffen im Wert von Millionen Dollar bei, ebenso die Ägypter und die Briten. Die CIA koordinierte die Lieferungen. Hart übergab sie dem pakistanischen Geheimdienst. Die Pakistani zweigten einen ordentlichen Teil für sich selbst ab, ehe sie das Übrige an die im Exil in Peschawar, östlich des Khyber-Passes, lebenden Führer des afghanischen Widerstands weitergaben, wobei die Rebellenführer wiederum ihre Vorräte auffüllten, ehe die Waffen überhaupt nach Afghanistan gelangten.
»Wir haben nicht versucht, den afghanischen Aufständischen vorzuschreiben, wie sie den Krieg zu führen hatten«, erklärte John McMahon. »Aber als wir die Erfolge sahen, die von den Sowjets im Kampf gegen die Mudschaheddin erzielt wurden, gewann ich die Überzeugung, dass nicht alle von uns gelieferten Waffen in den Händen afghanischer Kämpfer landeten.« Also flog er nach Pakistan und berief eine Versammlung der sieben Anführer der afghanischen Aufständischengruppen ein, angefangen von Pariser Exilpolitikern in Weichlederschuhen bis hin zu
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