CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
zusammenzuarbeiten, und schuf neue Netzwerke für den nächsten Staatsstreich – und den übernächsten.
Nach dem Krieg ging eine Sonderkommission der Vereinten Nationen in den Irak und suchte nach chemischen, biologischen und nuklearen Waffen. Zu den Mitgliedern der Kommission zählten CIA-Beamte, die die Vereinten Nationen als Deckmantel nutzten. Richard Clarke, ein außergewöhnlich engagierter Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates, erinnerte sich an die Durchsuchung des irakischen Agrarministeriums, wo sie die Zentrale der für Atomwaffen zuständigen Verwaltung entdeckten. »Wir gingen rein, brachen Türen auf, sprengten Schlösser, kamen in das Allerheiligste«, erinnerte sich Clarke fünfzehn Jahre später im Rahmen einer Fernseh-Dokumentarsendung. »Die Iraker reagierten augenblicklich, umzingelten das Ministerium und hinderten die Inspekteure der UN am Verlassen des Gebäudes. Wir hatten damit auch gerechnet und ihnen deshalb Satellitentelefone mitgegeben. Sie übersetzten vor Ort die Nuklearunterlagen aus dem Arabischen ins Englische und lasen sie uns über Satellitentelefon vor.« Sie stellten fest, dass die Iraker vermutlich noch neun bis achtzehn Monate von ihrem ersten Atomwaffenversuch entfernt waren.
»Der CIA war sie völlig entgangen«, sagte Clarke. »Wir hatten im Irak bombardiert, was wir nur konnten, aber eine riesige Anlage zur Entwicklung von Atomwaffen war uns entgangen. Wir wussten nicht, dass sie existierte, hatten keine einzige Bombe darauf geworfen. Dick Cheney sah sich den Bericht an und sagte: ›Hier haben wir die Bestätigung für das, was die Iraker selbst sagen: dass es eine riesige Anlage gibt, die im Krieg nie getroffen wurde; dass sie kurz vor der Herstellung einer Atombombe waren, und die CIA hatte keine Ahnung.‹«
»Ich bin sicher«, erklärte Clarke abschließend, »dass er bei sich dachte: ›Der CIA kann ich nie wieder trauen, wenn es um die Frage geht, ob ein Land kurz davor ist, eine Atombombe zu bauen.‹ Kein Zweifel, dass sich dem Gedächtnis des Dick Cheney, der neun Jahre später wieder ins Amt kam, dies unauslöschlich eingebrannt hatte: ›Der Irak will eine Atomwaffe. Der Irak stand schon kurz davor, sie zu kriegen. Und die CIA hatte keine Ahnung.‹ «
»Und nun ist die Mission beendet«
Die CIA »hatte im Januar 1989 keine Ahnung, dass eine historische Flutwelle über uns hereinbrechen würde«, erklärte Bob Gates, der im gleichen Monat die Zentrale verlassen hatte – für immer, wie er glaubte –, um der stellvertretende Sicherheitsberater Präsident Bushs zu werden.
Just in dem Augenblick, als das diktatorische Regime der Sowjetunion dahinzuschwinden begann, hatte es der Nachrichtendienst für intakt und unantastbar erklärt. Am 1.Dezember 1988, einen Monat bevor Bush sein Amt antrat, veröffentlichte die CIA einen offiziellen Bericht, in dem sie selbstsicher behauptete: » … die Grundelemente der sowjetischen Verteidigungspolitik und Verteidigungstechnik haben sich bislang durch Gorbatschows Reformkampagne nicht verändert.« Sechs Tage später stand Michail Gorbatschow am Rednerpult der Vereinten Nationen und machte das Angebot einer einseitigen sowjetischen Truppenreduktion um 500 000 Mann. Das sei undenkbar gewesen, erklärte Doug MacEachin, damals Chef der für die Sowjetunion zuständigen Analyseabteilung der CIA, in der folgenden Woche gegenüber dem Kongress: Selbst wenn die CIA zu dem Schluss gelangt wäre, dass ein solches politisches Erdbeben die Sowjetunion in Kürze erschüttern werde, »hätten wir das doch nie veröffentlichen können, ehrlich gesagt. Hätten wir das getan, hätten alle meinen Kopf gefordert.«
Während der sowjetische Staat zerfiel, kamen von der CIA »ständig Berichte über die wachsende sowjetische Wirtschaft«, erzählte Mark Palmer, einer der erfahrensten Kenner des Kreml in der Regierung Bush. »Sie nahmen einfach gewohnheitsmäßig die von den Sowjets offiziell verlautbarten Zahlen, zogen ein Prozent ab und veröffentlichten sie. Und sie waren schlichtweg falsch, und jeder, der sich in der Sowjetunion in den Dörfern und kleinen Städten umgeschaut hatte, wusste, es war absolut verrückt.« Dabei handelte es sich um das Werk der besten Köpfe der CIA – wie etwa Bob Gates, der jahrelang der Hauptanalyst für die Sowjetunion war –, und das machte Palmer rasend vor Zorn. »Er kannte die Sowjetunion gar nicht aus eigener Anschauung. Er hatte sie kein einziges Mal besucht, er, der angebliche
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