Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
Vom Netzwerk:
rüber, um dich zu begrüßen.«
    Ich ging auf das Haus zu, während die Kinder »Happy birthday to you« sangen. Etwa zweihundert Meter weiter hinten im Garten saßen Leute an Tischen, die mir freundlich zuwinkten. Die Paranoia verlor sich definitiv, und ein Gefühl des vollkommenen Glücks begann sich in mir breit zu machen.
    Nichts ist so viel wert wie die Familie und die Freunde.

4
    Ich stellte meine Karre auf den Parkplatz. Unter den anderen erkannte ich die Wagen des Kleinen und von Abracadabra. Umringt von Kindern, die um mich herumtanzten wie die Indianer im Film und sich mit ihren schmutzigen Händen den Rotz und Schweiß abwischten, bewegte ich mich ohne Eile und mit einem Lächeln auf den Lippen auf die Gäste zu. Meine Tante kam mir entgegen, um mich zu begrüßen. Sie trug ihr schwarzes, von wenigen weißen Fäden durchzogenes Haar zu einem Kranz zusammengebunden. Sie war alt, hoch gewachsen und immer schwarz gekleidet. Einige Meter von mir entfernt hielt sie inne, öffnete die Arme und kam lächelnd auf mich zu.
    »Man sieht sie dir nicht an«, sagte sie, als sie mich in ihre Arme schloss.
    »Was sieht man mir nicht an, meine Schöne?«
    »Deine dreißig Jahre, Dummkopf.«
    »Ihnen auch nicht, meine hübsche Brünette.«
    »Vor dreißig Jahren hat man sie mir auch nicht angesehen«, antwortete sie, kokett wie immer, hakte sich unter und führte mich in gemächlichem Schritt zum Tisch.
    Ich begrüßte alle Gäste. Es waren um die zwanzig. Da war der Kleine Italo, und ich erkannte einen von Abracadabras Leibwächtern. Jemand reichte mir ein Glas Rotwein. Wir stießen an und machten die gleichen Witze wie immer. Die Frau meines Cousins Toto war in fortgeschrittenem Stadium mit ihrem vierten oder fünften Kind schwanger.
    »Man sieht, dass ihr nie ins Kino geht, Mann«, sagte ich zu ihnen.
    »Halt die Klappe«, sagte Toto. »Wenn du wüsstest, wie viel Arbeit mich das kostete, sie alle zu machen!«
    Ich machte den Kindern aller Eltern und Freunde Komplimente: »Aus ihr ist eine richtige junge Frau geworden. Hat sie schon einen Freund? Und dieser Bengel! Er übertrifft dich bereits um Kopfeslänge! Pass bloß auf, noch ein Jahr und er poliert dir die Fresse!«
    Man führte mich zu meiner Cousine Lilia, als ob nichts wäre. Sie war hoch gewachsen, dunkelhaarig, jung und schön und hatte ein blödes, angestrengtes Lächeln. Sie trug Kriegsbemalung, stellte einen unglaublichen Rücken zur Schau und trug eine eng anliegende weiße Hose, unter der man einen winzigen Slip erahnen konnte. Ihr schwarzes, gewelltes Haar – ähnlich dem von Roxana – und ihr dick aufgetragenes Make-up machten deutlich, dass sie eben erst einen Schönheitssalon besucht hatte. In ihrem Quartier.
    »Sie hat die Nudeln gemacht, hm«, sagte Tante Marta, ihre Mutter, »ihr wisst also, an wen ihr euch mit euren Beschwerden wenden müsst, hm?«
    »Hallo, Lili, gut siehst du aus«, sagte ich zu ihr.
    »Was treibst du so, du Streuner? Endlich sieht man dich mal wieder. Papa und Mama sprechen dauernd von dir, aber du schaust nie vorbei. Du lässt uns im Stich.«
    In Wirklichkeit, glaube ich, bin ich in meinem ganzen Leben nicht mehr als vier- oder fünfmal in ihrer Wohnung gewesen. Ihr Vater, Onkel Roberto, arbeitete als Buchhalter für den Onkel. Ich nehme an, sie ließen sie auf mich los, weil sie über die Sache mit der Lizenz und der Autowerkstatt Bescheid wussten. Oder weil sie nicht mehr Jungfrau war. Oder wegen beidem.
    »Ich ersaufe in der Arbeit. Ich habe nicht einmal Zeit, ins Kino zu gehen. Und du, was treibst du so?«
    »Ich arbeite als Sekretärin des Onkels und außerdem lerne ich Englisch«, sagte sie lachend, wackelte mit ihren Hüften und Brüsten, rieb sich die Hände mit den künstlichen Fingernägeln und vollführte mit ihren Texasstiefeln eine Art Stepptanz.
    »Falls dich dieser alte Wüstling zu sehr an sich drückt, erzähl es der Tante. Sie wird ihm unverzüglich sagen, wo’s lang geht.«
    Alle blickten verstohlen zur Tante hin, lächelten gezwungen und gaben die zu erwartenden Albernheiten von sich: »Wenn das deinem Onkel zu Ohren kommt, setzt es was.«
    »Jeder misst die anderen an sich selbst.«
    »Schau her, wie der von seinem eigenen Onkel spricht.« …
    Bei dieser Gelegenheit schenkte mir Lilia ein Lächeln, das eine Spur zu ungezwungen war, und sie wusste nicht so recht, was sie mit ihren Händen anfangen sollte. Schließlich verschränkte sie ihre Arme, drehte ihre Hüften und schaute mir in die

Weitere Kostenlose Bücher