Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
Vom Netzwerk:
Beide wünschten sich dringend Funkkontakt mit dem Hauptquartier der Widerstandsarmee »hinter den feindlichen Linien«. Die Politiker, die in Washington das Sagen hatten, billigten diese Methode, weil sie während des Krieges in Frankreich, Italien und Jugoslawien gut funktioniert hatte.
Neun Monate lang wurden zwei Kuriere unter Tanners Aufsicht in Funkbedienung, verschlüsselten Codes, Fallschirmspringen und Zielschießen zur Selbstverteidigung ausgebildet. Sie sprangen ab und landeten in der Nacht des 5.September 1949 auf einer Bergwiese in der Region von Lwow. Nach diesem ersten Absprung und auch nach dem nächsten im Jahr 1951 gab es zwar Funkkontakt, aber keine umwerfenden Informationen. Die letzten beiden Missionen scheiterten mit Sicherheit an der Tatsache, dass Angleton die Instruktionen an Philby weitergegeben hatte, und die unglücklichen Kurierteams wurden an Ort und Stelle von »Begrüßungskomitees« des sowjetischen NKWD festgenommen.
Für die ukrainischen Nationalisten in der UdSSR war der erste Absprung eine immense moralische Unterstützung und muss übertriebene Erwartungen geweckt haben. Doch bis Mitte 1953 hatten die Sowjets den bewaffneten Widerstand definitiv besiegt.
Was Tanner im Gedächtnis blieb, waren vier Fehler und kolossale Dummheiten der Nachkriegsära. Erstens: Nach Kriegsende hatten die Alliierten sowjetische Staatsbürger zwangsweise repatriiert. Als diese erfuhren, dass sie an die Russen zurückgegeben werden sollten, begingen viele von ihnen Selbstmord. Und diejenigen, die man ausgeliefert hatte, erreichten nie sowjetischen Boden; sie wurden von Todeskommandos des Sicherheitsdienstes in Osteuropa erschossen oder gehängt.
Zweitens: Durch einen Fehler im Telefonbuch der US-Armee für das Jahr 1949 flog die Tarnidentität der CIA-Mitarbeiter in der Münchner Basis auf: Alle Namen, die ohne Militäreinheit aufgeführt waren, gehörten CIA-Leuten. Genauso gut hätte die Armee ihre Namen mit Sternchen kennzeichnen können.
Drittens: Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten Fallschirmspringer und -trainer das OSS verlassen, weil ihre Dienste nicht mehr gebraucht wurden. Dies hatte zwei Konsequenzen: Ein serbo-amerikanischer OSS-Veteran, der im Krieg mit dem Fallschirm über Jugoslawien abgesprungen war, brachte den beiden ukrainischen Kurieren bei, sie sollten beim Aufkommen auf dem Boden einen Salto rückwärts machen – obwohl sie einen ein Meter zwanzig langen Karabiner an die Seite geschnallt hatten. Außerdem riet Washington beim Absprung im September 1949 zum Einsatz eines falschen Lastenfallschirms, sodass die Kiste mit mehr als 1200 Pfund Ausrüstung beim Aufprall in tausend Stücke barst.
Viertens, und dies war das Schlimmste: James Angleton unterrichtete Kim Philby, den sowjetischen Maulwurf im britischen Nachrichtendienst, regelmäßig über das RED-SOX-Programm [also den gesamten Versuch, frühere russische und nicht-russische Staatsbürger der Sowjetunion in die Gebiete hinter dem Eisernen Vorhang zu schleusen].
    80 »Was haben wir falsch gemacht?« : John Limond Harts überzeugende Kritik an Angleton findet sich in seinen posthum erschienenen Erinnerungen mit dem Titel The CIA’s Russians , Naval Institute Press, Annapolis/MD 2002, besonders S.136–137. Hart wurde 1976 aus dem Ruhestand zurückgerufen, um zu prüfen, welchen Schaden Angleton der CIA als Chef der Spionageabwehr zugefügt hatte. Zur Albanien-Operation: McCargar, Zeitzeugenaussage, FAOH; Michael Burke, Outrageous Good Fortune , Little, Brown, Boston/MA 1984, S.140–169. Mike Burke wurde von Wisner mit der Ausbildung der Albaner betraut. Burke, später Vorsitzender des Baseballvereins New York Yankees, war OSS-Veteran und liebte das Leben als Geheimagent. Er unterzeichnete einen Agentenvertrag, der ihm 15 000 Dollar Jahresgehalt garantierte, und machte sich nach München auf, wo er in einem Arbeiterbezirk der Stadt die albanischen Wendehalspolitiker in einer konspirativen Wohnung traf. »Als der Jüngste im Raum, der ein junges und reiches Land repräsentierte, hatte ich ihre ganze Aufmerksamkeit«, heißt es bei Burke. Er war der Meinung, er und die Exilanten verstünden einander. Die Albaner sahen das ganz anders: »Die Amerikaner, die unsere Leute auf diese Missionen vorbereiteten, hatten weder Ahnung von Albanien noch vom albanischen Volk und seiner Mentalität«, so Xhemal Laci, ein albanischer Monarchist, der in Deutschland Männer für den Einsatz rekrutierte. Die Operation war von Beginn an so

Weitere Kostenlose Bücher