CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
wolle die Idee eines islamischen Dschihad gegen den gottlosen Kommunismus voranbringen. »Wir sollten alles nur Denkbare tun, um diesen Aspekt des ›Heiligen Krieges‹ hervorzuheben«, äußerte er im September 1957 bei einem Treffen im Weißen Haus, bei dem auch Frank Wisner, Allen Dulles, William Rountree, der Stellvertretende Staatssekretär für den Nahen Osten, und Mitglieder des Vereinigten Oberkommandos anwesend waren. Außenminister Dulles schlug eine »geheime Task Force« vor, unter deren Ägide die CIA vier arabischen Herrschern, König Saud von Saudi-Arabien, König Hussein von Jordanien, dem libanesischen Staatspräsidenten Camille Chamoun und dem irakischen Präsidenten Nuri Said, amerikanische Gewehre, Geld und geheimdienstliche Erkenntnisse übermitteln könne.
»Diese vier Bastarde sollten uns in Nahost gegen den Kommunismus und die extremen Nationalisten unter den Arabern verteidigen«, kommentierte Harrison Symmes, der als Rountrees rechte Hand eng mit der CIA zusammenarbeitete und später Botschafter in Jordanien wurde. Das einzig bleibende Erbe dieser »geheimen Task Force« bestand in der Umsetzung von Wisners Vorschlag, König Hussein auf die Gehaltsliste der CIA zu setzen. Und außerdem war die Schaffung eines noch heute als Verbindung zu einem Großteil der arabischen Welt fungierenden jordanischen Geheimdienstes ein Werk der CIA. Die geheime Alimentierung des Königs sollte über die nächsten zwanzig Jahre fortgeführt werden.
Wenn auch im Nahen Osten mit Rüstungsgütern nicht unbedingt Loyalität erkauft werden konnte, so verfügte die CIA mit dem allmächtigen Dollar nach wie vor über eine Geheimwaffe. Bares im Austausch gegen eine Politik der starken Hand und Machtspielchen war immer gern gesehen. Wenn Bargeld bei der Etablierung eines amerikanischen Imperiums in den arabischen und asiatischen Ländern von Nutzen war, dann war Außenminister Dulles immer dafür zu haben. »Ich will es einmal so formulieren«, sagt Botschafter Symmes, »der Außenminister vertrat die Ansicht, dass wir alles tun sollten, was in unserer Macht lag, um die Verfechter der Neutralitätspolitik, also alle antiimperialistischen, antikolonialistischen oder extrem nationalistischen Regimes, zu stürzen.«
Seinem Bruder Allen hatte er den Auftrag erteilt, genau dies in die Tat umzusetzen. (…) Und natürlich brauchte Allen Dulles nichts weiter zu tun, als seine Leute von der Kette zu lassen.« Am Ende »wurden wir erwischt, wie wir Staatsstreiche inszenierten oder die unmöglichsten Amateuraktionen durchzogen«. Er selbst und seine Diplomatenkollegen versuchten, »möglichst viel über die schmutzigen Tricks, die da im Nahen Osten ausbaldowert wurden, in Erfahrung zu bringen, damit wir sie, wenn sie sich als völlig schräg herausstellen sollten, im Keime ersticken konnten, bevor sie zum Zug kamen. In manchen Fällen ist uns das auch gelungen. Aber alles konnten wir nicht abwürgen.«
»Reif für einen Staatsstreich durch das Militär«
Einer dieser schmutzigen Tricks, nämlich die Verschwörung zum Sturz der syrischen Regierung, zog sich über gut zehn Jahre hin.
Die CIA hatte dort 1949 mit Adib Shishakli einen proamerikanischen Polizeiobersten an die Macht gebracht. Er erhielt direkte Militärhilfe von den USA sowie verdeckte Finanzhilfen. Miles Copeland, der Leiter der CIA in Damaskus, nannte Shishakli »einen liebenswerten Schurken«, der »nach meiner sicheren Kenntnis keinem Götzenbild je Reverenz erwiesen hat. Allerdings hat er religiösen Frevel, Gotteslästerung, Mord, Ehebruch und Diebstahl begangen.« Er hielt sich vier Jahre, bevor er durch die Baath-Partei und mit Hilfe kommunistischer Politiker und einiger Militärs gestürzt wurde. Im März 1955 verkündete Allen Dulles, das Land sei »reif für einen Staatsstreich durch das Militär«, den die CIA unterstützen werde. Im April 1956 versuchten Kim Roosevelt von der CIA und sein Pendant auf Seiten des britischen Geheimdienstes SIS, Sir George Young, syrische Armeeoffiziere aus dem rechten politischen Spektrum zu mobilisieren. Die CIA stellte den Anführern der Verschwörung eine halbe Million syrische Pfund zur Verfügung. Indessen hatte das Fiasko des Suez-Kriegs das politische Klima im Nahen Osten vergiftet, Syrien der Sowjetunion angenähert und damit Amerikaner und Briten gezwungen, den Umsturzplan auf Ende Oktober 1956 zu verschieben.
Im Frühjahr und Sommer des Jahres 1957 griffen sie den Plan wieder auf. Ein im Jahre 2003 unter den
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