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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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verdammt noch mal! Und nicht diese Scheißkinder meiner Brüder!«
    »Was für starke Worte!«, sagte Abracadabra. »Sobald diese Scheißmilitärs verschwunden sind und es Wahlen gibt, mache ich diesen Drecksack zum Abgeordneten. Was für starke Worte, was für ein Einseifer.«
    Der Kleine kam zu mir und ließ seine Hand über meine Schulter gleiten.
    »Nur ruhig, Carlitos, beruhige dich«, sagte er mit ruhiger und fester Stimme. »Du bist unter Freunden.«
    »Hört auf, euch im Versteckten zu besaufen, und tut es in aller Öffentlichkeit!«, sagte die Tante, die eben hereingekommen war. »Unanständige Bande, was sollen die Gäste denken? Die Pasta ist bereit.«
    Sie kam zu mir und strich mir über die Wange.
    »Und du, mein gequältes Herzchen, wasch dir das Gesicht und komm raus zu uns in den Garten. Mein Glückwunsch, mein Lieber, ich habe immer gewusst, dass du Erfolg haben wirst. Wir werden alle sehr stolz sein auf dich.«
    Als ich im Badezimmer war, um mir das Gesicht zu waschen, kam Cipriano herein, mit sehr ernster Miene wie immer.
    »Ein Anruf für dich«, sagte er.
    »Zur Hölle mit ihnen!« Dann dachte ich nach. »Wer kann es sein? Ich habe niemandem diese Nummer gegeben.«
    »Keine Ahnung, wer es ist, es ist wohl besser, du antwortest.« Der Typ am anderen Ende der Leitung macht keinen sehr freundlichen Eindruck.
    Ich ergriff den Hörer und hörte die Schreie einer Frau und Männerstimmen. Das Herz schlug mir bis zum Hals, dann fiel der Druck zusammen bis auf die Höhe der Knie, und ich wurde ruhiger. Ich dachte sofort an Roxana.
    »Hallo, wer ist der Direktor dieses Zirkus’?«, fragte ich und versuchte den Tapferen zu spielen.
    »Wir haben deine Tante und ficken sie durch, du Schwuchtel. Willst du sie noch ein bisschen mehr schreien hören? Wir haben auch deinen Cousin, aber der ist in Sicherheit.«
    Wieder hörte ich Schreie und Männergelächter. Die Schreie der Frau waren von unterschiedlicher Intensität. Sie versuchte etwas zu sagen, aber sie hatte keine Stimme und war zu hysterisch. Entweder fehlten ihr ein paar Zähne oder sie war mit Drogen zugedröhnt.
    »Fick dich, du Arschloch!«, sagte ich und legte auf.
    Ich weiß nicht, wer die Frau war, aber die Stimme war die des Typen, der dauernd bei mir zu Hause anrief.
    Als ich in den Garten kam, wiesen sie mir einen Platz zur Rechten des Onkels zu, der nie am Tischende saß. Dort fühle er sich alt, sagte er. Er setzte sich immer in die Mitte des Tisches, wie unser Herr Jesus Christus, und behielt die Eingangstüre im Auge. Der Kleine Maidana saß einige Meter vom Tisch entfernt unter einem Baum und aß Serrano-Schinken. Die Maschinenpistole unter einer farbigen Decke versteckt, zwinkerte mir zu, und wir lächelten beide.
    Alle waren sehr zufrieden. Es gab gefüllte Oliven, marinierte Auberginen, kaltes Hähnchen mit Knoblauch und Petersilie, Mozzarella mit Olivenöl und Pfefferschoten, Sardinen und Brot. Alle tranken Wein, und einige der Kinder schliefen in den Rockschößen ihrer Mütter, Cousinen, Tanten oder Schwestern. Eines von ihnen weinte vor Müdigkeit und schlief beinahe ein. Es hatte eine blutende Wunde am Knie. Lilia und andere Frauen brachten drei riesige Kochtöpfe aus der Küche, zwei gefüllt mit Pasta, der andere mit Sauce. Alle applaudierten und stießen Freudenschreie aus. Die drei Frauen füllten die tiefen Teller bis zum Rand, und die Gäste reichten sie weiter von Hand zu Hand. Es wurden die immer gleichen Witze rund um das Essen erzählt, wie es an Festen üblich war: über die Bäuche der Männer und die Hintern der Frauen. Wir alle langten zu wie hungrige Wölfe. Lilia nahm mir gegenüber Platz. Sie blickte mir in die Augen und verschlang die Nudeln wie eine Boa. Ich aß so langsam wie möglich, damit sie mir nicht gleich wieder den Teller nachfüllten. Der Onkel machte es gleich wie ich, lächelte mir mit väterlicher Komplizenschaft zu und gab mir dann und wann einen Klaps auf den Oberschenkel oder den Arm.
    »Iss!«, sagte die Tante, die zu meiner Rechten saß, »du bist nur noch Haut und Knochen!«
    »Er ist kräftig, er ist kräftig«, sagte der Onkel. »Ihr werdet schon sehen, wie kräftig er ist …«
    Nachdem die Nudeln verschlungen waren, wurden Chorizos, Blutwürste, Chinchulines {1} , Nierchen, Tripa Gorda {2} , Euter, Herz, Lende, Rippen, Bries, Hoden aufgetragen und weitere Flaschen Wein. Der Onkel drängte mich dazu, zwei Hoden zu essen.
    »Falls du mal heiratest«, meinte er.
    Alle Gäste klatschten ihm zu.

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