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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Guareschi
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kam, stieg er nicht darüber, sondern ging ihn entlang und blieb erst nach einem halben Kilometer stehen.
    Die ersten Abendnebel waren herabgesunken, und sie füllten jene Löcher, die die dürren Zweige der kahlen Bäume am Himmel hinterlassen hatten. Am Rand des Grabens, wo sie ein schwarzes hölzernes Kreuz aufgestellt hatten, war Cino gefallen, und das Gewehr hatte ihm den Bauch zerrissen. Don Camillo bekreuzigte sich, holte dann die Wachtel aus der Jagdtasche hervor und legte sie zu Füßen des schwarzen Kreuzes.
    »Cino«, flüsterte Don Camillo, »ich hab gesehen, daß du immer noch gut bist. Aber begnüge dich damit. Mach es nicht mehr.«
    Don Camillo war nicht mehr in der Stimmung, auf die Jagd zu gehen. Diese Geschichte hatte ihn tief bis in die Knochen erschaudern lassen, daß es ihn fröstelte, wenn er nur die Doppelflinte im Wohnzimmer am Nagel hängen sah. Und Ful blieb und leistete ihm Gesellschaft. Ful hatte sich großen Tadel von Don Camillo eingeholt, und es schien, als ob er alles vom ersten bis zum letzten Wort verstanden hätte, so niedergeschlagen war er.
    Wenn Don Camillo hinausging, um vor dem Pfarrhaus ein wenig Luft zu schnappen, dann folgte ihm Ful zwar, doch mit herunterhängendem Schwanz. Aber eines Nachmittags, als Ful am Boden zusammengekauert lag und Don Camillo beobachtete, der auf und ab ging und seinen Zigarillo rauchte, da hörte man den berühmten Pfiff.
    Don Camillo blieb stehen und sah Ful an. Ful rührte sich nicht. Man hörte den Pfiff noch einmal, und Ful klebte weiterhin am Boden: aber er wackelte mit dem Schwanz, der Ehrlose. Und er unterbrach das ungehörige Wackeln erst, als Don Camillo ihn anbrüllte.
    Zum dritten Mal ging der verdammte Pfiff los. Da beugte sich Don Camillo zu Ful hinunter, fest entschlossen, ihn am Halsband zu packen und ihn nach Hause zu schleifen. Aber Ful schlüpfte unter ihm durch, sprang über die Hecke und verschwand.
    Als er zur Wiese hinter der Kirche gekommen war, blieb Ful stehen und wartete auf weitere Anweisungen. Ein neuer Pfiff kam, und Ful startete wieder los.
    Der Junge wartete auf ihn hinter einer Ulme. Sie gingen gemeinsam und kamen zur Alten Mühle. Die Alte Mühle war früher einmal in Betrieb gewesen, aber seit fünfzig oder sechzig Jahren war dort einfach nur ein Haufen Steine am Ufer eines ausgetrockneten Kanals. Nachdem sie den Uferdamm gebaut hatten, wurde der Fluß umgeleitet, und gute Nacht, Mühle. Der Junge ging zwischen den Trümmern, und Ful folgte ihm. Als sie zu einer Art Torbogen kamen, löste der Junge einige Steine aus der Mauer, und hinter den Steinen war ein schmaler und langer Kasten. Aus dem Kasten holte der Junge etwas hervor, das in schmutzige Lumpen eingewickelt war. Er tat dies vor Fuls erstaunten Augen. Aber sehr bald verstand der Hund, worum es sich da handelte: Es war ein alter Vorderlader, alt, aber er glänzte, als ob er gerade aus dem Zeughaus gekommen wäre.
    »Ich habe die Flinte auf dem Dachboden gefunden«, erklärte der Junge. »Sie gehörte meinem Urgroßvater, einem großen Jäger. Es dauert ein wenig lange, sie zu laden, denn man muß das Pulver hineingeben, dann den Pfropfen drauf, und dann braucht es die Kapsel, aber sie schießt gut.«
    Er lud die Flinte, steckte das Fläschchen mit dem Pulver und die anderen Sachen in die Tasche und ging dann mit der Waffe, die er unter dem kleinen Mantel versteckt hatte.
    Um bei der Wahrheit zu bleiben: Ful hatte äußerst wenig Vertrauen in das Ding, das ihm der Junge gezeigt hatte. Und als er etwas witterte, legte er sich auf die Lauer, ohne im geringsten überzeugt zu sein. Als er jedoch die Schnepfe wie vom Blitz getroffen herunterfallen sah, da steigerte sich Ful ganz hinein, denn er erkannte, daß es sich lohnte. Der Junge schoß so, wie Ful niemanden zuvor hatte schießen sehen. Gegen Abend, als sie zur Alten Mühle zurückkehrten, um die Flinte wieder auf ihren Platz zu bringen, waren die Taschen des Jägers mit Vögeln prall gefüllt.
    »Ich kann sie nicht nach Hause bringen, denn wenn meine Mutter und meine Großmutter erfahren, daß ich auf die Jagd gehe, wer weiß was für eine Tragödie sie da machen«, erklärte der Junge. »Das Zeug gebe ich einem aus Castelletto, der Hühner, Gänse und so weiter verkauft, und er gibt mir Pulver, Pfropfen, Kugeln und Kapseln.«
    Ful drückte seine Meinung über diesen eigenartigen Handel nicht deutlich aus. Und dann waren sowohl Ful als auch der Junge Künstlernaturen, die die Jagd an sich liebten und sie

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