CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
des Nationalen Sicherheitsrates Robert Pastorino, der in den achtziger Jahren als leitender ziviler Angestellter im Pentagon viele Stunden mit Noriega verbracht hatte.
Nach der Anklageerhebung trug das Weiße Haus unter Reagan der Agency zweimal auf, einen Weg zu suchen, wie sich Noriega aus dem Amt entfernen ließe. Kurz nach seinem Amtsantritt wies Präsident Bush die CIA abermals an, den Diktator abzusetzen. Jedes Mal sträubte sie sich. General Vernon Walters, damals amerikanischer Botschafter bei den Vereinten Nationen, stand dem Gedanken besonders reserviert gegenüber. »Als früherer stellvertretender Direktor der CIA hatte er – genauso wie eine Reihe von Leuten im Pentagon, die bei SouthCom, dem Südkommando der Streitkräfte der USA, mitgewirkt hatten – wenig Interesse daran, dass Noriega in die Vereinigten Staaten gebracht und wegen irgendetwas vor Gericht gestellt wurde«, erläuterte Stephen Dachi, der sowohl General Walters als auch General Noriega persönlich kannte und im Jahr 1989 als zweithöchster Beamter in der Botschaft in Panama arbeitete. Noriegas alte Freunde in der CIA und im Militär wollten nicht, dass er in einem amerikanischen Gerichtssaal unter Eid Dinge über sie aussagte.
Auf Präsident Bushs Befehl hin unterstützte die Agency bei den im Mai 1989 in Panama abgehaltenen Wahlen die Opposition. Auch diese vierte Operation der CIA gegen ihn durchkreuzte Noriega. Bush genehmigte eine fünfte verdeckte Aktion gegen Noriega, die die paramilitärische Unterstützung für einen Staatsstreich einschloss. Das sei doch Unsinn, meinten die Fachleute für verdeckte Operationen; nur durch eine richtige militärische Invasion lasse sich Noriega aus dem Amt jagen. Einige der im Bereich Lateinamerika erfahrensten Leute – unter ihnen auch der Bürochef in Panama, Don Winters – hatten nicht die geringste Lust, gegen den General vorzugehen.
Wütend ließ Bush wissen, er erfahre über die Vorgänge in Panama mehr durch CNN als durch die CIA. Das war das Ende von Websters Machtstellung als Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes. Von da an machte Bush die Pläne zum Sturz Noriegas in Absprache mit Verteidigungsminister Dick Cheney, dessen Skepsis gegenüber der Agency mit jedem Tag wuchs.
Dass es die CIA nicht schaffte, ihren alten Bundesgenossen still und heimlich abzuservieren, zwang die Vereinigten Staaten zu ihrer größten Militäroperation seit dem Fall Saigons. In der Weihnachtswoche des Jahres 1989 legten präzisionsgelenkte Bomben die Armenviertel von Panama City in Schutt und Asche, während sich Spezialeinheiten ihren Weg durch die Hauptstadt bahnten. Dreiundzwanzig Amerikaner und Hunderte unschuldiger panamaischer Zivilisten starben in den zwei Wochen, die es dauerte, bis man Noriega gefasst hatte und nach Miami schaffen konnte.
Don Winters von der CIA sagte bei Noriegas Prozess als Entlastungszeuge für ihn aus. Im Prozess gaben die Vereinigten Staaten zu, dem Diktator durch die CIA und das amerikanische Militär mindestens 320 000 Dollar gezahlt zu haben. Winters schilderte Noriega als Vermittler zwischen Fidel Castro und den Vereinigten Staaten, der das volle Vertrauen der CIA genossen habe, sowie als treuen Verbündeten im Kampf gegen den Kommunismus in Mittelamerika und als Stützpfeiler für die amerikanische Außenpolitik – er hatte sogar dem exilierten Schah des Iran Asyl gewährt. Noriega wurde in acht Anklagepunkten hinsichtlich Drogenhandel und Bandenbildung schuldig gesprochen. Zum großen Teil dank der Fürsprache, die Winters nach dem Prozess für ihn einlegte, wurde die Strafe des verurteilten Kriegsgefangenen um zehn Jahre verkürzt und als neuer Termin für eine Entlassung auf Bewährung der September 2007 festgesetzt.
»Der CIA kann ich nie wieder trauen«
Im Jahre 1990 forderte ein anderer Diktator die Vereinigten Staaten heraus: Saddam Hussein.
In den acht Jahren des Krieges zwischen Iran und Irak hatte Präsident Reagan Donald Rumsfeld als seinen Sondergesandten nach Bagdad geschickt, damit er Saddam die Hand reichte und ihm amerikanische Unterstützung anbot. Die CIA lieferte Saddam militärische Nachrichtentechnik, einschließlich kriegsrelevanter Informationen der Spionagesatelliten, und die Vereinigten Staaten gewährten ihm Ausfuhrlizenzen für Hochtechnologie, die der Irak für den Versuch nutzte, Massenvernichtungswaffen zu bauen.
Manipulierte nachrichtendienstliche Informationen von Seiten Bill Caseys und der CIA spielten bei diesen
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