CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

enormem Geschick Druckerplatten für 50-Dollar-Scheine hergestellt. Wir schnappten ihn, zusammen mit 100 000 Dollar Falschgeld, Druckerpressen, Platten und Druckertinte – alles, was das Herz begehrt. Er besaß auch eine amerikanische Uniform. Außerdem einen Personalausweis, eine 45-kalibrige Militärpistole und eine PX-Karte für den Armee-Shop. Den ganzen Kram. Ich war sehr zufrieden. Dann, als wir schon kurz vor dem Prozess gegen die ganze Gruppe standen, bekam ich eines Tages in meinem Büro Besuch von einem Major.
    Das Gespräch verlief so:
»Ich bin Overt.«
»Major Overt, angenehm.«
»Nein, Sie haben falsch verstanden. Overt, nicht Covert. [Offen, nicht Geheim.]
«
»Wer sind Sie?«
»Ich arbeite für die CIA.«
»Was kann ich für Sie tun?«
»Sie haben den Polen inhaftiert, der Polansky heißt. Er ist einer von uns.«
»Was meinen Sie mit: einer von uns?«
»Wir bezahlen ihn. Er gehört zur CIA.«
»Seit wann stellt die CIA Leute ein, die Dollarnoten fälschen?«
»Nee, nee. Das hat er in seiner Freizeit gemacht.«
»Also zählt’s gar nicht, oder?«
»Ja eben, es zählt nicht. Er ist unser bester Mann für die Herstellung von Dokumenten,
Pässen und allen möglichen Sachen, die wir brauchen, um in den
Osten zu gehen.«
»Okay, das ist alles ganz schön, aber trotzdem hat er eine Straftat begangen,
und mir ist es völlig schnuppe, für wen er arbeitet.«
    McDonald fuhr fort: »Ich wies ihm die Tür. Am nächsten Tag kam ein Colonel in derselben Sache, und wir hatten exakt das gleiche Gespräch. Ich ließ mich nicht beeindrucken. Zwei Tage später kam ein Major General zu mir. Allerhand Lametta für damalige Zeiten. Es war ganz schön ernst, das merkte ich gleich. Aber er stellte es schlauer an als die beiden anderen und sagte: ›Wie Sie mittlerweile wissen, hat dieser Mann für uns gearbeitet. Die Uniform, die 45er Pistole und die ganzen Ausweise und so weiter hat er von uns. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie die Anklage gegen ihn fallen lassen könnten, damit wir nicht öffentlich vorgeführt werden.‹ Ich machte weiter, und etwa eine Woche später ging ich ins Gericht und setzte natürlich die Höchststrafe durch: zehn Jahre, nach deutschem Recht die Höchststrafe für Falschmünzerei. Aber nie habe ich Major Overt vergessen. Meine erste Begegnung mit der CIA stand unter keinem günstigen Stern.« McDonald, Zeitzeugenaussage, FAOH.
    72 »Entsendung von Widerstandsgruppen« : Wisner, zitiert in Kevin C. Ruffner, »Cold War Allies: The Origins of CIA’s Relationship with Ukrainian Nationalists«, Central Intelligence Agency, 1998.
    »als Reservetruppe für den möglichen Kriegsfall« : »U.S. Policy on Support for Covert Action Involving Emigrés Directed at the Soviet Union«, 12.Dezember 1969, FRUS Intelligence 1969-1970, Bd. XII, Dokument 106.
    73 dank einer … historischen CIA-Studie : Ruffner, »Cold War Allies«.
    »Wir werden den Abgeordneten eben sagen« und »Je weniger wir über dieses Gesetz sagen« : Beides geäußert bei Anhörungen vor dem Streitkräfte-Ausschuss des Repräsentantenhauses, freigegebene Fassung, 81. Kongress, 1. Sitzung, 1949.
    74 Mikola Lebed: Norman J. W. Goda, »Nazi Collaborators in the United States«, in: U.S. Intelligence and the Nazis , National Archives, S.249–255. Offiziere des Heeresnachrichtendienstes hatten bereits lose Kontakte zu den Ukrainern geknüpft und versuchten mit ihrer Hilfe, Informationen über Militär und Spione der Sowjets im Nachkriegsdeutschland zu sammeln. Der erste von ihnen bezahlte Mann in München war Myron Matwiejko, der während des Krieges als Geheimagent für die Deutschen gearbeitet hatte und danach zum Mörder und Fälscher wurde. Schon bald kam der Verdacht auf, er sei von Moskau als Maulwurf eingesetzt; dass er später zur Sowjetunion überlief, bestätigte diese Befürchtung.
    »leistet … wertvolle Hilfe« und »von unschätzbarem Wert« : Die Briefe von Wyman und Dulles befinden sich in den National Archives, Aktengruppe 263, Ordner Mikola Lebed, seit 2004 zugänglich für die Öffentlichkeit. Nachdem Lebed die Einreiseerlaubnis für die Vereinigten Staaten erhalten hatte, ging die CIA ein operatives Bündnis mit seinen Ukrainern ein, das sich als eines ihrer besonders unverwüstlichen Bündnisse mit antikommunistischen Emigrantengruppen erwies. Am Ende entschied sich sein »Hoher Rat für die Befreiung der Ukraine« für weniger tödliche Formen des Widerstands. In den fünfziger Jahren