Ciao, Don Camillo
Frau und meinem Sohn. Ich kann mich bei niemandem verstecken und kann niemandem trauen.«
Peppone sah mitleiderregend aus, so durchnäßt und voller Schmutz, wie er war.
»Peppone«, sagte Don Camillo sanft zu ihm, »du willst wohl nicht, daß ich dich verstecke? Ich kann der Justiz einen Mörder nicht entziehen.«
»Und wenn er nicht gestorben ist? Wenn wir erfahren, daß er tot ist, gehe ich von selbst; inzwischen haben wir Zeit, um zu reden. Wenn sie mich jetzt verhaften, gehe ich ins Kittchen, ohne etwas begriffen zu haben. Das wichtigste aber ist, die Dinge zu verstehen. Wenn jemand begriffen hat, dann kümmert ihn nichts, auch wenn sie ihn aufhängen. Ich habe im Kino eine historische Anekdote gesehen, wo einer mit dem Priester geredet hat und dann lächelnd zu seiner Erschießung ging. Weil er verstanden hatte. Ich verstehe jetzt nichts. Wenn die Carabinieri mich jetzt verhaften kommen, hole ich vielleicht das MG hervor und schieße. Wer weiß schon, was ich tun werde?«
Don Camillo zündete eine Kerze an.
»Zieh dir die Schuhe aus und komm herauf, ohne Lärm zu machen«, sagte er. Auf dem Dachboden gab es ein kleines Zimmer mit einem kleinen Feldbett.
»Mir fällt ein, wie Ihr mich damals versteckt habt, als mich die Deutschen suchten. Und wenn jetzt auch dieses oder jenes ein wenig anders ist, so leben wir alles in allem noch immer unter den Deutschen!«
»Die Situation ist jetzt anders: Damals hast du für eine gerechte Sache gekämpft.«
»Und jetzt etwa nicht? Wenn ich nicht sicher wäre, für eine gerechte Sache zu arbeiten, glaubt Ihr vielleicht, daß ich dann nachts im strömenden Regen herumlaufen würde, um zu entdecken, wer die Schurken sind, die meine Plakate herunterreißen?«
Don Camillo packte ihn am Kragen.
»Du verstockter Krimineller! Wenn du vor das Gericht Gottes treten wirst, dann wirst du keinen Don Camillo finden, der dich auf dem Dachboden versteckt!«
Don Camillo zeigte sich am nächsten Tag gegen Mittag wieder auf dem Dachboden.
»Und nun?« fragte Peppone, der hochsprang und sich aufs Bett setzte. Don Camillo legte eine Flasche und einige Schüsseln auf den Stuhl.
»Schädelbasisbruch, Gehirnerschütterung. Sie sagen, es war ein Schlag mit einer Eisenstange.«
»Das ist nicht wahr!« protestierte Peppone. »Das sind die üblichen Schurken, die die abscheulichsten Infamien gegen uns erfinden.«
»Eisen oder Holz – Tatsache ist, daß jener Unglückselige noch immer bewußtlos ist.«
»Suchen sie mich?«
»Das versteht sich, daß sie dich suchen.«
Peppone warf sich wieder auf das kleine Bett hin.
»Verdammte Politik«, rief Peppone.
Der Abend kam, und Don Camillo erschien mit anderen kleinen Töpfen.
»Und?«
»Man hofft, daß er die Nacht überlebt. Der Arzt garantiert jedoch nicht, daß er es bis morgen mittag schafft. Sie befürchten eine innere Blutung. – Hast du nichts gegessen?«
»Ich denke vielleicht an nichts anderes als ans Essen!« rief Peppone. »Und für mich gibt’s nichts Neues?«
»Sie haben dich zu Hause gesucht und von oben bis unten alles durchstöbert. Deine Frau haben sie zwei Stunden lang ausgefragt. Sie hat nichts gesagt, weil sie nicht weiß, wo du bist.«
Peppone blickte zu Don Camillo, als ob er ihn etwas fragen wollte. Dann senkte er den Blick wieder.
»Nein, sie haben nichts gefunden«, sagte Don Camillo und betonte das »nichts«, »aber du wirst sehen, sie finden schon noch was. Ich glaube, daß sie nur auf diese Gelegenheit gewartet haben, um einen Blick ins Haus des Bürgermeisters werfen zu können.«
»Ich habe nichts, was schlecht versteckt ist!« rief Peppone.
»Das sind deine Angelegenheiten. Ich sage dir das, weil, wenn sie etwas finden, deine Frau mit drinhängt. Nicht, daß mir das leid täte, aber es ist wegen deines unglückseligen Kindes. Trink, das wird dich aufmuntern.«
Don Camillo ging hinaus, und zwei Stunden später, als er hinaufstieg, um ins Bett zu gehen, hörte er Peppone, der von der letzten Geländersprosse herunterrief.
»Du bist ein Idiot!« sagte Don Camillo zu ihm, als er in der kleinen Kammer war, »du darfst nie aus deiner Höhle heraus, oder es nimmt ein schlimmes Ende!«
»Was hat meine Frau damit zu tun?« fragte Peppone, »sie können sie doch nicht mit hineinziehen.«
»Gut«, bemerkte Don Camillo, »dann kannst du ruhig schlafen. Gute Nacht.«
»Don Camillo.«
»Was gibt’s?«
»Hinten in der Werkstatt sind zwei Fässer mit Schmieröl und mit einem kleinen roten Zeichen auf dem
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