CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
war Luis Posada Carriles, der gerade aus einem Gefängnis in Venezuela entkommen war, wo er wegen seiner maßgeblichen Beteiligung an dem terroristischen Bombenanschlag auf eine kubanische Passagiermaschine einsaß, bei dem dreiundsiebzig Personen umkamen.
Bis zum Sommer 1986 hatten sie neunzig Tonnen Gewehre und Munition für die Contras im südlichen Nicaragua abgeworfen. Im Juni vollzog der Kongress eine Kehrtwendung und bewilligte 100 Millionen Dollar zur Unterstützung des Krieges in Mittelamerika; die Bewilligung sollte zum 1.Oktober wirksam werden. Die CIA hatte dann wieder ihren Jagdschein zurück. Einen Augenblick lang sah es so aus, als entwickele sich der Krieg für sie nach Wunsch.
Das aufwändig kaschierte System der Waffenlieferungen war indes gerade dabei, in die Brüche zu gehen. Der Bürochef der CIA in Costa Rica, Joe Fernandez, fungierte als Luftverkehrszentrale für die geheimen Waffentransportflüge, für die er einen holprigen Landestreifen hatte roden lassen. Der neue Präsident von Costa Rica, Óscar Arias, der sich für einen Verhandlungsfrieden in Mittelamerika einsetzte, hatte Fernandez jedoch mit aller Deutlichkeit untersagt, den Landestreifen für die Bewaffnung der Contras zu nutzen. Am 9.Juni 1986 hob ein mit Waffen beladenes Flugzeug bei schlechtem Wetter vom geheimen Luftlandestützpunkt außerhalb San Salvadors ab, setzte außerplanmäßig auf dem Landestreifen auf und versank bis zu den Radachsen im Schlamm. Zitternd vor Angst und Wut hängte sich Fernandez ans Telefon, rief in San Salvador an und forderte seinen CIA-Kollegen auf, »diese Maschine auf der Stelle aus Costa Rica rauszuschaffen«. Die Sache dauerte zwei Tage.
Im gleichen Monat begann es Felix Rodriguez klar zu werden, dass jemand in der Versorgungskette – er hatte General Secord im Verdacht – aus ihrem Patriotismus Profit zog. Am 12.August versuchte er, einen anderen alten Freund, den Sicherheitsberater von Vizepräsident Bush und alten CIA-Kämpfer Don Gregg, zu alarmieren. Nach eigenem Bekunden gewann Gregg den Eindruck eines »äußerst undurchsichtigen Geschäfts«.
Am 5.Oktober 1986 feuerte ein blutjunger nicaraguanischer Soldat eine Rakete ab, die ein amerikanisches Frachtflugzeug des Typs C-123, das Waffen von San Salvador zu den Contras brachte, vom Himmel holte. Der einzige Überlebende, ein amerikanischer Frachtverlader, erzählte Journalisten, er sei von der CIA angeheuert worden. Felix Rodriguez rief in heller Panik im Büro des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten an. Während des Flugzeugabsturzes hielt sich North in Frankfurt auf, wo er versuchte, einen neuen »Waffen-gegen-Geiseln«-Handel mit dem Iran zustande zu bringen.
Am 3.November, Wochen, nachdem die Sache mit den Geheimgeschäften erstmals durch anonyme Flugblätter, die überall in den Straßen Teherans auftauchten, enthüllt worden war, wurde sie von einer kleinen Wochenzeitschrift im Libanon publik gemacht. Es sollte noch Monate dauern, bis die ganze Wahrheit aufgedeckt war, dass nämlich die iranischen Revolutionsgarden dank der freundlichen Hilfe der CIA zweitausend Panzerabwehrraketen, achtzehn hochentwickelte Flugabwehrraketen, zwei Flugzeugladungen mit Ersatzteilen und etliche nützliche Aufklärungs- und Erkundungstechnik für den Kampfeinsatz erhalten hatten. Laut Robert Oakley, dem Koordinator für antiterroristische Maßnahmen, bedeuteten die Waffenlieferungen »eine beträchtliche Steigerung der militärischen Schlagkraft des Iran. Auch die Nachrichtentechnik, die wir ihnen lieferten, war für ihn eine ziemliche Hilfe.« Dennoch waren die Iraner die Betrogenen. Zu Recht klagten sie, dass sie für die letzte Lieferung von HAWK-Ersatzteilen einen um das Sechsfache überhöhten Preis hatten zahlen müssen. Ghorbanifar selbst sah sich in die Enge getrieben; seine Gläubiger wollten Millionen von ihm, und er drohte, auszupacken, um seine Haut zu retten.
Caseys Geheimoperation löste sich auf. »Casey war derjenige, der das Ganze managte«, erklärte der Justiziar des Außenministeriums, Abraham Sofaer. »Daran besteht für mich kein Zweifel. Ich bewunderte und mochte ihn, und als ich in der Sache auspackte, war ich sicher, dass Casey mein Verhalten als Verrat betrachtete.«
Am 4.November 1986 – es war Wahltag – enthüllte der iranische Parlamentspräsident Rafsandschani, dass amerikanische Regierungsvertreter mit Geschenken im Iran erschienen waren. Am folgenden Tag notierte Vizepräsident Bush in seinem auf Band
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