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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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gesprochenen Tagebuch: »In den derzeitigen Nachrichten die Geiselfrage. Ich gehöre zu den wenigen, die alle Einzelheiten kennen. (…) Das ist eine der Operationen, bei denen strengste Geheimhaltung geübt wurde, und ich hoffe, es sickert nichts durch.«
    Am 10.November ging Casey zu einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates, die in äußerst angespannter Atmosphäre stattfand. Er drängte den Präsidenten zu einer öffentlichen Erklärung, die Vereinigten Staaten arbeiteten an einem langfristigen strategischen Plan zur Durchkreuzung der Absichten der Sowjetunion und der Terroristen im Iran – und tauschten nicht Waffen gegen Geiseln. Der Präsident betete brav nach, was ihm souffliert wurde. »Wir haben keine – ich wiederhole: keine – Waffen oder Sonstiges gegen Geiseln getauscht«, verkündete Reagan am 13.November der Nation. Wie schon beim Abschuss der U-2, beim Unternehmen in der Schweinebucht und beim Krieg in Mittelamerika log der Präsident, um die Geheimoperationen der CIA zu decken.
    Diesmal glaubten ihm nur sehr wenige.
    Es dauerte weitere fünf Jahre, bis die Geiseln freikamen. Zwei von ihnen kehrten niemals zurück. Peter Kilburn wurde ermordet. Nachdem er monatelange Folterungen und Verhöre hatte ertragen müssen, starb der CIA-Mitarbeiter Bill Buckley in Gefangenschaft.
    »Niemand in der US -Regierung wusste etwas«
    Der Kongressausschuss für die Nachrichtendienste hatte ein Wörtchen mit Bill Casey zu reden, aber der folgte dem bewährten Brauch und flog in dem für die CIA kritischen Moment außer Landes.
    Am Sonntag, dem 16.November, flog Casey nach Süden, um die Truppen in Mittelamerika zu besuchen; seinem Stellvertreter Bob Gates überließ er es, den Scherbenhaufen aufzusammeln. Die Anhörungen wurden auf den kommenden Freitag vertagt. Die fünf Tage bis zu diesem Termin zählten zu den schlimmsten in der Geschichte der Organisation.
    Am Montag versuchten Gates und seine Untergebenen, eine Chronologie des Geschehenen zusammenzutragen. Clair George und dem Geheimdienst übertrug der Direktor die Aufgabe, seine Aussage vor dem Kongress vorzubereiten. Dabei bestand keine Absicht, die Wahrheit zu sagen.
    Am Dienstag zitierten Mitarbeiter des Ausschusses für die Nachrichtendienste George zu einer nicht öffentlichen Anhörung in einem hermetisch abgedichteten, abhörsicheren Raum in der Kuppel des Kapitols. Er wusste, dass die CIA vor einem Jahr ohne gesetzliche Grundlage Waffen gegen Geiseln getauscht hatte. Als man ihm mit Fragen zusetzte, tat er das Gleiche wie fünf Tage zuvor der Präsident – er log.
    Noch in der Nacht schickte Gates einen von Caseys Assistenten nach Mittelamerika, damit er Casey eine Abschrift des Entwurfs seiner geplanten Aussage und ihn selbst zurück in die Zentrale brachte. Während er am Mittwoch nach Washington zurückflog, fing Casey an, auf einem Notizblock eine neue Fassung seiner Aussage zu entwerfen. Er musste aber bald feststellen, dass er seine eigene Handschrift nicht entziffern konnte. Er begann blumige Sätze in ein Diktiergerät zu sprechen. Er verhedderte sich und schob die Arbeit beiseite.
    Am Donnerstag ging Casey mit dem ursprünglichen Entwurf in seiner Akentasche zu einem Treffen mit North und Poindexter. Während sie die Köpfe zusammensteckten, kritzelte Casey auf seinen Entwurf den Satz: »Niemand in der US-Regierung wusste etwas«, wobei sich der Satz auf den HAWK-Flug der CIA im November 1985 bezog. Das war eine außerordentlich unverfrorene Lüge. Nach der Rückkehr in die Zentrale kam er im Konferenzraum des im siebten Stock gelegenen Direktorats mit dem größten Teil der Führungsspitze der Agency und vielen der Beamten zusammen, die unmittelbar an den Waffenlieferungen für den Iran mitgewirkt hatten.
    »Die Versammlung war eine totale Katastrophe«, erinnerte sich der Leiter von Caseys Büro, Jim McCullough. Dave Gries, einem anderen engen Mitarbeiter von Casey, zufolge »war niemand der Anwesenden im Stande – oder willens –, alle Teile des Iran-Contra-Puzzles zu einem vollständigen Bild zusammenzusetzen«.
    »Bei dem Treffen herrschte eine surrealistische Atmosphäre«, erinnerte sich Gries. »Viele der Teilnehmer waren offenbar mehr daran interessiert, sich selbst zu schützen, als Casey zu helfen, der einen erschöpften Eindruck machte und manchmal den Faden verlor. McCullough und mir war klar, dass wir am nächsten Morgen mit einem arg konfusen Direktor vor den Kongress ziehen würden.«
    Am Freitag sagte Casey hinter

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