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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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gesehen?“
    „Klar!“
    „Alle reden von nichts anderem. Es ist die Sensation! Einige sagen, die gesamte Spielsaison könnte für ungültig erklärt werden. Der Trainer hat vorhin beim Frühstück verboten, das Thema vor unserem Spiel heute Nachmittag noch einmal anzusprechen. Wen er dabei erwischt, der landet auf der Ersatzbank.“
    „Kannst du jetzt trotzdem reden?“
    „Logisch, ich bin eh' nur Ersatz.“ Er lachte. „Wir haben gleich Mannschaftsbesprechung, mein Zimmerkumpel ist schon los, ich bin also allein im Zimmer. Aber ich muss auch gleich gehen.“
    „Was ist mit Motti?“
    „Motti! Von dem spricht keiner. Um den geht es, glaube ich, überhaupt nicht. Es geht auch nicht um andere von uns. Roma ist, so wie es bis jetzt aussieht, nicht mit von der Partie gewesen. Es müssen wohl vor allem Vereine aus dem Norden Spiele abgesprochen oder Schiedsrichter bestochen haben...“
    „Ja, was denn nun“, unterbrach ihn Massimo, „das eine oder das andere oder beides?“
    Doch das konnte der römische Dauer-Ersatzspieler auch nicht so genau sagen. Die Gerüchte liefen in beide Richtungen, je nachdem, wer sie gerade verbreitete. Eine Sache wusste er freilich aus einer besseren Quelle: Der Sportdirektor des Vereins hatte dem Trainer erzählt, ein Staatsanwalt - in Mailand oder in Turin, das wäre nicht klar - hätte eine Liste all jener Spiele angefertigt, die jeweils in den letzten Minuten durch umstrittene Elfmeter, Abseitspositionen und so weiter entschieden worden waren. Und darauf tauchten regelmäßig die Namen derselben Schiedsrichter auf.
    Roberto hatte das per Zufall mitbekommen, als er in einem tiefen Sessel in der Hotelhalle die „Gazetta dello Sport“ las und die beiden genau hinter ihm standen.
    Massimo dankte Roberto und wünschte Rom einen hohen Sieg gegen die Mailänder.
    Roberto schien vom Erfolg der eigenen Mannschaft nicht überzeugt, sagte nur: „Na ja, mal sehen.“
    Vielleicht hatte seine Skepsis damit zu tun, dass er nicht mitspielen durfte, sinnierte Massimo.
    Er wählte die Nummer von Angelo Messiani. Besetzt.
    Als Massimo auf dem Weg von der Bar zurück kurz vor seiner Haustür war, neben der seine Leih-Vespa geparkt und sogar mit Kette gesichert war, rief der Fotograf zurück.
    „Ciao Massimo, du hast versucht, mich anzurufen?“
    Massimo stellte ihm dieselben Fragen wie Roberto und bekam ähnliche Antworten: Auch die Sportreporter und Fotografen waren aufgeschreckt durch die Nachrichten über eine Abhöraktion gegen Prominente, die in einen Wettskandal verwickelt sein sollten. Aber Genaueres wusste auch von denen keiner.
    „Und wer was weiß, hält sich noch zurück“, schloss Angelo.
    „Warum?“ fragte Massimo erstaunt, „das kann doch eine Wahnsinns-Story werden.“
    „Klar, aber weißt du, in welche Richtung sie politisch läuft? Welche Leute, mit welchem Einfluss verwickelt sind? Kannst du denn frei schreiben oder musst du auch erst einmal abklären, ob euer Eigentümer und dessen Freunde auch bestimmt außen vor sind?“
    „Gute Frage“, sagte Massimo. „Und Motti? Spielt dessen Tod irgendwo eine Rolle?“
    „Motti? Keine Ahnung. Sein Name taucht nicht auf.“
    Wie Roberto hatte auch Angelo den jungen Fußballspieler schon fast vergessen, dachte Massimo, und der Junge tat ihm allein schon deswegen leid. So schnell ging das also!
    Sie verabschiedeten sich und Massimo begann, in Gedanken noch bei der gnadenlosen Vergesslichkeit der Welt, die Kette durch die Speichen des Hinterrades zu ziehen, um das er sie geschlungen hatte.
    „Oh Scheiße!“ schrie er plötzlich auf und besah sich seine Finger: Er hatte recht! Scheiße.
    Irgend so ein verdammter Köter hatte sich genau an seinem Hinterrad erleichtert und einen gewaltigen Haufen direkt auf den Teil der Kette gesetzt, der am Boden lag. Ein erheblicher Teil der matschigen Hinterlassenschaft des Vierbeiners klebte Massimo nun an den Fingern. Seine neuerdings ohnehin getrübte Einstellung zu Hunden nahm dadurch weiter Schaden. Dass man Hunde, die auf die Straße schissen, einschläfern und ihre Besitzer am Besten erschießen sollte, lärmte er und sah sich um, womit er sich „diese Scheiße“ von den Händen wischen konnte.
    Drei Meter weiter lagen Reste einer Zeitung. Massimo fasste sie mit spitzen Fingern, untersuchte sie argwöhnisch. Nicht, dass er in das nächste Missgeschick griff! Sie war, bis dahin, halbwegs sauber. Massimo schmierte seine Finger die Seiten rauf und runter und warf den

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