CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Geheimklausel, die der CIA die Genehmigung zu politischer Kriegführung erteilte. Damit konnte sie unzählige Millionen Dollar aus den Geldern des Marshall-Plans abziehen.
Es funktionierte überraschend einfach. Nachdem der Kongress dem Marshall-Plan zugestimmt hatte, bewilligte er etwa 13,7 Milliarden Dollar für einen Zeitraum von fünf Jahren. Ein Land, das aus dem Plan Unterstützungsgelder erhielt, musste eine gleich hohe Summe in eigener Währung beiseitelegen. Fünf Prozent der Gelder – alles in allem 685 Millionen Dollar – wurden der CIA von den Überseebüros des Plans zur Verfügung gestellt.
Das Geheimnis dieses weltweiten Geldwäschesystems wurde erst geraume Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges aufgedeckt. Überall in Europa und Asien, wo der Plan Erfolg hatte, waren auch die amerikanischen Spione erfolgreich. »Wir schauten weg und halfen ihnen ein bisschen«, so Colonel R. Allen Griffin, damals verantwortlich für die Fernost-Abteilung des Marshall-Plans. »Wir ermunterten sie, uns in die Tasche zu greifen.«
Geheimgelder waren das Zentrum der Geheimoperationen. Damit besaß die CIA eine unerschöpfliche Quelle unkontrollierbarer Finanzmittel.
In einem als streng geheim eingestuften Schreiben, das am 4.Mai 1948 etwa zwei Dutzend Leute im Außenministerium, im Weißen Haus und im Pentagon erhielten, verkündete Kennan den »Beginn der organisierten politischen Kriegführung« und forderte die Gründung eines neuen Geheimdienstes, der weltweit verdeckte Operationen durchführen sollte. Unmissverständlich erklärte er, Marshall-Plan, Truman-Doktrin und die Geheimoperationen der CIA seien integrale Bestandteile einer großen, gegen Stalin gerichteten Strategie.
Das Geld, das die CIA vom Marshall-Plan abzweigte, sollte ein ganzes Netz von Tarnorganisationen finanzieren – eine Fassade, bestehend aus öffentlichen Ausschüssen und Räten, in denen prominente Bürger den Vorsitz innehaben. Da die Kommunisten in ganz Europa bereits Tarnorganisationen – Verlagshäuser, Zeitungen, Studentenverbände, Gewerkschaften – hätten, wolle die CIA jetzt ihre eigenen aufbauen. Diese Organisationen sollten ausländische Agenten anwerben: Emigranten aus Osteuropa, Flüchtlinge aus Russland. Die Ausländer sollten dann unter Führung der CIA in den freien Staaten Europas politische Untergrundgruppen ins Leben rufen. Und dieser Untergrund sollte die Fackel an »radikale Befreiungsbewegungen« hinter dem Eisernen Vorhang weiterreichen. Für den Fall, dass der Kalte Krieg sich aufheizen würde, hätten die Vereinigten Staaten dann Kampftruppen an der Front.
Kennans Ideen fanden rasch Anklang. Gebilligt wurden seine Pläne in einem Geheimbefehl des Nationalen Sicherheitsrates vom 18.Juni 1948. In der Weisung NSC 10/2 rief er dazu auf, mit verdeckten Operationen in aller Welt gegen die Sowjets zu kämpfen.
Die Eingreiftruppe, die nach Kennans Vorstellung diesen Geheimkrieg führen sollte, erhielt den harmlosesten Namen, den man sich vorstellen konnte: Office of Policy Coordination (Büro für politische Koordination oder OPC). Es war ein Deckname, mit dem die Arbeit der Gruppe kaschiert werden sollte. Diese Gruppe wurde zwar in die CIA integriert, doch ihr Chef erstattete dem Verteidigungs- und dem Außenminister Bericht – so schwach war die Position des CIA-Direktors. Das Außenministerium wollte, dass ihre Mitglieder, wie es ein im Jahr 2003 freigegebener Geheimbericht des Nationalen Sicherheitsrates formuliert, »Gerüchte streuen, mit Bestechung arbeiten und nichtkommunistische Tarnorganisationen aufbauen«. Forrestal und das Pentagon wünschten sich »Guerillaverbände (…) Untergrundarmeen (…) Sabotage und Mord«.
»Einer muss der Boss sein«
Das größte Schlachtfeld war Berlin. Frank Wisner arbeitete unermüdlich daran, der politischen Strategie seines Landes in der besetzten Stadt Gestalt zu verleihen. Seinen Vorgesetzten im Außenministerium drängte er sogar eine Kriegslist auf, die darauf zielte, die Sowjets durch die Einführung einer neuen deutschen Währung zu Fall zu bringen. Mit Sicherheit nämlich würde Moskau diese Idee ablehnen, und damit würden alle Nachkriegs-Vereinbarungen über die gemeinsame Kontrolle Berlins in sich zusammenbrechen. Gestützt auf eine neue politische Dynamik, könnte man die Russen zurückdrängen.
Am 23.Juni 1948 führten die Westmächte die neue Währung ein. Die Sowjets reagierten umgehend mit der Berlinblockade. Als die Vereinigten Staaten eine
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