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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Situation [ unkenntlich gemacht ], politisch unreif sind. (Aus ihrem ›Umgang‹ mit windigen und wenig charakterfesten Menschen, aus der Art und Weise, wie sie die von der Zentrale vorgeschlagenen beziehungsweise von ihnen selbst vor Ort – gelegentlich auf Anregung lokaler Opportunisten – ausgeheckten ›Aufgaben‹ umsetzen, können sich möglicherweise merkwürdige Dinge entwickeln und tun es faktisch auch.)«
    Die verdeckten Operationen der CIA würden, so ein Folgebericht, der im Januar 1957 vom Geheimdienststab des Präsidenten vorgelegt wurde, »völlig autonom und unkontrolliert in sensiblen Gegenden der Welt durchgeführt und zudem die Gestaltung der auswärtigen Beziehungen berühren. (…) In einigen Bereichen kommt es infolgedessen zu fast unglaublichen Situationen.«
    Im Verlauf seiner zweiten Amtszeit versuchte Präsident Eisenhower die Führung der Amtsgeschäfte bei der CIA zu verändern, äußerte allerdings, dass er wisse, er werde Allen Dulles nicht ändern können. Ebensowenig konnte er sich allerdings jemand anderen als Chef der CIA vorstellen. Die Arbeit der CIA, so sagte er einmal, sei »eine der sonderbarsten Unternehmungen, die jemals von einer Regierung ins Leben gerufen wurden, und es bedarf vermutlich einer seltsamen Sorte Genie, sie zu leiten.«
    Allen Dulles hatte keine Kontrolleure geduldet. Ein stummes Kopfnicken seines Bruders Foster hatte genügt. Niemals zuvor hatte es ein solches Brudergespann wie die Dulles-Brüder in einer US-Regierung gegeben, aber Alter und körperliche Erschöpfung hatten sie mürbe gemacht. John Foster war sieben Jahre älter als sein Bruder Allen, und er war ein sterbender Mann. Er wusste, dass er tödlich an Krebs erkrankt war und dass er dieser Krankheit im Verlauf der nächsten zwei Jahre nach und nach erliegen würde. Mannhaft kämpfte er dagegen an, machte Flugreisen in alle Welt, rasselte mit jedem nur erdenklichen Säbel aus dem US-Arsenal. Aber seine Kräfte schwanden, und das verunsicherte den CIA-Direktor und ließ ihn sein inneres Gleichgewicht verlieren. Mit dem Dahinsiechen seines Bruders erlosch auch sein Lebensfunke. Seine Ideen und sein Sinn für Ordnung verflüchtigten sich wie der Rauch aus seiner Pfeife.
    Während Fosters Kräfte verfielen, führte Allen Dulles die CIA in Asien und dem Nahen Osten in neue Schlachten. In Europa mag der Kalte Krieg in eine Pattsituation geführt haben, erklärte er seinen Häuptlingen, aber zwischen Pazifik und Mittelmeer müsse der Kampf mit neuer Intensität weitergehen.

14  »Die unmöglichsten Amateuraktionen«
    »Wenn man unter Arabern lebt«, hatte Präsident Eisenhower eines Tages Allen Dulles und den versammelten Mitgliedern des Nationalen Sicherheitrats erklärt, »dann wird man rasch feststellen, dass sie unsere Vorstellung von Freiheit und Menschenwürde einfach nicht verstehen können. Sie haben derart lange unter einer Diktatur in dieser oder jener Form gelebt, wie können wir da erwarten, dass sie mit Erfolg eine freie Regierung führen werden?«
    Die CIA ließ es sich folglich angelegen sein, Eisenhowers Frage dahingehend zu beantworten, dass sie überall in Asien und im Mittleren Osten Regierungen umzudrehen, gefügig zu machen oder zu kontrollieren versuchte. Sie sah sich mit Moskau im Clinch um die Loyalität von Millionen von Menschen und kämpfte um politischen Vorteil und wirtschaftlichen Einfluss in den Ländern, in deren Boden, dank eines Zufalls der Geologie, Millionen Barrel Erdöl lagern. Die neue Kampflinie hatte die Form eines großen Halbmonds, der sich von Indonesien über den Indischen Ozean durch die Wüsten im Iran und Irak bis zu den uralten Stadtanlagen des Nahen Ostens erstreckte.
    In jedem muslimischen Politiker, der sich sträubte, den Vereinigten Staaten Gefolgschaft zu geloben, sah der Geheimdienst, nach den Worten von Archie Roosevelt, dem Chef der CIA in der Türkei und Vetter von Kim Roosevelt, der Nummer eins der CIA für den Nahen Osten, eine »für politische Aktionen der CIA per Gesetz freigegebene Zielscheibe«. Unter den mächtigsten Politikern der islamischen Welt zeigten sich nicht wenige empfänglich für das Geld und die guten Ratschläge der CIA. Wann immer es ihr möglich war, lenkte sie deren Entscheidungen. Aber nur wenige CIA-Agenten sprachen die Landessprache, kannten sich in den Sitten und Gebräuchen aus oder hatten Verständnis für die Menschen, die sie mit Geld unterstützten oder zu bestechen suchten.
    Präsident Eisenhower erklärte, er

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