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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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»Ich unterhalte mich und gehe abends ab und zu mit einem Mädchen aus. So in der Art. Ich führe ein ruhiges Leben. Nichts Besonderes.«
    »Und was ist mit diesen Drogen, Carlitos?« Abracadabra wurde noch ernster.
    Der Kleine und der Onkel folgten dem Gespräch aufmerksam.
    »Ab und zu ziehe ich mir mit einem Kumpel oder mit irgendeiner Möse eine Linie. Aber nichts Außergewöhnliches. Was alle tun, halt.«
    Ich hatte wieder dieses Zittern. Stärker als zuvor. Ohne dass er seine Haltung veränderte, schien sich Abracadabra in seinem Sessel anzuspannen.
    »Heiße Autos, Waffen, gefälschte Papiere?«
    Ich wusste, dass Abracadabra bezüglich meiner Tätigkeiten auf dem Laufenden war, dass er genauestens darüber informiert war, was ich tat und was nicht, und dass dies eine Einladung war, mich zu entschuldigen.
    »Abra«, sagte ich, »ich schwöre dir, dass ich in nichts verwickelt war, seit ich draußen bin, in absolut nichts. Ich will es schaffen, Abra, ein für allemal. Ganz legal. Ich suche keinen Ärger. Wieso sollte ich alles für eine Dummheit aufs Spiel setzen? Was hätte ich davon?«
    Während ich redete, beobachtete ich auch den Kleinen und den Onkel.
    »Glaubst du, ich weiß nicht, dass es für mich aus ist, wenn ich es noch mal versaue? Jetzt, wo ihr mir diese Gelegenheit bietet« – Ich wusste, das würde ihnen gefallen –, »werde ich nichts wegen einer Dummheit verspielen. Das war einmal, jetzt ist es aus und vorbei. Wir können viel Kohle machen. Alles ganz legal, das ist gut für uns alle. Ihr investiert das Geld absolut ohne Risiko, und ich setze auf meine Arbeit und auf etwas, das mir Kohle bringt und Ruhe. Ich will in Ruhe leben, Abra, das schwöre ich dir. Ich will keine Probleme mehr haben.«
    Der Kleine blickte mit entspannter Miene auf sein Glas Mineralwasser. Der Onkel musterte mich und Abra aufmerksam und nickte nachdenklich und ernst mit dem Kopf.
    Abra stützte seine Ellenbogen auf die Armlehnen seines Sessels und kreuzte die Finger vor seinem Kinn. Trotz seines heiteren Ausdrucks hatten seine Augen den gleichen tierischen Ausdruck wie immer. Er seufzte, blickte einige Sekunden an die Decke und fixierte mich wieder mit seinem Blick.
    »Schau, Carlitos …«, begann er mit sanfter und ruhiger Stimme, schloss die Augen und löste seine Hände. »Du weißt sehr gut, dass ich kein Engelchen bin. Ich habe bereits Scheiße gebaut, als ich noch in kurzen Hosen umherlief. Mein Alter war Maurer und Kalabrese, er ruhe in Frieden. Er hat nie lesen und schreiben gelernt. Er war solch ein Rüpel, dass wir es nie schafften, ihn zu überzeugen, zum Scheißen auf die Toilette zu gehen. Um zu scheißen, ging er in ein brach liegendes Gelände im Quartier oder an die Ufer des Riachuelo-Flußes. Als ich Kohle hatte, kaufte ich ihm ein Haus mit allem Drum und Dran im Barrio Norte. Weißt du, was der Alte jeden Morgen tat? Er nahm die Tram Nr. 17 und ging hin, um auf irgendeinem unbebauten Stück Land in La Boca zu scheißen. Er wischte sich den Arsch mit alten Zeitungen ab.«
    Wir schmunzelten alle sehr diskret.
    »Ich wollte nie Maurer werden, Carlitos, und pass auf: nicht etwa, weil ich nicht arbeiten wollte.« Er stieß sich seinen päpstlichen Zeigefinger beinahe ins Auge. »Nein, ich wollte Kohle, aber ich wusste, als Maurer würde ich nie anständig Geld machen. Ich verdiente viel Geld. Ich versichere dir, es war nicht einfach, Carlitos. Ich machte dies und das. Ich will nicht prahlen, der Herr vergebe mir.« Er kreuzte seine Hände vor der Brust und deutete auf den Kleinen und den Onkel. »Meine Freunde können es dir bestätigen: ich habe wirklich viel durchgemacht. Ich hatte ein Glück« – wieder hob er seinen Zeigefinger »wie ihr drei es nicht hattet« – und er umfasste uns alle mit dieser luftigen Umarmung mit den nach oben gerichteten Handflächen –, »und ich sage das ohne Geringschätzung: ich war nie im Knast.« Mit geballten Fäusten verschränkte er die Arme. »Heute, Carlitos, und ich erzähl dir all das, weil ich dich liebe wie meinen eigenen Neffen, heute ist fast alles, was ich mache, legal. Ich gehe mit Gott« – er bekreuzigte sich rasch »und mit dem Teufel.« Er formte mit der linken Hand die Hörner. »Klar, dass ich zwischendurch die Korken knallen lasse, wie jedermann. Ich kann es mir erlauben.«
    Abra machte eine Pause und deutete mit seinem Finger auf mich, als wollte er mir damit die Nase abschneiden.
    »Aber du nicht, Carlitos! Ich werde dir helfen, weil ich deinen

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