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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Guareschi
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daß es du gewesen bist, aber wie ich deinen Brief aus der Stadt vorgezeigt habe, waren sie still. Heute morgen ist der Großvater Corini gestorben. Derselbe Don Camillo hat übrigens unterstellt, daß du nicht in die Stadt, sondern nach Belgrad gegangen bist, um Höllenbefehle vom Cominferno zu empfangen und anderen Blödsinn.<… Don Camillo, was glaubst du gewonnen zu haben mit dieser schändlich inszenierten Komödie?«
    »Vieles, Herr Jesus.«
    »Und was?«
    »Erst einmal zwei Fässer, die statt mit Öl mit MGs, Pistolen, Munition und anderen Schweinereien gefüllt sind. Zweitens habe ich einen Menschen darüber belehrt, was geschehen kann, wenn man zur Gewalt greift. Drittens habe ich einem Menschen Familie und Leben geschenkt, die er schon verloren zu haben glaubte. Herr Jesus, das ist kein Pfaffenscherz, sondern die ehrliche Tat eines Priesters, der Seelen rettet, bevor sie verlorengehen. Er ist nun einer, der wohl kaum mehr einen Menschen verprügeln wird. Herr Jesus, es war kein Pfaffenscherz, und Ihr wißt es: Denn Ihr wißt, was ich fühlte, als ich diesen Unglücklichen leiden sah.«
    Der Christus seufzte.
    »Don Camillo hat immer recht. Don Camillos Augen sind klein, doch sie sehen weit. Gott möge ihm die Sehschärfe erhalten.«
    Peppone und Don Camillo trafen sich einige Tage später.
    »Es endet damit, daß ich Euch umbringe«, sagte Peppone finster.
    »Denk ein wenig darüber nach. Es könnte vielleicht sein, aber ich glaube nicht daran.«
    »Ich auch nicht«, brummte Peppone, »aber irgend etwas Furchtbares wird sicherlich geschehen.«
    Sie sprachen nicht über die Fässer, die entleert am Grund des Flusses lagen, zusammen mit ihrer inzwischen verrosteten Ladung.

Der Champion
    Giobá war einer, der sich seit fünfundzwanzig Jahren jeden Morgen und bei jedem Wetter auf sein Rennrad schwang und in die Stadt fuhr, um dort die »Gazzetta dello Sport« zu kaufen. Denn die »Gazzetta dello Sport«, die sie im Dorf verkauften, bot ihm nicht ausreichend Garantien, seriös zu sein.
    Dieses tägliche Kilometerfressen – dreißig, mit Hinfahrt in die Stadt und Rückkehr – war seine einzige fixe und anstrengende Arbeit. Die übrige Zeit beschäftigte er sich überall dort, wo sie ihm eine Arbeit anboten, die es ihm erlaubte, in die Stadt zu fahren, die »Gazzetta dello Sport« zu kaufen und den Teil zu lesen, der ihn interessierte, nämlich den über den Radsport.
    Giobá war kein Wirrkopf im eigentlichen Sinne, und er war auch kein drolliger Kauz, den man im Kaffee- oder Wirtshaus »in die Mitte nahm«, denn Giobá hörte nur zu, wenn man über Radsport mit ihm redete. Und über den Radsport wußte er alles. Außer der »Gazzetta« las er nämlich jedes bedruckte Stück Papier, auf dem von Rädern oder Radrennfahrern die Rede war. Giobá war vierzig Jahre alt, und seit fünfundzwanzig Jahren, seit er also diesen Tick hatte, war er für die Leute keinen Pfifferling wert. Dann aber erschien plötzlich – dank des Marshallplans zur geistigen Hilfe für den Westen – auf den Fernsehschirmen das amerikanische Spielchen mit den Quizfragen, und alles änderte sich.
    Als man nämlich Giobá erzählte, daß an diesem Spielchen ein Typ teilnehmen würde, der als Aufgabengebiet den Radsport ausgewählt hatte, ging auch er ins Wirtshaus zum Molinetto und pflanzte sich vor dem Fernsehgerät auf. Und wie der Radsport an die Reihe kam, gab Giobá, kaum daß der Stimmungsmacher die Frage aus dem Umschlag gezogen und vorgelesen hatte, blitzschnell und mit lauter Stimme die richtige Antwort.
    Am ersten Abend wurden die Leute neugierig. Am zweiten, als sie hörten, wie Giobá alle Fragen erriet, war ihr Interesse geweckt. Dann, eine Woche darauf, als das Spielchen schwieriger wurde und der Kandidat mit dem Thema Radsport in eine Kabine ging, waren die Leute aus dem einfachen Grund aufgeregt, daß Giobá wieder die richtige Antwort herausschoß.
    Bei der letzten Runde, als der Kandidat also auf die drei berühmten abschließenden Fragen keine Antwort wußte, Giobá jedoch mit den drei richtigen Antworten herausgeplatzt war, betrachteten die Leute Giobá mit Respekt. »Das ist ein FünfMillionen-Mann«, sagten alle.
    Aber die Sache war damit nicht zu Ende. Im Gegenteil, sie ging weiter und nahm größere Ausmaße an, weil es irgendeinem Typ gelang, die fünf Millionen zu gewinnen. Und weil der kommunistische Bürgermeister seines Dorfes ihm einen gewaltigen Empfang bereitete, mit Musikkapelle auf dem Hauptplatz und mit

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