CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
wir weiter einige der Radikalen.« Eine herausragende Rolle unter diesen spielte Gulbuddin Hekmatjar, dem die CIA Waffen im Wert von Hunderten von Millionen Dollar geliefert hatte und der einen großen Teil davon hortete. Er stand kurz davor, diese Waffen im Streben nach totaler Macht gegen das afghanische Volk einzusetzen.
»Ich hatte noch ein weiteres Problem mit der Agency«, berichtete Botschafter Oakley. »Die gleichen Leute, die gegen die Sowjets kämpften, zogen auch Gewinne aus dem Drogenhandel.« Afghanistan war, und ist bis zum heutigen Tag, die größte einzelne Bezugsquelle für Heroin; auf riesigen Feldern wird zweimal im Jahr Schlafmohn geerntet. »Meinem Eindruck nach waren die pakistanischen Geheimdienste in die Geschichte verwickelt, und ich vermute, die CIA wollte wegen dieser Sache ihr Verhältnis zu ihnen nicht aufs Spiel setzen«, meinte Oakley.
»Ich bat immer wieder das CIA-Büro, bei ihren Informanten in Afghanistan Informationen über diesen Handel zu beschaffen. Sie bestritten, über irgendwelche Quellen zu verfügen, die diese Auskünfte liefern konnten. Dass sie Informationsquellen hatten, konnten sie schlecht leugnen, da wir ja über Waffen und andere Dinge Informationen erhielten.«
»Ich schnitt die Frage sogar gegenüber Bill Webster an«, berichtete Oakley. »Eine befriedigende Antwort erhielt ich nicht. Nichts passierte.«
Webster lud die afghanischen Rebellenführer zum Mittagessen nach Washington ein. »Pflegeleicht waren die nicht«, erinnerte er sich. Zu den umworbenen Gästen zählte auch Hekmatjar. Als ich ein paar Jahre später mit Hekmatjar in Afghanistan zusammentraf, gelobte er feierlich, er werde ein islamisches Gemeinwesen errichten; wenn das eine Million weitere Leben koste, dann sei das nicht zu ändern. Zur Zeit der Niederschrift dieses Buches wird er immer noch von der CIA in Afghanistan gejagt, wo er und seine Kampfgruppen Soldaten Amerikas und der amerikanischen Verbündeten umbringen.
Die letzten sowjetischen Soldaten zogen am 15.Februar 1989 aus Afghanistan ab. Die CIA setzte ihre Waffenlieferungen fort. »Keiner von uns hat klar vorausgesehen, was wir damit anrichteten«, meinte Botschafter Oakley. Binnen eines Jahres tauchten weiß gewandete Saudis in den Provinzhauptstädten und den zerstörten Dörfern Afghanistans auf. Sie erklärten sich selbst zu Emiren. Sie kauften die Loyalität der Dorfoberhäupter und fingen an, sich kleine Herrschaftsgebiete zu schaffen. Gesandt waren sie von einer neuen Macht im Ausland, die später unter dem Namen Al Qaida bekannt wurde.
»Wir haben uns gedrückt«, sagte Webster. »Wir hätten uns nicht drücken dürfen.«
43 »Was machen wir, wenn die Mauer fällt?«
Als am 20.Januar 1989 George H. W. Bush als Präsident vereidigt wurde, feierte die Agency. Er war einer von ihnen. Er liebte sie. Er verstand sie. Er war, ungelogen, der erste und einzige Oberbefehlshaber, der wusste, wie die CIA funktionierte.
Bush wurde sein eigener Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes. Er achtete Richter Webster, aber er wusste, dass die Belegschaft das nicht tat. Also schloss er ihn aus dem inneren Zirkel aus. Bush verlangte tägliche Unterrichtung durch professionelle Leute, und wenn er damit nicht zufrieden war, verlangte er schriftliche Berichte in Rohfassung. Wenn in Peru oder in Polen etwas im Gange war, wollte er vom dortigen Bürochef informiert werden, und zwar umgehend. Er glaubte an die Organisation mit geradezu religiöser Inbrunst.
In Panama wurde sein Glaube auf eine harte Probe gestellt. Während des Wahlkampfs im Jahr 1988 leugnete Bush, General Manuel Noriega, den berüchtigten Diktator jenes Landes, je getroffen zu haben. Aber es gab Fotos, die das Gegenteil bewiesen. Noriega stand seit vielen Jahren auf der Gehaltsliste der CIA. Bill Casey hatte den Diktator alljährlich in der Zentrale willkommen geheißen und war mindestens einmal nach Panama geflogen, um ihn zu besuchen. »Casey betrachtete ihn als seinen Schützling«, erklärte Arthur H. Davis jr., der unter Reagan und Bush amerikanischer Botschafter in Panama war.
Im Februar 1988 wurde Noriega in Florida als einer der Bosse des Kokainhandels angeklagt, aber er blieb an der Macht und pfiff auf die Vereinigten Staaten. Damals war Noriega bereits als Mörder und langjähriger Freund der CIA allgemein bekannt. Es kam zu einem qualvollen Patt. »Die CIA, die schon so lange mit ihm arbeitete, wollte die Beziehung nicht beenden«, berichtete der Mitarbeiter
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