CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
und Beschaffer strategisch wichtiger Metalle zunutze, die für die bevorstehende Schlacht von Belang sein konnten. Nachdem er im besetzten China fünf Jahre lang einen der größten Schwarzmärkte der Kriegszeit organisiert hatte, erhielt er den Rang eines Konteradmirals und verfügte über ein persönliches Vermögen von ungefähr 175 Millionen Dollar. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis investierte Kodama einen Teil seines Vermögens in die Förderung der Karrieren von Japans erzkonservativsten Politikern und wurde damit zur Schlüsselfigur einer CIA-Operation, durch die jene Politiker schließlich an die Macht gebracht wurden. Zusammen mit amerikanischen Geschäftsleuten, OSS-Veteranen und Ex-Diplomaten war er während des Koreakrieges aktiv an einer waghalsigen verdeckten Operation beteiligt, für die die CIA die Mittel bereitgestellt hatte.
Das US-Militär benötigte Wolfram, ein zur Härtung der Außenhaut von Geschossen verwendetes, damit also strategisch wichtiges, allerdings seltenes Metall. Mit Hilfe von Kodamas Agentennetz gelang es, dieses Metall tonnenweise aus japanischen Waffendepots in die Vereinigten Staaten zu schmuggeln. 10 Millionen Dollar bezahlte das Pentagon für die Schmuggelware. Mit 2,8 Millionen Dollar bürgte die CIA für diese Operation. Das Schmuggelnetz selbst machte einen Schnitt von mehr als 2 Millionen Dollar. Allerdings brachte die Operation Kodama beim Tokioter CIA-Büro in Verruf. »Er ist ein notorischer Lügner, ein Gangster, Scharlatan und ausgemachter Dieb«, heißt es in einem Bericht des Büros vom 10.September 1953. »Kodama ist gänzlich untauglich für die Geheimdienstarbeit und interessiert sich nur für den Profit.« Die Zusammenarbeit wurde beendet, und fortan galt die Aufmerksamkeit der CIA der Pflege und Förderung jener vielversprechenden japanischen Politiker – darunter auch Kishi –, die bei den ersten Wahlen nach dem Ende der amerikanischen Besatzungszeit ins Parlament eingezogen waren.
»Jetzt sind wir alle Demokraten«
Kishi wurde der Anführer von Japans aufstrebendem konservativen Lager. Innerhalb eines Jahres nach seiner Wahl ins Parlament hatte er mit Hilfe von Kodamas Geld und dank seines außerordentlichen politischen Geschicks die Kontrolle über die größte Fraktion des Abgeordnetenhauses erlangt. Zu ihrem Vorsitzenden gewählt, formte er dann die Partei, die das Land fast ein halbes Jahrhundert regieren sollte.
Kishi war es, der im Jahre 1941 die Kriegserklärung Japans gegen die Vereinigten Staaten unterzeichnet hatte; im Krieg hatte er das Munitionsministerium geleitet. Auch während seiner Gefängniszeit danach hatte Kishi gut positionierte Verbündete in den Vereinigten Staaten, darunter Joseph Grew, der zur Zeit des Angriffs auf Pearl Harbor US-Botschafter in Tokio gewesen war. Grew befand sich in einem Internierungslager in Tokio, als Kishi – er war Mitglied des Kriegskabinetts – ihm 1942 Freigang für eine Runde Golf anbot. Sie wurden Freunde. Nur wenige Tage, nachdem Kishi aus der Gefängnishaft entlassen worden war, wurde Grew erster Vorsitzender des Nationalkomitees für ein Freies Europa, jenes von der CIA geschaffenen Tarnunternehmens zur Unterstützung von Radio Freies Europa und anderer Unternehmen der politischen Kriegführung.
Nach seiner Entlassung ging Kishi unmittelbar zum Sitz des Ministerpräsidenten, wo sein Bruder Eisako Sato, der während der Besatzungszeit erster Kabinettssekretär gewesen war, ihm einen Büroanzug in die Hand drückte, den er gegen seine Gefängniskluft austauschte.
»Eigenartig, nicht wahr?«, meinte Kishi zu seinem Bruder, »jetzt sind wir alle Demokraten.«
Sieben Jahre beharrlicher und umsichtiger Arbeit ließen aus dem Häftling Kishi am Ende Japans Ministerpräsidenten werden. So nahm er Englischunterricht beim Tokioter Büroleiter von Newsweek und verschaffte sich über Harry Kern, den außenpolitischen Redakteur von Newsweek und engen Freund von Allen Dulles, der später für die CIA als Verbindungsglied zu Japan fungierte, Zugang zu amerikanischen Politikern. Kishi hegte und pflegte amerikanische Botschaftsangehörige wie seltene Orchideen. In der Anfangszeit bewegte er sich mit großer Vorsicht, war er doch nach wie vor ein stadtbekannter Mann, dem die Polizei routinemäßig auf Schritt und Tritt folgte.
Im Mai 1954 inszenierte er einen politischen Auftritt im Tokioter Kabuki-Theater. Zu dieser Theatervorstellung hatte er Bill Hutchinson eingeladen, einen OSS-Veteranen, der als
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