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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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Land.«
    Das Schießeisen und die Schuhe, mein Alter. Damit er erst die Schuhe finden muss, bevor er sich auf die Suche machen kann. Es gibt ein Problem mit der Jungfrau Maria.
    »Ich mag es nicht, wenn du so respektlos von deiner Mutter sprichst. Was ist los?«
    »Ich weiß es noch nicht genau. Bist du noch einen Moment zu Hause?«
    »Ja, ich warte auf dich.«
    Antonio brachte die zwei Tassen Tee und setzte sich.
    »Wie viele Stück Zucker, Señor Tomassini?«
    »Keines, Antonio. Ich habe keine Lust auf Tee.«
    »Trinken Sie ihn in einem Zug, er wird Ihnen gut tun.«
    Ich trank den Tee und einen Whisky und beschloss, Antonio mehr ins Vertrauen zu ziehen. Ich ging zum Kamin, hob den losen Backstein heraus, ließ die Schwarze in den Hosenbund gleiten und legte die Dollars in die Vertiefung.
    »Señor Tomassini, ich empfehle Ihnen, immer ein bisschen mit Ruß gemischte Fugenmasse zur Hand zu haben. Die Mischung muss beinahe schwarz sein. Jedes Mal, wenn Sie den Backstein wieder in den Kaminsockel einfügen, gleiten Sie mit dem Finger den Fugen entlang. Jedes Mal, wenn ich den Kamin schrubbe, muss ich diesen Backstein heben und die Dinge herausnehmen, die sich darunter befinden. Sollten Sie eines Tages unerwarteten Besuch haben, werden sie das Versteck sofort finden. Ja, ich empfehle Ihnen sogar, das Versteck zu wechseln, denn der Kamin ist einer der ersten Orte, wo die Picoletos suchen werden.«
    »Wer?«
    »Entschuldigen Sie, die Picoletos sind die Männer der Guardia Civil in Spanien.«
    »Sind Sie Spanier, Antonio?«
    »Nein, Baske. Ich kam nach Argentinien, als ich drei war. Mein Vater wurde in Guernica und in Frankreich verwundet, aber getötet wurde er hier, vor ein paar Jahren, im Streik der Docker von Tolosa.«
    Erst jetzt begann ich den Grund für Antonios unendliche Liebenswürdigkeit zu begreifen.
    »Trinken Sie Ihren Tee in aller Ruhe, Antonio. Ich gehe nur rasch mal rüber und schau bei meiner Mutter rein.«
    Als ich durch den Korridor zur Straße ging, hörte ich, wie Fellini sagte:
    »Ah, da geht er, der Blödmann von oben.«
    Ich trat hinaus, ging geräuschlos wieder hinein und knallte die Faust ein paar Mal an die Tür. Die Alte gab einen Schrei von sich, und ich verließ das Haus. Ich überquerte die Straße, nahm einen Kaffee und einen Cognac in der Bar gegenüber und stieg hoch, um meine Mutter zu besuchen.
    »Dass du mich am Telefon beleidigst, das erschreckt mich nicht mehr, aber du könntest dich wenigstens ein bisschen um deine Tante kümmern«, sagte meine Mutter.
    »Welche meiner Tanten wurde vergewaltigt?«
    »Berta Grinberg. Ich nehme an, du hast sie nicht ganz vergessen, oder etwa doch?«, sagte sie mit einem Lächeln.
    Das Blut gefror mir in den Adern. Von allen meinen Tanten war Berta die einzige, die ich liebte. Und sie liebte mich. Wir hatten eine Romanze, nachdem ihr Mann bei einem Überfall getötet worden war. Ein jüdischer Juwelier. Sein Sohn, ein militanter Linksextremist an der Philosophischen Fakultät, hatte mich nie ausstehen können. Einmal in einer Pizzeria hatte ich ihm eine Abreibung verpasst, weil er behauptete, seine Mutter sei eine Nutte.
    Ich ging ins Badezimmer und zog mir ein paar Linien.
    »Wer war es?«
    »Ich weiß es nicht. Du wirst dir vorstellen können, dass ich diese Sorte Leute nicht frequentiere. Es würde mich nicht erstaunen, wenn dein Onkel oder seine Leute sie kennen würden.«
    »Wer pflegt sie?«
    »Der Baske Bercovitch. Sie wurde von drei Notfallstationen abgewiesen.«
    Bercovitch war der Familienarzt. Als wir klein waren, hatte er uns die Mandeln rausgenommen, als wir größer waren, uns vom Tripper kuriert.
    »Schläft sie?«
    »Sie will nicht schlafen. Der Baske hat ihr Schlaftabletten gegeben, aber sie schläft nicht. Mir scheint, sie tut es absichtlich. Natürlich will sie dich um jeden Preis sehen.«
    Ich klopfte sanft an die Tür und bekam eine Art Brüllen zur Antwort. Ich betrat das Zimmer. Es war verdunkelt, die Vorhänge waren zugezogen. Ich schlug die Tür ins Gesicht meiner Mutter, die mir gefolgt war.
    »Berta? Ich bins, Carlitos. Bist du wach?«
    Sie antwortete mit einem Heulen, das an Intensität zunahm, bis es zu einem Schrei wurde. Dann schluchzte sie. Ich ging auf das Bett zu, in dem eine Art Monster mit einbandagiertem Gesicht und Kopf lag. Ihr Mund war geöffnet, und ich sah, dass ihr alle Zähne fehlten. Ich setzte mich auf die Bettkante und umarmte sie.
    »Weine nicht, meine Liebe, weine nicht. Die Verletzungen werden sich

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