Ciao Mayer
Tankwart lachte laut los, als er Massimo sah, aber er eilte ihm immerhin entgegen und übernahm die Last.
Nach dem Tanken startete er, was einige Versuche erforderte, bis der Vergaser wieder Sprit gezogen hatte.
Immer noch stark gekrümmt, wie ihm schien, setzte Massimo die unterbrochene Heimfahrt fort. In der Via Ostia angekommen, parkte er, stieg zu seiner Wohnung hinauf und machte sich ein wenig frisch.
Punkt acht klingelte er an Mamas Tür.
„Mein Junge! So pünktlich! Und so chic!“
„Hier Mama, ich hab’ Dir...“
„Doch nicht an der Tür Massimo! Komm’ erst’ mal herein.“
Sie ging voraus, die Schürze noch in der Hand, die sie zur Küchenarbeit umgebunden und erst nach dem Klingeln, auf dem Weg zur Tür, abgenommen hatte. Sie trug ihren „feinen“ blauen Rock, darüber eine gestärkte Bluse, roter Mohn auf hellblauem Grund.
Im Wohnzimmer verteilten Signora Rimini, aus dem ersten Stock, und Signora Trappani, aus dem vierten, Tischdeko auf der festlich gedeckten Tafel: Winzige bunte Glastierchen, die man zwischen Teller, Gläser und Besteck gruppieren konnte. Sie hatten hörbar Spaß dabei, verstummten aber, als Massimo eintrat und blickten ihn erwartungsvoll an.
„Guten Abend meine Damen“, sagte er, wissend, was von ihm erwartet wurde, „Sie sehen bezaubernd aus.“
Sie kicherten, nannten ihn einen Lügner und setzten zufrieden ihre Glastierchen auf den Tisch.
Thalia und Rosa, Schwester und Cousine von Massimos Mutter erschienen in der Küchentür und wollten wissen, was so lustig wäre. „Massimo“, sagten die Nachbarinnen und Tante Thalia und Großcousine Rosa marschierten voran, um gebührend - Küsschen rechts, Küsschen links - begrüßt zu werden.
„Ein stattlicher Mann“, sagte Thalia.
„Gut gekleidet“, ergänzte Rosa.
Mama strahlte.
Irgendwie sehen sie alle gleich aus, dachte Massimo. Natürlich bestand keine Gefahr, dass er sie verwechselte. Er kannte sie alle seit seiner Kindheit. Aber die Frisuren, die Röcke, die Schuhe - als ob sie alle denselben Typberater hätten. Den, der auf warmherzige Mamas spezialisiert war. Auch die Körperformen waren sehr ähnlich: klein und rund, wenn man es nett ausdrückte, dick, wenn man ehrlich war. Elisabetta hatte schon Recht, schlank war wirklich keine. Aber sooo fett nun auch wieder nicht.
„Elisabetta kommt nicht?“ fragte seine Mutter.
„Nein, äh, sie kann nicht. Sie hat ein Fest in ihrer Familie.“
„Ich weiß schon“, winkte sie ab, „es hat ihr nicht gefallen, voriges Jahr. Es ist ihr wahrscheinlich nicht fein genug.“
„Überhaupt nicht Mama, sie muss wirklich zu einem Familienfest, ein Cousin heiratet, glaube ich. So, und jetzt lass’ mich dir endlich gratulieren!“
Er umarmte sie, sie drückte ihn ganz fest, bis ihre Augen vor Rührung feucht wurden. Dann hielt er ihr den Blumenstrauß und das schön verpackte Geschenk entgegen und sagte laut: „Alles Gute zum Namenstag!“
„Wir schließen uns an“, sagten Signora Rimini und Signora Trappani: „Alles Gute zum Namenstag!“
„Alles Gute zum Namenstag!“ tönte es aus der Küche von Tante Thalia und Großcousine Rosa, allerdings verbunden mit der Einschränkung, „wir können jetzt hier nicht weg! Die Auberginen!“
Massimos Mutter und die Nachbarinnen bestaunten die schönen Blumen, das schöne Geschenkpapier um den verheißungsvollen Karton - „was mag da drin sein?“ - und endlich „diese wunderschönen Gläser“.
„Murano“, sagte Frau Rimini fachmännisch, „ziemlich teuer.“
„Nein, gar nicht so sehr“, widersprach Massimo, während seine Mutter die „kostbaren“ Prachtstücke in ihre beleuchtete Glasvitrine platzierte, neben die hauchzarte Vase für eine langstielige Rose und vor das Modell einer venezianischen Gondel.
Er kam sich ein wenig hochstaplerisch vor, soviel Wirbel um sein vierundzwanzig-Euro-Geschenk.
„Essen, essen“, riefen Tante Thalia und Großcousine Rosa aus der Küche und erschienen Augenblicke später mit einem dampfenden Auberginen-Auflauf. „Den kriegt ihr in keinem Restaurant“, riefen sie im Duett in die Runde, „jede Scheibe einzeln angebraten, entfettet und erst dann in die Form! Das ist unser Geschenk!“
„Danke euch“, sagte Massimos Mutter, und auch er sagte „danke“ und ging zu dem ihm zugewiesenen Platz, seiner Mutter gegenüber.
„Hinkst du? Was ist mit deinem Bein, Junge?“ fragte die.
„Ach, nichts Schlimmes“, antwortete er.
Eigentlich wollte er die Geschichte nicht
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