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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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geheim waren. Beim OPC aber waren nicht nur die Operationen geheim, es war auch geheim, dass es diese Organisation überhaupt gab. In den ersten fünf Jahren war sie – und das muss man betonen, weil es heute nur wenigen Leuten bewusst zu sein scheint – in der US-Regierung das Aller geheimste nach den Atomwaffen.« Und ähnlich den ersten Atomwaffen, deren Testexplosion stärker war, als die Konstrukteure es erwartet hatten, wuchs Wisners Betrieb für Geheimaktionen schneller und zog weitere Kreise, als irgendjemand vermutet hätte.
    McCargar hatte während des Zweiten Weltkrieges für das Außenministerium Schwerstarbeit in der Sowjetunion geleistet, wo er rasch lernte, dass »sich die Aufgaben letztlich nur mit geheimen Methoden bewältigen ließen«. Später schleuste er im Alleingang führende ungarische Politiker aus Budapest heraus und brachte sie in einen Wiener Unterschlupf, den Al Ulmer, erster Leiter des CIA-Büros in der besetzten österreichischen Hauptstadt, aufgetan hatte. Die beiden Männer wurden Freunde, und als sie sich im Sommer 1948 in Washington wiedertrafen, lud Ulmer McCargar zu einem Gespräch mit seinem neuen Chef ein. Wisner bat beide zum Frühstück ins Hay-Adams-Hotel, das extravaganteste in ganz Washington, direkt auf der anderen Seite des vor dem Weißen Haus gelegenen Lafayette-Parks. Vom Fleck weg wurde McCargar für die Arbeit in der Zentrale engagiert, wo er für sieben Länder – Griechenland, die Türkei, Albanien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Jugoslawien – verantwortlich war. Als er im Oktober 1948 seine Stelle antrat, »waren wir«, wie er sagte, »erst zehn Leute, Wisner, ein paar Mitarbeiter, die Sekretärinnen und ich – im Ganzen zehn. Nach einem Jahr waren wir 450 und einige Jahre später viele Tausende.«
    »Wir wurden angesehen wie Könige«
    Wisner schickte Al Ulmer nach Athen, von wo aus er über zehn Länder im ganzen Mittelmeer-, Adria- und Schwarzmeerraum berichtete. Der neue Leiter des Athener Büros erwarb eine Villa in Hügellage mit Blick über die Stadt; der Gebäudekomplex war umgeben von einer Mauer, ausgestattet mit einem 18 Meter langen Speisezimmer und flankiert von Diplomatennachbarn aus feinsten Kreisen. »Wir hatten die Verantwortung«, sagte Ulmer viele Jahre später, »wir erledigten alles. Wir wurden angesehen wie Könige.«
    Die CIA begann, besonders ehrgeizigen griechischen Offizieren in der Armee und im Nachrichtendienst insgeheim politische und finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen und vielversprechende junge Männer zu rekrutieren, die vielleicht eines Tages an der Spitze der Nation stehen würden. Die Beziehungen, die man pflegte, könnten sich später einmal auszahlen. Zuerst in Athen und Rom, dann in ganz Europa hofften nun Politiker, Generäle, Spionagechefs, Zeitungsverleger, Gewerkschaftsbosse, Kulturverbände und religiöse Vereinigungen bei der CIA auf Geld und Ratschläge. »Einzelpersonen, Gruppen und Nachrichtendienste begriffen rasch, dass es da draußen in der Welt eine Macht gab, um die sie sich scharen konnten«, so heißt es in einer Geheimchronik der CIA, die die ersten Jahre von Wisners Regiment schildert.
    Seine Dienststellenleiter brauchten Geld. Mitte November 1948 flog Wisner nach Paris, um sich mit Averell Harriman, dem damaligen Direktor des Marshall-Plans, zu besprechen. Sie trafen sich im Hôtel de Talleyrand, das vor langer Zeit der Wohnsitz von Napoleons Außenminister gewesen war, in einer Zimmerflucht mit goldverzierter Wandtäfelung. Unter den Augen einer Marmorbüste von Benjamin Franklin bot Harriman Wisner an, so tief in den Grabbelsack mit Marshall-Plan-Dollars zu greifen, wie er nur wollte. Ausgestattet mit dieser Vollmacht, kehrte Wisner nach Washington zurück, wo er mit Richard Bissell, dem Hauptverwalter des Plan-Fonds, zusammentraf. »Ich war ihm schon bei Geselligkeiten begegnet«, erinnert Bissell sich später, »ich kannte und vertraute ihm. Er gehörte in unseren engsten Kreis.« Wisner kam sofort zur Sache. Zuerst war Bissell etwas sprachlos, aber »Wisner nahm sich Zeit und zerstreute wenigstens einige meiner Bedenken, indem er mir versicherte, Harriman habe dem Vorgehen zugestimmt. Als ich in ihn drang und wissen wollte, wie das Geld verwendet werden würde, erklärte er, das könne er mir nicht sagen.« Bissell sollte es schon recht bald erfahren. Ein Jahrzehnt später übernahm er Wisners Posten.
    Wisner schlug vor, mit Geldern aus dem Plan den Einfluss der Kommunisten auf die

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