CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
gründete die CIA in New York einen Verlag für Lebed. Er erlebte noch den Fall der Sowjetunion und den Augenblick, in dem die Ukraine die Freiheit erhielt, ihr eigenes, schwieriges Schicksal in die Hand zu nehmen.
75 »gleichgültig wie gering die Erfolgschance … « : Ruffner, »Cold War Allies«.
General Reinhard Gehlen : Das letzte Wort über Gehlen hatte Allen Dulles: »Im Spionagegeschäft gibt es selten Heilige. Er ist auf unserer Seite, und nur das zählt. Man braucht ihn ja nicht zu sich in den Klub einzuladen.« Männern wie Captain John R. Boker jr. leuchtete das amerikanische Argument für die Anwerbung von Nazi-Spionen schon im Sommer 1945 ein. »Damals war der ideale Augenblick, um Informationen über die Sowjetunion zu gewinnen – wenn wir je welche bekommen wollten«, sagte Boker, ein geschickter Verhörbeamter mit deutschen Vorfahren, der bereits wenige Tage nach der Kapitulation losschnüffelte, um geeignete Nazis zu finden. In Reinhard Gehlen fand er den Mann, den er suchte. Für den amerikanischen Captain war der deutsche General »eine Goldmine, die wir aufgetan haben«. Beide Männer waren sich einig, dass es bald zu einem neuen Krieg mit der Sowjetunion kommen würde und ihre Länder sich gegen die kommunistische Gefahr zusammenschließen sollten. Brigadier General Edwin L. Sibert, Leiter des Heeresnachrichtendienstes in Europa und wenig später schon erster Chef der CIA-Geheimoperationen, kaufte ihm seine Sprüche ab. Er beschloss, Gehlen und seinen Spionagering in Dienst zu nehmen. Mit seinen Vorgesetzten – den Generälen Dwight D. Eisenhower und Omar Bradley – sprach er nicht über diesen Entschluss, in der begründeten Annahme, sie würden ihn nur ablehnen. Sibert zufolge reisten General Gehlen und sechs seiner deutschen Spionagekollegen im Privatflugzeug des späteren CIA-Direktors General Walter Bedell Smith nach Washington. Zehn Monate lang wurden die Deutschen in einer geheimen Militäreinrichtung auf dem Gelände des außerhalb Washingtons gelegenen Fort Hunt der Sicherheitsprüfung unterzogen und genau über ihren Einsatz informiert, bevor man sie in ihr Heimatland zurückschickte, wo sie gegen die Russen tätig werden sollten. Dies war die Geburtsstunde einer langjährigen Partnerschaft zwischen amerikanischen Nachrichtendienstlern und Hitlers abgehalfterten Spionen. John R. Boker jr., »Report of Initial Contacts with General Gehlen’s Organization«, 1.Mai 1952. Diese Informationen findet man zusammen mit zahlreichen CIA-Dokumenten über die Organisation Gehlen in dem Band Forging an Intelligence Partnership: CIA and the Origins of the BND , hg. von Kevin C. Ruffner vom Historikerstab der CIA, gedruckt von der Europa-Abteilung des Directorate of Operations, der für Operationen zuständigen CIA-Sektion, und freigegeben im Jahr 2002. Bei den Dokumenten handelt es sich um Gehlens Äußerungen, zitiert in James Critchfield [Leiter des Karlsruher CIA-Büros] an den Chef des Foreign Branch M in der CIA-Zentrale, 10.Februar 1949; »Report of Interview with General Edwin L. Sibert on the Gehlen Organization«, 26.März 1970; »SS Personnel with Known Nazi Records«, Amtierender Leiter der Karlsruher Operationsbasis an den Chef des Foreign Branch M, 19.August 1948.
76 »ein reicher Blinder« : Leiter der Münchner Operationsbasis an den Amtierenden Leiter des Karlsruher CIA-Büros, 7.Juli 1948.
»Ohne Zweifel wissen die Russen« : Helms an den Chef der Sonderoperationen (ADSO), Colonel Donald Galloway, 19.März 1948.
»Wir wollten da nicht ran« : Sichel im Gespräch mit dem Autor.
»Und da wir uns selber so schwertaten« : Tanner im Gespräch mit dem Autor. Tanner, der sich 1970 aus der CIA verabschiedete, hat die vor seinem Gespräch mit dem Autor noch nie erzählte Geschichte von der Unterstützung des Nachrichtendienstes für die ukrainischen Aufständischen durch einen in der dritten Person geschriebenen Text ergänzt. Er lautet:
Tanner fand nur eine einzige Gruppe, die seine Kriterien erfüllte, sie nannte sich »Hoher Rat für die Befreiung der Ukraine« (UHWR). Überraschenderweise hielt keine russische Emigrantengruppe der Prüfung stand. Der UHWR hatte nicht nur durch Landkuriere Kontakt zur »Ukrainischen Widerstandsarmee« (UPA) in den Karpaten, er erhielt auch über Kuriere – meist katholische Geistliche sowie gelegentlich Reisende und geflohene Gefangene – Berichte aus der Ukraine.
Die Hauptinteressen des UHWR und der CIA schienen zusammenzupassen:
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