CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
hatte McMahon einen Versuch der Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates unterbunden, sich über das präsidiale Verbot politischer Morde hinwegzusetzen. »Wir erhielten den Entwurf einer geheimen Regierungsdirektive, durch die wir angewiesen wurden, Terroristen durch Präventivschläge auszuschalten«, erinnerte sich McMahon. »Ich befahl meinen Leuten, den Entwurf zurückzuschicken und denen zu sagen: ›Wenn der Präsident die Regierungsdirektive widerruft, die der CIA verbietet, Morde zu begehen, erst dann nehmen wir das zur Kenntnis.‹ Das traf den Stab des Nationalen Sicherheitsrates schwer. Sie warfen sich auf die Raketen.«
Der Flug der CIA-707 war eine verdeckte Aktion, die einen Befund, eine vom Präsidenten unterzeichnete Order, erforderte. McMahon wusste, dass Reagan im Prinzip einem Tauschgeschäft »Waffen gegen Geiseln« zugestimmt hatte. Aber nach der gängigen Praxis war für die Beteiligung der CIA die Unterschrift des Präsidenten nötig. McMahon wies den hausinternen Rechtsberater an, einen rückwirkenden Befund – vergleichbar einem zurückdatierten ungedeckten Scheck – zu verfassen, der den Zentralen Nachrichtendienst ermächtigte, »privaten Gruppen bei ihrem Versuch, die im Nahen Osten festgehaltenen amerikanischen Geiseln freizubekommen, Beistand zu leisten«. Weiter hieß es dort: »Im Rahmen dieser Bemühungen kann es zur Lieferung von ausländischem Rüstungs- und Kriegsmaterial an die iranische Regierung kommen, die Schritte unternimmt, um die Freilassung der amerikanischen Geiseln zu erleichtern.«
Da stand es also schwarz auf weiß. Die CIA schickte den Befund an das Weiße Haus. Am 5.Dezember 1985 wurde er vom Präsidenten der Vereinigten Staaten unterzeichnet. Nach Maßgabe dieses Befundes und eines zweiten, der ein paar Wochen später abgefasst wurde, war Casey der letztlich Verantwortliche für das »Waffen-gegen-Geiseln«-Geschäft.
Casey zitierte Ghorbanifar nach Washington, um ihn zum iranischen Agenten bei dieser Operation zu salben. Clair George bat ihn inständig, die Sache abzubrechen: »Bill«, sagte er, »der Kerl ist echt ein Taugenichts. Das ist es wirklich nicht wert.« Dem schloss sich auch Charles Allen an, der Chef der Sondergruppe der CIA zur Lokalisierung der Geiseln. Am 13.Januar 1986 traf er sich mit Ghorbanifar und suchte dann Casey auf.
»Ich habe ihn dem Direktor als Betrüger vor Augen gestellt«, erzählte er. Casey habe geantwortet: »Na, vielleicht ist hier der Betrüger der Betrogene.« Casey bestand darauf, Ghorbanifar als Waffenhändler und Verbindungsmann zur iranischen Regierung beizubehalten. Charlie Allen wusste, dass es nur einen Grund für das Festhalten an Ghorbanifar geben konnte. Der iranische Gauner hatte dem CIA-Beamten erklärt, das Waffengeschäft könne Geldmittel für »Ollies Jungs in Mittelamerika« abwerfen.
Am 22.Januar 1986 schnitt North heimlich eine Unterhaltung mit Ghorbanifar mit. »Ich glaube, Ollie«, erklärte der Vermittler lachend, »eine bessere Chance gibt es nicht. So eine gute Gelegenheit werden wir nie wieder finden, nie wieder werden wir so reichlich Geld kriegen, alles gratis, wir holen die Geiseln gratis, das Erledigen der Terroristen kostet uns nichts, Mittelamerika bekommen wir gratis.«
Nach langem Gezänk endete die erste HAWK-Transaktion mit einem Guthaben von 850 000 Dollar auf einem von Richard Secord geführten Schweizer Bankkonto. Lieutenant Colonel North nahm das Geld und gab es den Contras. Der Iran war nun eine heimliche Geldquelle für den Krieg in Mittelamerika.
Dann teilten die Iraner mit, ihre Truppen brauchten für den Kampf gegen den Irak Aufklärungs- und Erkundungstechnik. Den Irakern hatte die CIA bereits solche Technik für den Kampf gegen die Iraner geliefert. Das ging McMahon zu weit. In einem Telegramm, das er am 25.Januar 1986 an Casey schickte, der gerade mit seinen pakistanischen Kollegen in Islamabad Gespräche führte, warnte McMahon, die CIA »leistet den falschen Leuten Hilfe und Unterstützung. Abwehrraketen zu liefern ist eines, aber wenn wir nachrichtendienstliche Technik zum Zwecke der Kriegführung liefern, dann geben wir den Iranern die nötigen Mittel für Angriffe.«
Casey schlug diesen Rat in den Wind. McMahon nahm nicht lange danach seinen Abschied als Nummer zwei in der CIA und beendete verbittert eine vierunddreißigjährige Laufbahn. Bob Gates übernahm seinen Posten.
Das Geschäft ging weiter.
»Eine prima Idee«
Seit Mitte des Sommers 1985 war die
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