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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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im Jahr 1948, konspirierte Singlaub nicht nur mit den chinesischen Nationalisten, sondern versuchte auch, eine Gruppe von Weißrussen in die Sowjetunion einzuschleusen und Spione im sowjetisch besetzten Nordkorea zu stationieren. Tatsächlich gelang es ihm, 1948 einige koreanische Agenten durch die Mandschurei nach Nordkorea zu schaffen. Er schickte Dutzende von Männern, die Kriegsgefangene der Japaner gewesen waren, mit dem Befehl los, bis zu den kommunistischen Militärs vorzudringen und über ihre Absichten und ihre Leistungsbereitschaft zu berichten. Einigen schien dies zunächst gelungen zu sein. Aber als er versuchte, in Seoul Verstecke für diese Spione zu finden, stieß er bei MacArthur auf heftigen Widerstand. Über CIA-Kanäle sandte Singlaub ein außerordentliches Gesuch ans Weiße Haus – adressiert war es »Verschlusssache an Moscrip, Für den Präsidenten« –, in dem er Truman dringend bat, die chinesischen Nationalisten mit Waffen aus den amerikanischen Kriegsvorräten auf Okinawa zu versorgen. Der Präsident ließ sich nicht dazu bewegen. Als Mukden zu fallen drohte, kabelte Singlaub an den nächsten amerikanischen Marinebefehlshaber: »MEINE GEFANGENNAHME UNBEDINGT VERHINDERN«. Unter Artilleriebeschuss flog er aus dem Land, vorbei an einem Aufklärungsflugzeug mit dem roten Stern, im Wissen, dass diese Schlacht des Kalten Krieges verloren war. John K. Singlaub, Hazardous Duty: An American Soldier in the Twentieth Century , Summit, New York 1992, S.132–149.
    In Schanghai hatte Fred Schultheis, der Leiter des dortigen CIA-Büros, in der Stadt ein relativ großes Agenten- und Informantennetz aufgebaut, nicht zuletzt weil er ein tadelloses Chinesisch sprach, das er noch aufpolierte, indem er alles las, was er in die Finger kriegen konnte, von Zeitungen bis zu Bildgeschichten. In den Reihen der Amerikaner war er ein alter China-Experte, da er als Soldat während des ganzen Krieges im Land stationiert war. Als Mao Ende 1948 auf seinem Langen Marsch war und Stadt für Stadt eroberte, musste Schultheis sehen, dass er rauskam. Im Jahr 1949 ging er als Dienststellenleiter nach Hongkong, wo er bald die Überzeugung gewann, dass die Kommunisten in Kürze auch Hongkong angreifen würden. Er begann, angsterregende, auf Spekulation und bloße Vermutung gestützte Berichte loszuschicken, in denen er warnend verkündete, die Stadt werde als nächster Dominostein fallen. Joseph A. Yager, ein Beamter des State Department und OSS-Veteran, der mit ihm in Hongkong stationiert war, erinnerte sich lebhaft an diese Furcht: »Wir besaßen diverse Erkenntnisse, die darauf hinzuweisen schienen, dass ein Angriff bevorstand. Sie entpuppten sich als falsch.« Doch »Schultheis war überzeugt, dass er kommen musste. Er war ein richtiger Schwarzseher. Er sagte: ›Diesmal wird es nicht Stanley. Sondern Belsen.‹ Stanley, das war die Halbinsel, auf der die Japaner die Ausländer interniert hatten. Da war es ganz schön schlimm. Sie haben sie fast verhungern lassen. Aber Bergen-Belsen war eins der Todeslager der Deutschen.« Yager, Zeitzeugenaussage, FAOH.
    In der Zentrale, wo Singlaub 1950 nach Maos Sieg für die China-Einsätze der CIA zuständig war, beaufsichtigte er verlassene CIA-Büros und steckengebliebene Operationen. Fieberhaft bemühte er sich, in China das schwindende Netz aus CIA-Mitarbeitern und den im Rücken des Feindes operierenden Agenten aufrechtzuerhalten und in der Mandschurei und Nordkorea zerstörte Spionagenetze wieder aufzubauen.
    In Tihwa (heute: Urumtschi), der im unwirtlichen Wilden Westen Chinas gelegenen Hauptstadt von Xinjiang, arbeitete Douglas Mackiernan für die CIA im amerikanischen Zwei-Mann-Konsulat. Während des Krieges war er dort als Offizier der Luftwaffe stationiert gewesen und kannte sich gut in der Gegend aus, die reich an Uran, Öl und Gold war. Kaum ein anderer Amerikaner auf dem Globus lebte so weit von westlicher Zivilisation entfernt wie er. Als er schließlich das Konsulat aufgeben musste, weil die kommunistischen Truppen anrückten, saß er ohne jede Hilfe da. Es blieb ihm nur, selbst aus dem Land herauszufinden. Am Ende einer siebenmonatigen Odyssee über fast 2000 Kilometer bis zur chinesischen Grenze wurde er ohne erkennbaren Grund von einem tibetischen Grenzposten erschossen – als erster CIA-Beamter, der im Dienst sein Leben ließ.
    In Schanghai versuchte Hugh Redmond, der in Mukden unter Singlaub gearbeitet hatte, zu operieren, obgleich er nur mit einer dürftigen

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