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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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ließ sich nach wie vor die Welt hundert Mal in die Luft sprengen. Und den Abrüstungsgedanken gaben die Vereinigten Staaten am Ende überhaupt auf.
    Im August 1988 indes feierte das amerikanische System dank einer perfekten Ironie der Geschichte einen unverhofften Triumph. Frank Carlucci, der jetzt Reagans Verteidigungsminister war, flog nach Moskau zu einem Treffen mit seinem Kollegen, dem sowjetischen Verteidigungsminister Dimitri Jasow. In der Woroschilow-Militärakademie hielt er vor Generälen und Admirälen einen Vortrag. »Wie kommt es, dass Sie so viel über uns wissen?«, wurde Carlucci von einem der Zuhörer gefragt. »Wir müssen uns mit Hilfe von Satelliten informieren«, antwortete er. »Wenn Sie einfach wie wir Ihr Militärbudget öffentlich machen würden, würde uns das die Sache sehr erleichtern.« Im Raum brach lautes Gelächter aus, und anschließend wollte Carlucci von seinem russischen Begleitoffizier wissen, was daran so lustig gewesen sei. »Sie verstehen das nicht«, sagte der Russe. »Sie haben den Nerv ihres Systems getroffen« – die Geheimhaltung. Die direkten Kontakte zwischen amerikanischer und sowjetischer Militärführung machte den Russen zweierlei klar. Erstens, dass die Amerikaner ihnen nicht ans Leben wollten. Zweitens, dass sie zwar vielleicht den Amerikanern bei den Atomwaffen ebenbürtig waren, dass dies aber nicht die mindeste Rolle spielte, weil sie in jeder anderen Hinsicht weitaus schwächer waren. Sie erkannten, dass ihr geschlossenes System, das auf Geheimhaltung und Lügen aufbaute, einer offenen Gesellschaft nie und nimmer gewachsen war.
    Sie begriffen, dass die Sache gelaufen war. Die CIA begriff das nicht.
    Im gleichen Jahr gelangen der CIA noch drei aufregende Erfolge. Den ersten erzielte sie, nachdem sich Oberst Chang Hsien-yi, der stellvertretende Leiter des Atomforschungsinstituts Taiwans, in die Vereinigten Staaten abgesetzt hatte. Seit ihn die CIA zwanzig Jahre zuvor als Militärkadetten angeworben hatte, arbeitete er insgeheim für die Vereinigten Staaten. Sein Institut, angeblich beschränkt auf die Erforschung der zivilen Nutzung der Atomenergie, war mit Hilfe amerikanischen Plutoniums, südafrikanischen Urans und internationaler Atomtechnik errichtet worden. In einem geheimen Raum des Instituts ließ die politische Führung Taiwans eine Atombombe bauen. Für diese Waffe gab es nur ein denkbares Ziel: das chinesische Festland. Die Führung des kommunistischen China hatte geschworen, Taiwan anzugreifen, falls es sich atomar bewaffnete. Die Vereinigten Staaten verlangten einen Stopp für das Programm. Taiwan stritt alles ab und machte in beschleunigtem Tempo weiter. Zu den wenigen Amerikanern, die von Oberst Changs langem Dienst in der CIA wussten, zählte Jim Lilley, der als Bürochef in China und in Taiwan gearbeitet hatte und in Kürze amerikanischer Botschafter in China werden sollte. »Du suchst dir einen vielversprechenden Mann aus, gibst ihm den richtigen Führungsoffizier, wirbst ihn behutsam an, indem du ihn ideologisch bearbeitest – obwohl auch Geld eine Rolle spielte – und hältst Verbindung zu ihm«, erklärte Lilley. Oberst Chang ließ seinem Führungsoffizier eine Alarmmeldung zukommen, lief über und brachte Beweise dafür mit, dass es mit dem Atomwaffenprogramm voranging. Ein CIA-Spion, der schon zwanzig Jahre dabei war, hatte mitgeholfen, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen zu verhindern. »In diesem Fall hatten sie tatsächlich was richtig gemacht«, meinte Lilley. »Sie holten den Kerl raus. Sie verschafften sich die Beweise. Und sie konfrontierten die Taiwanesen damit.« Aufgrund der Beweise setzte das Außenministerium der taiwanesischen Regierung massiv zu, die schließlich erklärte, sie verfüge über die Fähigkeit, Atomwaffen zu bauen, beabsichtige aber nicht, es zu tun. Das war Rüstungskontrolle vom Feinsten.
    Danach wurde ein grandioses Komplott gegen die Organisation von Abu Nidal ausgeheckt, eine Bande, die seit zwölf Jahren überall in Europa und im Vorderen Orient Bürger westlicher Staaten ermordete, entführte und terrorisierte. An dem Komplott waren drei ausländische Regierungen und ein früherer US-Präsident beteiligt. Geplant wurde es in dem neuen Antiterrorismuszentrum der CIA, und es begann im März 1987 damit, dass Jimmy Carter bei einem Treffen mit dem syrischen Präsidenten Hafiz al-Assad diesem einen Packen nachrichtendienstlicher Unterlagen über Abu Nidal übergab. Assad wies den Terroristen aus.

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