CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Agententeam war von rotchinesischen Sicherheitskräften gefangen genommen und umgedreht worden. Die Bitte um Ausschleusung war eine List, und die versprochenen Dokumente waren ein bloßer Köder ebenso wie die angeblichen Kontakte mit einem führenden örtlichen Regimegegner. Die Mitglieder des Teams hatten den chinesischen Verantwortlichen mit fast hundertprozentiger Sicherheit alles mitgeteilt, was sie über die Operation und die damit zusammenhängenden Mitarbeiter und Einrichtungen der CIA wussten. Die Art, wie der Hinterhalt gelegt war, verriet, dass die chinesischen Kommunisten genau wussten, was sie erwartete. (…) Als die C-47 sich zum Zweck der Aufnahme im Tiefflug näherte und mit weniger als 120 Stundenkilometern kurz vor dem Überziehen war, flogen mit einem Mal weiße Laken, die auf dem schneebedeckten Grund als Tarnung für zwei Flugabwehrgeschütze gedient hatten, zur Seite, und im Moment der geplanten Aufnahme brach das Feuer los. Die Geschütze, die die Flugbahn in die Zange nahmen, begannen mit einem mörderischen Kreuzfeuer. (…) Fecteau wusste später nur noch, dass er und Downey neben der Maschine standen, fassungslos, aber bei vollem Bewusstsein, und beide sich darüber verständigten, dass sie »übel in der Tinte« steckten. Die chinesischen Sicherheitskräfte stürzten sich auf sie »mit Geheul und Gebrüll«, und sie fügten sich in das Unvermeidliche.
[E]s bleibt die Frage, ob die Einsatzleiter vor Ort über Warnungen hinweggingen, das in Marsch gesetzte Team könnte von den Kommunisten umgedreht worden sein. (…) Ein ehemaliger ranghoher Beamter im Operationsressort, der 1952 als junger Mann in der Einheit von Downey und Fecteau gedient hatte, (…) versichert, dass eine im Sommer vor dem Novemberflug durchgeführte Analyse von zwei Botschaften, die das Team geschickt hatte, nach seiner Einschätzung mit »90-prozentiger« Sicherheit ergab, dass die Gruppe eine Doppelrolle spielte. Als er dem Chef der Einheit seine Besorgnis vortrug, erhielt er eine schroffe Abfuhr, weil er keine zusätzlichen Beweise hatte. Er blieb hartnäckig und wurde daraufhin zu einer anderen CIA-Einheit versetzt. Nachdem Downey und Fecteau nicht von ihrem Flug zurückkamen, rief ihn der Chef zurück und wies ihn an, nichts über die Sache verlauten zu lassen, und dieser Anweisung folgte er – sehr zu seinem späteren Bedauern. (…)
Akten, die dokumentieren könnten, dass die Entsendung von Downey und Fecteau untersucht worden ist, scheint es nicht zu geben. Mit Sicherheit ist niemand dafür zur Rechenschaft gezogen worden. (…) Viele Jahre später erzählte Downey dem Beamten, dem er Bericht erstattete, er empfinde keinerlei Bitterkeit gegenüber dem Mann, der ihn auf die Mission schickte: »Ich hatte Mitleid mit ihm. Von ihm aus gesehen, ist es ja eine verfluchte Katastrophe geworden.«
99 die Li-Mi-Operation : Sie sollte schreckliche Folgen haben. Die erste entstand, als die CIA es versäumte, den US-Botschafter in Birma, David M. Key, über Li Mi zu unterrichten. Als Key es herauskriegte, war er außer sich vor Wut. Er kabelte nach Washington und erklärte, in der birmanischen Hauptstadt und auch in Bangkok werde die Operation bereits zum offenen Geheimnis, und die Missachtung der Souveränität Birmas füge den amerikanischen Interessen großen Schaden zu. Dean Rusk, der damals als Unterstaatssekretär das Fernost-Referat im Außenministerium leitete, wies seinen Botschafter an, den Mund zu halten: Er solle jede amerikanische Verwicklung in die Operation kategorisch abstreiten und Waffenschmuggler dafür verantwortlich machen, die auf eigene Rechnung arbeiteten. Später kehrten Li Mi und seine Truppen ihre Waffen gegen die birmanische Regierung, deren Spitzenpolitiker ein amerikanisches Komplott vermuteten, die diplomatischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten abbrachen und eine 50-jährige Abschottung vom Westen einleiteten, die zur Errichtung eines der weltweit repressivsten Regimes führte. Zu einigen Aspekten der Li-Mi-Operation siehe: Major D. H. Berger (US Marine Corps), »The Use of Covert Paramilitary Activity as a Policy Tool: An Analysis of Operations Conducted by the United States Central Intelligence Agency, 1949–1951«, online unter http://www.globalsecurity.org/intell/library/reports/1995/ BDH.htm. Weitere Einzelheiten lieferten: Al Ulmer, Nachfolger von Desmond FitzGerald als Leiter der Fernost-Abteilung, Sam Halpern, FitzGeralds Bevollmächtigter, und James Lilley.
Die
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