CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Informations- und Propagandabeamter der amerikanischen Botschaft in Japan mit der CIA zusammenarbeitete. Während der Pausen stolzierte er mit Hutchinson in den reich verzierten Foyers des Kabuki-za herum und präsentierte ihn seinen Freunden aus Japans Oberschicht. Das war seinerzeit eine höchst ungewöhnliche Geste, letztlich aber doch bloß politisches Theater, Kishis Art, öffentlich zu bekunden, dass er in der internationalen Arena zurück sei und in der Gunst der Vereinigten Staaten stehe.
Ein Jahr lang traf sich Kishi insgeheim mit Vertretern von CIA und US-Außenministerium in Hutchinsons Wohnzimmer. Dieser erinnert sich: »Es war nur zu deutlich, dass Kishi zumindest die stillschweigende Unterstützung der US-Regierung suchte.« Diese Gespräche legten das Fundament für die Beziehungen Japans zu den Vereinigten Staaten für die kommenden vierzig Jahre.
Kishi machte den Amerikanern deutlich, dass es seine Strategie sei, die herrschende Liberale Partei zu zerschlagen, sie umzubenennen, wieder aufzubauen und selbst zu leiten. Die neue Liberal-Demokratische Partei unter seiner Führung sollte indessen weder liberal noch demokratisch sein, sondern eine rechtsgerichtete Clique feudaler Kaziken, die aus der Asche des kaiserlichen Japan wiedererstanden waren. Zunächst würde er hinter den Kulissen agieren und höherrangige Politiker als Ministerpräsidenten vorschicken, um dann deren Amt zu übernehmen. Er versprach, Japans Außenpolitik so zu ändern, dass sie den Interessen der USA entgegenkommen würde. Die USA würden ihre Militärstützpunkte in Japan behalten und Atomwaffen dort stationieren können, ein Thema, das in Japan ziemlich umstritten war. Alles, was er im Gegenzug verlangte, war die versteckte politische Unterstützung von Seiten der USA.
Außenminister Foster Dulles traf mit Kishi im August 1955 zusammen und teilte ihm mit, dass er mit einer solchen Unterstützung rechnen könne, sofern Japans Konservative sich darauf einigen könnten, den USA beim Kampf gegen den Kommunismus zu helfen.
Jeder begriff, worin diese amerikanische Unterstützung bestehen würde.
Kishi ließ Sam Berger, den ranghöchsten politischen Beamten der US-Botschaft, wissen, dass er einen jüngeren und rangniedrigeren, in Japan noch unbekannten Mann als ersten Direktkontakt mit den Vereinigten Staaten vorziehen würde. Die Wahl fiel auf Clyde McAvoy von der CIA, einen Marineveteranen, der die Erstürmung von Okinawa mitgemacht hatte und nach einem Intermezzo als Zeitungsreporter zur CIA gekommen war. Kurz nach seiner Ankunft in Japan wurde McAvoy von Sam Berger bei Kishi eingeführt, und damit war eine der haltbarsten Beziehungen geschmiedet, die die CIA je zu einem ausländischen Politiker aufzubauen vermocht hat.
»Ein großartiger Coup«
Der heikelste Punkt der Zusammenarbeit zwischen der CIA und der Partei der Liberal-Demokraten war der Austausch von Informationen gegen Geld. Es wurde zur Unterstützung der Partei und zur Rekrutierung interner Informanten gebraucht. Gegen Bezahlung wurden von Seiten der Amerikaner Beziehungen zu verheißungsvollen jungen Parteimitgliedern angebahnt, die eine Generation später Parlamentsabgeordnete oder Minister werden sollten oder zu den Honoratioren zählen würden. Gemeinsam brachten sie die LDP auf Vordermann und zersetzten Japans Sozialisten sowie die Gewerkschaften. Was das Schmieren ausländischer Politiker anging, hatte die CIA offenkundig dazugelernt und war inzwischen gewitzter als noch sieben Jahren zuvor in Italien. Anstatt wie damals Koffer voller Geld in Vier-Sterne-Hotels zu übergeben, benutzte die CIA gestandene amerikanische Geschäftsleute als Mittelsmänner, um ihren Bundesgenossen Geld zukommen zu lassen. Unter den amerikanischen Helfershelfern waren unter anderen Führungskräfte von Lockheed, einem Luftfahrtunternehmen, das damals gerade den Bau der U-2 vorantrieb und in Verhandlungen über den Verkauf von Militärflugzeugen für eine japanische Luftwaffe stand, an deren Aufbau Kishi interessiert war.
Im November 1955 einte Kishi Japans Konservative unter dem Banner der Liberal-Demokratischen Partei. Als deren Parteivorsitzender räumte er der CIA die Auswahl seiner politischen Gefolgsleute ein und billigte, dass sie ihnen zu einem Sitz im Parlament verhalf. Während seines unaufhaltsamen Wegs an die Spitze verpflichtete er sich zur Zusammenarbeit mit der CIA bei der Formulierung eines neuen Sicherheitsabkommens zwischen den USA und Japan. Als Kishis
Weitere Kostenlose Bücher