CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Während der nächsten zwei Jahre führte die Agency mit Unterstützung der PLO sowie der Geheimdienste Jordaniens und Israels einen psychologischen Krieg gegen Abu Nidal. Ein ebenso massiver wie unaufhörlicher Strom von Desinformationen ließen ihn zu der Überzeugung gelangen, dass seine wichtigsten Mitarbeiter Verräter seien. Im Laufe des folgenden Jahres brachte er sieben von ihnen und Dutzende ihrer Untergebenen um und machte damit seine eigene Organisation kaputt. Ihren Höhepunkt erreichte die Kampagne, als zwei von Abu Nidals Männern überliefen und einen Angriff auf sein Hauptquartier im Libanon unternahmen, bei dem achtzig von seinen Leuten umkamen. Die Organisation lag in Trümmern – ein großartiger Erfolg für das Antiterrorismuszentrum der CIA und ihre Nahostabteilung unter Tom Twetten, der zum Chef des Geheimdienstes befördert werden sollte.
Der dritte große Erfolg – jedenfalls nach damaliger, allgemeiner Ansicht – war der Triumph der afghanischen Rebellen.
Alle anderen Gruppen von Freiheitskämpfern unter Regie der CIA zerfielen. Wenige Tage, nachdem die geheime Unterstützung durch die CIA zum letzten Mal unterbunden wurde, unterzeichneten die Contras einen Waffenstillstand. An die Stelle von Gewehrkugeln traten in Nicaragua Wahlzettel. Ein verlorener Haufen von Anti-Gaddafi-Kämpfern irrte durch den Sudan. Die CIA musste diesen halbgaren Aufstand abbrechen und ihre Truppen aus Nordafrika abziehen; erst wurden sie in den Kongo und dann nach Kalifornien gebracht. In Südafrika trat die Diplomatie an die Stelle der verdeckten Aktion, und der Waffenfluss aus Washington und Moskau versiegte. Caseys Programm zur Unterstützung einer kambodschanischen Rebellenarmee, die gegen die Streitkräfte Hanois kämpfte – auf diese Weise wollte er es den Siegern im Vietnamkrieg heimzahlen – fiel böser Misswirtschaft zum Opfer: Das Geld und die Waffen landeten in den Händen korrupter thailändischer Generäle. Außerdem brachte das Programm die Verbündeten der CIA in schlechte Gesellschaft: Sie präsentierten sich Seite an Seite mit den Schlächtern von Kambodscha, den Roten Khmer. Colin Powell, der nach der Säuberungsaktion in Sachen Iran-Contra stellvertretender Sicherheitsberater Reagans geworden war, warnte das Weiße Haus, es solle sich gut überlegen, ob die Operation opportun sei. Schließlich wurde sie eingestellt.
Nur die Mudschaheddin, die heiligen Krieger in Afghanistan, rochen Blut und witterten Morgenluft. Die Operation der CIA in Afghanistan hatte sich mittlerweile zu einem jährlich 700 Millionen Dollar verschlingenden Programm ausgewachsen. Es nahm rund achtzig Prozent des Auslandsbudgets des Geheimdienstes ein. Mit Stinger-Flugabwehrraketen ausgerüstet, brachten die afghanischen Rebellen sowjetische Soldaten um, holten sowjetische Kampfhubschrauber vom Himmel und schlugen dem Selbstwertgefühl der Sowjets tiefe Wunden. Die CIA hatte geschafft, was sie sich vorgenommen hatte: Sie hatte den Sowjets ihr Vietnam verpasst. »Einen nach dem anderen brachten wir sie um«, erklärte Howard Hart, der die Operation zur Bewaffnung der Afghanen von 1981 bis 1984 leitete. »Und sie zogen ab und gingen nach Hause. Das war eine terroristische Unternehmung.«
»Wir haben uns gedrückt«
Die Sowjets verkündeten ihre Absicht, unmittelbar nach dem Regierungswechsel in Washington Afghanistan endgültig zu räumen. Die Protokolle der Einsatzbesprechungen in der CIA enthielten keine Antwort auf die Frage, was passieren werde, wenn es einer militanten islamistischen Armee gelang, die gottlosen Besatzer Afghanistans zu vertreiben. Tom Twetten, der im Sommer 1988 der zweithöchste Beamte im Geheimdienst war, hatte die Aufgabe, sich über die Zukunft der afghanischen Rebellen Gedanken zu machen. Ihm sei rasch deutlich geworden, meinte er, dass »wir keinerlei Plan hatten«. Die CIA habe einfach verfügt: »Es wird eine ›afghanische Demokratie‹ geben. Und die wird nicht spaßig.«
Der sowjetische Krieg in Afghanistan war vorbei. Der afghanische Dschihad der CIA indes ging weiter. Robert Oakley, von 1988 bis 1991 amerikanischer Botschafter in Pakistan, drängte darauf, die Vereinigten Staaten und Pakistan sollten in Afghanistan »unsere Hilfe für die echten Radikalen drastisch reduzieren« und auf größere Mäßigung bei den Mudschaheddin hinarbeiten. »Die CIA aber konnte oder wollte ihre pakistanischen Partner nicht dazu bringen, diesen Kurs mitzumachen«, erklärte er. »Also unterstützten
Weitere Kostenlose Bücher