Ciao, Don Camillo
bringen, er beschränkte sich darauf, leise zu winseln.
Es vergingen vier, fünf Tage, da ging Don Camillo wieder auf der Gartenseite hinaus und kam auf die Wiese hinter der Kirche. Und wieder wartete Pino dei Bassi auf ihn.
»Ich habe mich abgeseilt«, sagte der Junge und näherte sich ihm, »darf ich mitkommen?«
Don Camillo verstand ihn nicht. »Abgeseilt, was heißt das?«
»Ich bin nicht mehr bei denen«, erklärte er. »Ich bin ausgetreten.«
Don Camillo sah ihn erstaunt an. Der Junge hatte einen blauen Fleck unter dem linken Auge, und im übrigen war sein Gesicht ziemlich übel zugerichtet.
»Was hast du da gemacht?« fragte Don Camillo.
»Die anderen von der Truppe haben mich verprügelt. Doch jetzt bin ich nicht mehr bei ihnen. Darf ich mitkommen?«
»Was willst du denn dabei tun?«
»Ich schaue gerne zu.«
Don Camillo machte sich auf den Weg, und der Junge folgte ihm schweigend. Er war wie ein Schatten. Er störte nicht und machte beim Gehen kein Geräusch.
Sie gingen mehrere Stunden lang herum, doch der Junge hatte die Taschen voller Brot und benötigte nichts. Don Camillo schoß ziemlich viel, ohne Wettbewerbsniveau zu erreichen, aber er schoß nicht schlecht. Nur ein paarmal zeigte sich Ful verärgert.
Denn Ful war ein Hund, der bei der Arbeit hohe Ansprüche stellte. Ful verrichtete seine Arbeit wie eine Kunst, und wenn Don Camillo ein Pfannengericht entwischte, dann knurrte Ful. Einmal, als Don Camillo in seiner Anfangszeit einen Hasen verfehlte, der so leicht wie ein Kalb zu treffen war, pflanzte sich Ful vor seinem Herrn auf und zeigte ihm knurrend die Zähne.
Doch Don Camillo schoß jedenfalls viel und gar nicht schlecht. Er machte sich daher auf den Rückweg und betrachtete den Tag als abgeschlossen, als Ful plötzlich etwas witterte.
»Laßt Ihr es mich versuchen?« fragte der Junge leise und zeigte auf die Doppelflinte.
»Aber ich bitte dich! Wenn du sie nicht einmal hochhalten kannst!« Ful machte einige vorsichtige Schritte und zeigte etwas an.
»Gebt her!« flüsterte der Junge im Befehlston.
Don Camillo gehorchte und legte die Flinte in die Hände des Jungen. Doch es war schon zu spät, denn mitten auf dem Feld flog bereits ein Vogel hoch, und nur ein Taugenichts, der nur auf die Jagd geht, weil er es gern ballern hört, hätte da noch geschossen. Nur ein Taugenichts oder ein Phänomen wie der arme Cino dei Bassi.
Der Junge legte die Flinte an und schoß. Und der Vogel kam, wie vom Blitz getroffen, herunter, weil der Junge der Sohn von Cino dei Bassi war, der mit der Doppelflinte seines Vaters schoß.
Don Camillo spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Ein scharfer Schmerz preßte ihm das Herz zusammen. Er erschrak, wenn er daran dachte, daß der Junge das Gewehr in den Händen hielt, das seinen Vater getötet hatte.
Don Camillo entriß es ihm fast mit Gewalt. Inzwischen kam Ful, der mit Volldampf losgerannt war, mit der Wachtel zwischen den Zähnen und legte sie dem Jungen vor die Füße, der sich bückte, um die Beute aufzuheben, und dabei den Kopf des Hundes streichelte.
Da schnellte Ful noch einmal in Richtung Wiese los und zeigte dem Jungen, wieviel Atem und wieviel Kraft in den Beinen er besaß. Als er dann am Ende des Felds angelangt war, blieb er stehen und wartete. Der Junge ließ einen besonderen Pfiff los, einen Pfiff, den Don Camillo in seinem Leben bisher nur gehört hatte, wenn er mit dem armen Cino auf die Jagd gegangen war. Und auch das jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken.
Ful schnellte los, und einen Augenblick später saß er vor dem Jungen. Der Junge gab Don Camillo die Wachtel.
»Du hast sie geschossen, behalt sie!« sagte Don Camillo mürrisch zu ihm.
»Meine Mutter will nicht, daß ich schieße«, murmelte der Junge. Dann lief er los und war zwei Minuten später schon verschwunden.
Don Camillo steckte die Wachtel in die Jagdtasche und ging los. Ful war vor ihm. Sie gingen ein Stück weiter, dann setzte sich Ful plötzlich auf den Feldweg. Auch Don Camillo blieb stehen. Man vernahm in der Ferne den berühmten Pfiff, den nur der arme Cino beherrscht hatte. Und Ful startete wie ein Flintenschuß.
»Ful!« schrie Don Camillo.
Der Hund blieb stehen und drehte ihm die Schnauze zu.
»Ful, hierher!« befahl Don Camillo.
Aber den Pfiff hörte man noch, und Ful fuhr, nach einem kurzen erklärenden Winseln, wie der Blitz los und ließ Don Camillo dort stehen.
Don Camillo ging den Feldweg nicht geradeaus weiter. Als er zum Graben
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