CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Abkommens über den Austausch geheimdienstlicher Nachrichten mit seinem Inlandssicherheitsausschuss. »Alle kamen überein, dass eine Zusammenarbeit zwischen der CIA und den Japanern in Fragen der Spionageabwehr höchst wünschenswert und das Thema von vorrangigem Interesse für die CIA sei«, heißt es in der Mitschrift ihrer Unterredung. Dulles sah in Kaya seinen Agenten, und nicht einmal ein halbes Jahr später schrieb er ihm: »Ich bin höchst interessiert, Ihre Ansichten sowohl zur internationalen Politik, soweit sie die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern betrifft, als auch zur Lage in Japan selbst zu erfahren.«
Kayas nicht immer gradliniges Verhältnis zur CIA erreichte 1968, in seiner Zeit als leitender politischer Berater von Ministerpräsident Eisaku Sato, einen Höhepunkt. In jenem Jahr war der riesige US-Militärstützpunkt auf Okinawa das innenpolitische Thema Nummer eins in Japan. Okinawa war der entscheidende Bereitstellungsraum für die Bomberflotte der USA im Vietnamkrieg und zugleich Lagerplatz für amerikanische Atomwaffen. Damit unterstand die Insel amerikanischer Kontrolle. Nun waren für den 10.November Regionalwahlen angesetzt, und Oppositionspolitiker drohten damit, der US-Präsenz ein Ende zu machen. Kaya spielte eine Schlüsselrolle bei dem Versuch der CIA, durch eine verdeckte Operation die Wahlen zugunsten der LDP zu beeinflussen, was ganz knapp scheiterte. Okinawa fiel 1972 wieder unter japanische Verwaltung, aber bis heute ist amerikanisches Militär auf der Insel stationiert.
In der Folgezeit bildete sich mit Hilfe der CIA ein politisches System heraus, das die Japaner kozo oshoku nannten, »strukturelle Korruption«. Die Geldzahlungen von Seiten der CIA setzten sich bis in die siebziger Jahre fort. Die strukturelle Korruption des politischen Lebens in Japan war indessen ein Vorgang, der weitaus länger andauerte.
»Wir haben in Japan während der Besatzungszeit die Dinge in der Hand gehabt, in den Jahren danach haben wir sie eben ein wenig anders gehandhabt«, meint dazu der Agent und Tokioter Büroleiter der CIA, Horace Feldman. »General MacArthur hatte seine Methode, wir hatten die unsere.«
13 »Den Kopf in den Sand gesteckt«
Allan Dulles war fasziniert von verdeckten Operationen, und so war es kein Wunder, dass er seine Hauptaufgabe, den Präsidenten mit nachrichtendienstlichen Informationen zu versorgen, völlig aus den Augen verlor.
Die meisten wissenschaftlichen CIA-Mitarbeiter und viele ihrer Berichte behandelte er mit ausgesuchter Geringschätzung. Wenn sie etwa zu ihm kamen, um ihn für den Vortrag beim Präsidenten am nächsten Tag zu instruieren, ließ er sie stundenlang warten, und wenn es dann schon auf den Abend zuging, stürmte er zur Tür seines Büros hinaus und eilte an ihnen vorbei, hastig darauf bedacht, eine Verabredung zum Abendessen einzuhalten.
Er hatte sich zur Gewohnheit gemacht, »die ihm vorgelegten Berichte nach ihrem Gewicht zu beurteilen«, berichtet Dick Lehman, ein über drei Jahrzehnte tätiger hochrangiger CIA-Wissenschaftler, der später für die Aufbereitung der Tagesberichte für den Präsidenten verantwortlich zeichnete. »Er wog sie in der Hand und entschied dann, ohne sie gelesen zu haben, über ihre Annahme.«
Und so konnte es vorkommen, dass ein Mitarbeiter, der am Nachmittag das innerste Heiligtum betreten durfte, um Dulles über die gerade laufende politische Krise einen Vortrag zu halten, ihn in seinem Büro vor dem Fernseher fand, wie er einem Baseballspiel der Washington Senators zuschaute. Dulles hatte sich in einen Sessel mit verstellbarer Rückenlehne gelümmelt, die Füße auf einem gepolsterten Hocker, und schaute dem Spiel zu, während der bedauernswerte Mitarbeiter ihm von hinter dem Fernseher aus zusah. Jedesmal wenn der Berichterstatter auf seine Hauptargumente zu sprechen kam, erging sich Dulles in einer Analyse des Baseballspiels.
Er zeigte sich zunehmend desinteressiert an den aktuellen, für das Wohl und Wehe der Nation entscheidenden Problemen.
»Das ganze Sowjetsystem unter Anklage«
Im Verlauf von fünf Jahren hatten Dulles und Wisner zusammen mehr als zweihundert verdeckte Großoperationen in anderen Ländern gestartet und das Geld amerikanischer Bürger in die politischen Ränkespiele Frankreichs, der Bundesrepublik Deutschland, Italiens, Griechenlands, Ägyptens, Pakistans, Japans, Thailands, der Philippinen und Süd-Vietnams gepumpt. Ganze Länder hat die CIA durch Umstürze erschüttert,
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