CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
»vor kurzem des Mordes überführt worden ist (…), und zwar nach einer Schlägerei mit einem Beamten der Royal Air Force, kurzerhand rausgeschmissen werden oder die Erlaubnis erhalten sollte, seine Kündigung einzureichen«. Am 5.Oktober 1955 notierte Robert Amory, stellvertretender Direktor für Nachrichtenverarbeitung: »Die Armee stellt zur Zeit eine Geschichte des Koreakrieges fertig, die die CIA, falls sie in der vorliegenden Form veröffentlicht wird, in einem schlechten Licht präsentieren würde.«
Der Leiter des Schweizer CIA-Büros, der sich das Leben nahm, war James Kronthal, ein ehemaliger OSS-Offizier, der in Bern die Nachfolge von Allen Dulles antrat und seit 1946 dort arbeitete. Er war homosexuell und stand im Verdacht, von den Sowjets erpresst zu werden. Bewiesen war die Sache nicht. Im März 1953, als Dulles erst wenige Tage Direktor war, beging er in Washington Selbstmord.
Eine Quote von 17 Prozent Personalfluktuation – 1953 verließ jeder sechste Mitarbeiter die CIA – entdeckte der »Final Report on Reasons for Low Morale Among Junior Officers« vom 9.November 1953, CIA/CREST. Die Umfrage unter 115 CIA-Mitarbeitern registrierte tiefe Unzufriedenheit über Korruption, Verschwendung und fehlgeleitete Missionen.
120 »vor einer schweren Personalkrise« : Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses (House Permanent Select Committee on Intelligence), IC21, »Intelligence Community Management«, S.21.
121 er hielt ihn für einen aufgeblasenen Angeber : CIA-Historiker gehen davon aus, dass Bedell Smith damit rechnete, von Eisenhower zum Vorsitzenden des Vereinigten Generalstabs ernannt zu werden, dass er nicht als Staatssekretär im Außenministerium arbeiten wollte, John Foster Dulles nicht mochte und über die Ernennung von Allen Dulles zum CIA-Direktor besorgt war. John L. Helgersohn, »Getting to Know the President: CIA Briefings of Presidential Candidates, 1952–1992«, CIA/CSI.
»ein paar Drinks lösten seine Zunge« : Abschrift des Nixon-Interviews mit Frank Gannon vom 8.April 1983, Walter J. Brown Media Archives, University of Georgia, online unter http://www.libs.uga.edu/media/collections/nixon.
Kapitel 9
Dieses Kapitel stützt sich in Teilen auf zwei als geheim eingestufte historische Studien des CIA-Geheimdienstes: Die eine heißt »Zindabad Shah!« (Sieg dem Schah!), und der Autor des vorliegenden Buches erhielt sie mit dem Datum 2003 und redaktionellen Eingriffen; die andere heißt »Overthrow of Premier Mossadeq of Iran«, sie wurde im März 1954 von Donald Wilber, dem Propagandachef der Operation »Ajax«, verfasst und im Jahr 2000 auf der Website der New York Times veröffentlicht. Die Letztere ist die vom amerikanischen Nachrichtendienst autorisierte offizielle Version des Putsches, eine Auswahl aus dem, was CIA-Beamte vor Ort damals aufgezeichnet und der Zentrale berichtet haben. Aber von der vollen Wahrheit ist sie um einiges entfernt. Die Beamten des Außendienstes, wie etwa Kim Roosevelt, haben nämlich in den letzten Tagen des Staatsstreichs so gut wie keine Nachrichten mehr nach Hause geschickt, weil es fast nur schlechte Nachrichten waren. Die CIA-Studie übergeht alle Begründungen, die für die Operation angeführt wurden, und bemüht sich nach Kräften, die zentrale Rolle der Briten bei Mossadeghs Sturz herunterzuspielen. Ihr Inhalt erklärt, warum Präsident Eisenhower feststellte, dass »die Berichte von Beobachtern, die sich in den entscheidenden Tagen direkt in Teheran befanden, eher nach einem Groschenroman als nach historischen Tatsachen klangen«. Wilber, der diese Studie verfasste, war zugleich derjenige, der das Drehbuch des Putsches bearbeitet hatte. Im Mai 1953 erhielt jede Einzelheit des Komplotts ihre endgültige Form im Büro des britischen Nachrichtendienstes in der zypriotischen Stadt Nikosia: sowohl von Wilber, der während des Krieges als OSS-Offizier im Iran gedient hatte und ins Teheraner Büro zurückkehrte, als auch von seinem britischen Kollegen Norman Darbyshire. Heraus kam dabei ein Schauspiel, in dem die Iraner als Marionetten agierten.
122 »Wann geht unsere verdammte Operation endlich los?« : Kermit Roosevelt, Countercoup: The Struggle for Control of Iran , McGraw Hill, New York 1979, S.78–81, 107–108. Das Buch ist mehr Roman als Tatsachenbericht, aber das Zitat klingt echt. Kim Roosevelt, Sohn einer reichen Familie und an der Eliteschule von Groton mit der Ideologie eines wehrhaften Christentums gefüttert, verdiente sich
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