Ciao, Don Camillo
leidenschaftliche Leserin sie war.
Und so wurde das Kind Topazia getauft.
Der Pfiff
Don Camillo verließ jedesmal, wenn er zur Jagd ging, das Haus auf der Gartenseite. Auf der Wiese gleich hinter der Kirche saß ein Junge auf einem Baumstumpf und sah ganz so aus, als wartete er auf Don Camillo.
»Darf ich?« fragte der Junge, der aufgestanden und nähergekommen war.
»Darf ich was?«
»Mit Euch auf die Jagd gehen«, erklärte der Junge.
Don Camillo musterte ihn, und er erkannte den Kerl.
»Weg mit dir!« antwortete Don Camillo barsch, »das war ja noch schöner, wenn ich so einen aus dieser unglückseligen Bande von Gottlosen bei mir haben möchte! Weg mit dir!«
Der Junge blieb unbeeindruckt, setzte sich wieder auf den Baumstumpf und blieb dort, um Don Camillo und Ful nachzuschauen, wie sie sich über die Felder entfernten.
Pino dei Bassi war noch nicht dreizehn, aber er war schon bei der roten Bande. Sie hatten ihn in der Jugendsektion eingeschrieben, und sie brauchten ihn zum Flugblattverteilen oder wenn es darum ging, die Wände mit dem üblichen Blödsinn gegen dies und jenes zu beschmieren. Pino dei Bassi war ein bißchen der Laufbursche der Bande, weil er, während die anderen Kinder alle zu Hause zu tun hatten, den ganzen lieben Tag auf der Straße war. Seine Mutter, die Witwe von Cino dei Bassi, setzte die Arbeit des Mannes fort: Jeden Morgen spannte sie das Pferd vor den Wagen und fuhr in die Dörfer der Umgebung, um Geschirr, Töpferware, Wäsche und so weiter zu verkaufen. Ein hartes Leben, das der Junge wegen seiner schwachen Lungen nicht führen konnte. Und so blieb er zu Hause, um der Großmutter Gesellschaft zu leisten. Doch es endete damit, daß die Alte ihn gerade noch zu Mittag beim Essen zu Gesicht bekam.
Don Camillo hatte die Händlerin einmal aufgehalten und ihr gesagt, daß sie auf den Sohn mehr achtgeben müßte, wenn sie ihn nicht im Schlamassel enden sehen wollte. Aber die Witwe gab zur Antwort:
»Wenn er mit denen geht, dann heißt das, daß er sich dort besser unterhält als in der Kirche.«
Don Camillo hatte begriffen, daß es keinen Sinn hatte, weiter auf sie einzureden. Außerdem fühlte er sich auch nicht danach, der armen Frau Predigten zu halten, die von früh bis spät, bei Sonne und Regen, sich mit dem Fuhrwerk abmühte, um das Geld für den Tag zu verdienen.
Und wenn er den Wagen vorbeifahren sah, erinnerte er sich an den armen Cino dei Bassi, der vielleicht sein bester Freund gewesen und der vor seinen Augen gestorben war.
Don Camillo dachte immer, wenn er mit Ful auf die Jagd ging, an den armen Cino dei Bassi. Hätte Cino Ful kennengelernt, dann wäre er vor Begeisterung verrückt geworden. Cino hatte die Jagd im Blut, und er besaß auch die berühmteste Doppelflinte der Gegend, eine Doppelflinte, die nie ihr Ziel verfehlte und die dort hintraf, wohin es niemand je geschafft haben würde. Wenn Cino zu einem Tauben- oder Tontaubenschießen ging, folgte ihm das halbe Dorf, so als ob er eine Fußballmannschaft gewesen wäre. Cino war Don Camillos Jagdgefährte.
Eines Tages, als er einen Graben übersprang, rutschte er aus, und – weiß der Teufel, wie es geschah – während er fiel, ging ein Schuß von seiner Doppelflinte los und zerriß ihm den Bauch.
Cino starb in Don Camillos Armen. Und das war das tragische Schicksal der Familie dei Bassi, denn Cinos Großvater, auch er ein großer Jäger, wurde von einem Gewehr getötet, das in seinen Händen explodierte, und Cinos Vater, ein weiterer außergewöhnlicher Schütze, wurde irrtümlich während einer Jagd erschossen. Und Cino hatte seine Tage wie schon erzählt beendet. Seine Flinte hatte nun Don Camillo. Cino hatte sie ihm geschenkt, bevor er die Augen schloß:
»Nimm sie, Don Camillo«, flüsterte er ihm zu, »halte sie in Ehren… «
Wie er den Jungen des armen Cino vor sich sah, dachte Don Camillo an den toten Freund. Als er ihn fragte, ob er ihn zur Jagd mitnehmen würde, da verspürte er nur die unbändige Lust, diesen kleinen ungezogenen Lausebengel, der das Andenken an den Ehrenmann, der sein Vater war, entweihte, mit Fußtritten zu bedienen.
»Ful«, schloß Don Camillo, »das nächste Mal, wenn uns dieser Vagabund über den Weg läuft, geben wir ihm so viele Kopfnüsse, daß er einen amerikanischen Bürstenhaarschnitt davon kriegt. Siehst du nicht, daß dieser Unglücksrabe ein kleiner Provokateur ist, der hierher gekommen ist, um uns an der Nase herumzuführen?«
Ful ließ sich nicht aus der Ruhe
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