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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Guareschi
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war sich gewiß, daß es ihm niemals gelingen würde, sein kleines Boot in einen Dampfer von jenen Ausmaßen zu verwandeln.
    So ging ihm die Galle hoch, und jedesmal, wenn sie ihm irgendeine Neuigkeit über die rote Kooperative brachten, war es, als ob man seinem Rücken eine Tracht Prügel verpaßt hätte.
    Natürlich regnete es, kaum daß der Plan für den »Dialog« umgesetzt wurde, sofort Prügel auf Don Camillos Rücken. Ein Prügelgewitter, denn an einem Tag senkten die Roten den Preis für das Fett, an einem anderen den für Käse, wiederum an einem anderen den für Öl, und so weiter und so fort.
    Don Camillo konnte Peppone & Co. in diesem verrückten Wettlauf der fallenden Preise nicht nachkommen und versuchte ganz einfach nur, so gut es ging, das Leck in seinem Boot zu stopfen, um sich über Wasser zu halten.
    Inzwischen war ihm eine Hornhaut vor lauter Prügel gewachsen. Wenn er niedergeschlagen war und den Trost des gekreuzigten Christus am Hauptaltar suchte, beschränkte er sich darauf, trostlos die Arme weit auszubreiten:
    »Herr«, sagte er, »Ihr wißt, wie die Dinge liegen. Ich bitte Euch nicht, Euch um meinen kleinen Laden zu kümmern, ich bitte Euch nur, mir zu helfen, die Ruhe nicht zu verlieren.«
    Gott half ihm, und für eine gute Weile konnte sich Don Camillo beherrschen. Doch an jenem Tag, an dem er von der neuen »Abteilung« erfuhr, verwandelte sich die lebendige Katze, die in seinem Magen nistete, in eine wütende Löwin.
    Er begnügte sich nicht mit der Beschreibung: Er wollte es mit eigenen Augen sehen. Deshalb ging er zur Kooperative und sah. Die Auslage mit den »verschiedenen Artikeln« war von den üblichen Waren geräumt worden und diente jetzt dazu, die große Neuigkeit vorzustellen. Ein Schild erklärte, daß die Kooperative, um allen Bedürfnissen der Werktätigen entgegenzukommen, eine »Spezialabteilung« geschaffen hatte mit einer reichhaltigen Auswahl an Stoffen, Schleiern, Spitzen, verschiedenen Kleidern und Modellen für Firmung, Erstkommunion, Hochzeit.
    Und außerdem fein verzierte Kerzen.
    »Vergleicht die Preise, und sagt uns dann, wer es ist, der mit der tiefen Religiosität der katholischen Proletarier spekuliert.«
    So schloß das Schild, das gut lesbar in der Mitte der Auslage angebracht worden war, zu Füßen einer großen Statue vom »Hl. Josef, dem Arbeiter«.
    Ein anderes Schild erklärte, daß die Volkskooperative ihren Kunden Heiligenbildchen für die Teilnahme an Firmung und Erstkommunion zur Verfügung stellte und sich verpflichtete, sie ohne Preisaufschlag mit dem festgelegten gedruckten Text zu liefern.
    Zufällig erschien der Schmächtige in der Tür des Ladens und gab Don Camillo einen vertraulichen Rat:
    »Hochwürden, nützen Sie die Gelegenheit: Es sind Spezialkerzen. Den Pfarrern, die ihren Dienst ausüben, gewähren wir einen Rabatt von fünfzehn Prozent. Wir zahlen dabei drauf, aber das macht nichts, denn man muß der Kirche helfen.«
    Leute hatten sich vor der Auslage angesammelt, und Don Camillo durfte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Er klemmte also den Schirm der Mütze des Schmächtigen zwischen Zeigefinger und Daumen seiner linken Hand und zog ihm die Mütze so weit herunter, daß er ihn damit bis zum Kinn vermummte.
    »Nichts zu machen, Hochwürden! Die Zeiten des mittelalterlichen Dunkelmännertums sind vorbei!« sagte voller Stolz die Schirmmütze des Schmächtigen.
    Am nächsten Morgen schien es Don Camillo, daß auf dem Altar der Madonna drei »fein verzierte« Kerzen brannten. Tags darauf entdeckte er sechs und hatte keinerlei Zweifel mehr, daß es sich nur um einen Streich der Roten handeln konnte. Sie hatten sie dort hingestellt, um ihn zu ärgern.
    Auf alle Fälle wollte er den Beweis dafür, und so lauerte Don Camillo in einem Beichtstuhl. Er mußte nicht allzu lange im Hinterhalt liegen, denn am selben Nachmittag betrat ein alter Mann die Kirche. Er bekreuzigte sich und marschierte entschlossen auf den Altar des heiligen Antonius zu. Dort holte er unter dem Mantel eine der berüchtigten »fein verzierten« Kerzen hervor.
    Don Camillo überfiel ihn von hinten, als er die Kerze angezündet hatte und gerade in einen Kandelaber stecken wollte. Aber es war keiner der Roten, es war Marchetto Frossi, einer von Don Camillos Getreuesten.
    »Marchetto!« rief Don Camillo empört. »Von Euch hätte ich mir niemals eine solche Schweinerei erwartet!«
    »Ist es eine Schweinerei, eine Kerze für den heiligen Antonius anzuzünden?«

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