CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
gründlich verpfuscht, dass man ungehemmt spekulieren konnte, wo die eigentlichen Wurzeln des Desasters lagen. McCargar, einer von Angletons guten Freunden, kam zu dem Schluss: »Die albanische Exilgemeinde in Italien war so restlos infiltriert, nicht nur von den Italienern, sondern auch von den Kommunisten, dass dort, glaube ich, die Russen ihre Informationen herbekamen – und auch die staatlichen Behörden des kommunistischen Albanien.«
81 »Nicht immer heiligt der Zweck die Mittel« : Coffin im Gespräch mit dem Autor.
82 »Die Unterstützung von Emigranten« : Diese rückblickende Einschätzung findet sich in »U.S. Policy on Support for Covert Action Involving Emigrés Directed at the Soviet Union«.
83 erklärte die CIA voller Zuversicht : CIA Intelligence Memorandum Nr. 225, »Estimate of Status of Atomic Warfare in the USSR«, 20.September 1949; auch in: Michael Warner (Hg.), The CIA Under Harry Truman , CIA Cold War Records , CIA History Staff, Washington 1994. Im vollen Wortlaut: »Der frühestmögliche Zeitpunkt, zu dem die UdSSR voraussichtlich eine Atombombe herstellen kann, ist Mitte 1950 und der wahrscheinlichste Mitte 1953.« In einem Bericht, den der Leiter des CIA-Büros für wissenschaftliche Aufklärung (OSI), Willard Machle, an CIA-Direktor Hillenkoetter schickte, heißt es, die Arbeit der Agency zur Frage der sowjetischen Atomwaffen sei ein »fast völliger Fehlschlag« auf jeder Ebene gewesen. Den Spionen sei es »in keinem Punkt gelungen«, wissenschaftliche und technische Daten über die sowjetische Bombe zu sammeln, und die CIA-Analysten hätten sich in »geologische Argumentationen« geflüchtet, die auf Vermutungen über die Fähigkeit der Sowjets zum Uranabbau beruhten.
In seiner Stellungnahme an Hillenkoetter, die die Überschrift »Inability of OSI to Accomplish Its Mission« und das Datum 29.September 1949 trägt, beklagte Machle, es habe »sich als schwierig erwiesen, Personen mit angemessener Qualifikation zu finden, die man zur Arbeit in der Agency bewegen könnte«. Machles Stellungnahme in George S. Jackson und Martin P. Claussen, Organizational History of the Central Intelligence Agency, 1950-1953 , Bd. 6, S.19-34, DCI [Director of Central Intelligence] Historical Series HS-2, CIA Historical Staff, 1957, Aktengruppe 263, NARA.
Die hausinterne CIA-Historikerin Roberta Knapp stellt fest, seit September 1949 sei »die offiziell abgesprochene Erklärung zum Bau einer Atomwaffe durch die Sowjets nichts anderes gewesen als eine Lageeinschätzung, die drei unterschiedliche Zeitpunkte dafür nannte – 1958, 1955 und ›zwischen 1950 und 1953‹ – allesamt falsch«. Dies, so ihr Urteil, »erbrachte den unmissverständlichen Beweis für totale Desorientierung«. Die Folge war, nach den Worten eines anderen CIA-Historikers, »das Todesurteil« über das Büro für Berichterstattung und Lageeinschätzung (ORE): Donald P. Steury, »How the CIA Missed Stalin’s Bomb«, in: Studies in Intelligence , Bd. 49 (2005), Heft 1, CIA/CSI. In dieser internen CIA-Studie heißt es, viele ORE-Mitarbeiter seien Kernphysiker und Ingenieure aus dem Manhattan-Projekt gewesen, die die optimistische Vorstellung hatten, sie könnten den Gang des sowjetischen Nuklearprogramms verfolgen, indem sie öffentlich zugängliche wissenschaftliche Arbeiten läsen und durch Belegmaterial aus geheimen Quellen ergänzten. Bis 1948 gab es in der öffentlich zugänglichen Literatur aus der Sowjetunion keinerlei Material, das man hätte nutzen können. Aber schon seit 1947 berichtete ein Informant aus der ehemaligen I.G. Farben (die unter anderem das Giftgas für die nationalsozialistischen Vernichtungslager hergestellt hatte), die Sowjets kauften dem Konzern pro Monat 30 Tonnen destilliertes metallisches Kalzium ab. Die darin enthaltene Menge an reinem Kalzium, das zum Feinen von Uranerz verwendet wird, entsprach in etwa dem Achtzigfachen der jährlichen Fördermenge der USA. Der Bericht des Informanten wurde von unabhängiger Seite bestätigt. Er hätte Alarm auslösen müssen. Aber er tat es nicht.
Kapitel 6
84 »Der eine ist Gott, der andere Stalin« : »Nomination of Lt. Gen. Walter Bedell Smith To Be Director of Central Intelligence Agency«, Geheime Senatssitzung vom 24.August 1950, CIA, Dokumente zu Walter Bedell Smith, DDEL.
»Ich rechne mit dem Schlimmsten« und »Interessant, Sie alle hier zu sehen« : David S. Robarge, »Directors of Central Intelligence, 1946-2005«, in: Studies in Intelligence
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