CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
oder zu Plaudereien in kleiner Runde traf. Er berichtet von seiner »großen Bewunderung und Zuneigung« für Allen Dulles, der ihn persönlich als Berater im neu geschaffenen Geheimdienstausschuss empfahl.
Eisenhower wollte sich selbst einen Einblick in die CIA-Strukturen verschaffen. Schon im Januar 1956 hatte er entsprechend einer geheimen Empfehlung des Doolittle-Berichts öffentlich die Schaffung eines solchen an das Amt des Präsidenten angebundenen Beratergremiums angekündigt. In seinen Aufzeichnungen schreibt er, dass er von den Beratern einen halbjährlichen Bericht mit ihrer Bewertung der CIA-Arbeit erwarte.
Botschafter Bruce bat den Präsidenten um die Genehmigung, die verdeckten Operationen der CIA – also die Arbeit von Allen Dulles und Frank Wisner – gründlich prüfen zu dürfen, und er erhielt diese Genehmigung. Seine persönliche Zuneigung zu beiden Männern und seine berufliche Wertschätzung ihrer Tätigkeit verliehen seinem Urteil ganz vorzügliches Gewicht. Sein als geheime Verschlusssache behandelter Bericht wurde nie öffentlich zugänglich gemacht, die hauseigenen Historiker der CIA haben sogar öffentlich dessen Existenz in Frage gestellt. Allerdings sind im Jahre 1961 entscheidende Passagen daraus in einem vom Geheimdienstausschuss angefertigten Geheimbericht erschienen, die wir einsehen konnten. Auszüge aus diesen Passagen werden hier zum ersten Mal wiedergegeben.
»Wir sind sicher, dass die Befürworter des Beschlusses von 1948, aufgrund dessen die US-Regierung ein Programm der psychologischen Kriegführung und paramilitärischen Operationen auflegte, die daraus resultierenden Maßnahmen unmöglich bis in alle Verästelungen hinein haben voraussehen können«, heißt es in dem Bericht. »Niemand außer den in der CIA unmittelbar mit ihrer täglichen Durchführung befassten Beamten hat ein detailliertes Wissen von allen Vorgängen.«
Planung und Genehmigung außergewöhnlich heikler und äußerst kostspieliger verdeckter Operationen »lagen mehr und mehr in der ausschließlichen Kompetenz der CIA – mit weitgehender Finanzierung aus deren Reptilienfonds. (…) Die CIA ist eine geschäftige, finanziell gut dotierte und in mancherlei Hinsicht mit Sonderrechten bedachte Institution, und sie ist vernarrt in ihre Rolle als ›Königsmacher‹ (es ist reizvoll, Intrigen zu spinnen – Erfolge vermitteln beträchtliche Selbstbestätigung und nicht selten Anerkennung – keinerlei Haftung bei ›Fehlschlägen‹ – die ganze Arbeit ist sehr viel simpler als das Sammeln von geheimem Nachrichtenmaterial über die UdSSR mit den herkömmlichen CIA-Methoden!)«
Weiter heißt es in dem Bericht:
»Im Außenministerium besteht durchgängig große Besorgnis wegen der Auswirkungen der psychologischen Kriegführung und paramilitärischen Aktivitäten seitens der CIA auf unsere auswärtigen Beziehungen. Im Außenministerium ist man der Ansicht, dass die vielleicht wichtigste Arbeit unseres Ausschusses darin besteht, den Präsidenten über den entscheidenden, nahezu alleinigen Einfluss der CIA-Aktivitäten in psychologischer Kriegführung und paramilitärischen Operationen auf die aktuelle Gestaltung unserer Außenpolitik sowie auf die Beziehungen zu unseren ›Freunden‹ in Kenntnis zu setzen. (…)
Die Unterstützung der CIA für örtliche Nachrichtenorgane, Gewerkschaftsorganisationen, Politiker und Parteien und deren Manipulation sowie ihre sonstigen Aktivitäten, die jederzeit Auswirkungen erheblichen Ausmaßes auf die Tätigkeit des Botschafters vor Ort haben können, gelangen diesem manchmal überhaupt nicht zur Kenntnis oder werden nur vage von ihm wahrgenommen. (…) Allzu oft entstehen zumal zwischen CIA und Außenministerium Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Haltung der USA gegenüber politischen Persönlichkeiten oder Organisationen vor Ort. (…) (Gelegentlich kommt es vor, dass die ›Position der USA‹ eigenmächtig durch das Bruderverhältnis von Außenminister und CIA-Direktor festgelegt wird.) (…)
Psychologische Kriegführung und paramilitärische Operationen (die nicht selten daraus entstehen, dass sich gescheite und hochdiplomierte junge Männer, die sich stets zu schaffen machen müssen, um ihre Daseinsberechtigung unter Beweis zu stellen, verstärkt in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einmischen) liegen gegenwärtig überall auf der Welt in der Hand einer Horde von CIA-Vertretern [ unkenntlich gemacht ], von denen viele, schon aufgrund ihrer persönlichen
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