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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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bloß verschlimmern. Ich schwöre dir bei allem, was dir teuer ist, dafür werden sie bezahlen. Ich schwöre es dir, ich werde sie persönlich abknallen. Beruhige dich, Bertita.«
    »Nein! Ich will meinen Sohn wieder haben! Bitte Carlitos, ich will Leon David wieder!«
    Mit ihren zerbrochenen Zähnen und den dick angeschwollenen Lippen war es schwierig, sie zu verstehen.
    »Er taucht schon wieder auf, Bertita, er taucht schon wieder auf. Du musst dich jetzt um dich selbst kümmern.«
    »Nein, sie werden ihn töten. Sie töten alle Kommunisten! Bitte, Carlitos, sprich mit deinem Verwandten, dem General. Der Junge hat damit nichts zu tun! So verdammte Dreckschweine können sie nicht sein! Sprich mit dem Onkel und dem Kleinen!«
    »Schrei nicht so!«, schrie ich. »Du hast eine Blutung! Beruhige dich jetzt! Ich werde mich darum kümmern. Lass mich nachdenken. Du wirst sehen, wir werden ihn bald gefunden haben. In zwei Wochen wird er hier bei dir sein.«
    Jemand klopfte an die Tür. Ich öffnete sie. Es war der Baske Bercovitch, ein Hüne, mit derselben Ärztetasche wie früher, genau so einer wie die im Kino.
    »Wie geht es ihr?«, erkundigte sich der Baske.
    »Sie ist sehr nervös, Baske.«
    »Geh mal raus aus dem Zimmer, ich muss sie untersuchen.«
    »Brauchst du etwas aus der Apotheke?«
    »Nein. Ich habe alles, was ich brauche. Geh nur ruhig.«
    »Ich komme wieder, Bertita. Tu, was der Baske dir sagt.«
    »Wohin gehst du?«
    »Ich gehe ihn suchen, Berta.«
    Meine Mutter war nicht wiederzuerkennen. Sie saß in einer dunklen Ecke, in einem unbequemen Sessel, und sah verängstigt aus.
    »Wie geht es ihr, Carlitos? Oh, das arme Mädchen!«
    »Hab keine Angst und pflege sie weiter. Tu, was dir der Baske sagt.«
    Ich ging auf die Türe zu.
    »Wohin gehst du?«, fragte meine Mutter mit zitternder Stimme.
    »Ich muss zur Bank gehen. Bin gleich zurück.«

7
    Ich nahm ein Taxi und ging zum Kleinen. Auf der Fahrt hatte ich eine telepathische Unterhaltung mit dem Luziden.
    »Was hältst du davon?«, wollte ich wissen.
    Ich denke, er ist bereits tot. Denk dir eine Geschichte aus, um deine Tante zu beruhigen. Bringt sie außer Landes, sobald es ihr besser geht.
    »Und wenn sie ihn nicht getötet haben?«
    Carlitos, sei kein Dummkopf. Sie knallen alle ab, und wenn wir nicht vorsichtig sind, töten sie auch uns. Wenn sie ihn nicht töten, stecken sie ihn in ein schwarzes Loch voller Scheiße in Gott weiß welcher Gegend dieses Landes, und dort bleibt er bis zu seinem Tod. Oder bis unser Herr Jesus Christus heruntersteigt auf einer Wolke und Tomaten scheißt, damit die Armen zu essen haben, und bis er uns allen ein Land beschert, in dem Frieden und Harmonie herrschen.
    Zwei Straßen vor dem Haus des Kleinen stieg ich aus dem Taxi. Bevor ich an seiner Tür klingelte, nahm ich in der Bar gegenüber einen Kaffe und einen Cognac.
    Tatusa, die Frau des Kleinen, öffnete mir die Tür. Der Kleine nannte sie so, weil er sagte, sie sei hässlicher als eine Tätowierung. Sie trug einen prächtigen roten Hausmantel aus Seide, eine wunderschöne Halskette mit Smaragden, dazu passende Ringe und Armbänder. Ihr Kopf war von einem äußerst eleganten Tuch bedeckt, unter dem man die Umrisse der Haarwickler erkennen konnte. Sie war Kolumbianerin. Der Kleine hatte sie von einer Geschäftsreise nach Bogotá mitgebracht. »Das schlechteste Geschäft, das ich in meinem Leben abgeschlossen habe«, sagte er über sie. »Sie ist die einzige Frau in meinem Leben, die mir Geld abgeknöpft hat.« Sie umarmte mich und gab mir einen zärtlichen Kuss wie immer. Ich mochte sie so, wie ich annehme, dass andere Leute ihre Mutter lieben.
    Der Kleine lag auf dem Überwurf seines riesigen Bettes aus Mahagoni. Er trug einen blauen Hausmantel und guckte fern.
    »Was treibst du so, du Schnüffler?«, fragte er, ohne mich anzuschauen. »Sie haben schon wieder einen Supermarkt überfallen.«
    »Wer war es?«
    »Wer? Na, wer wird es wohl gewesen sein? Leute. Sie haben Hunger.«
    Jetzt erst schaute er mich an.
    »Wieso läufst du mit einem Schießeisen rum? Vermisst du den Knast? Ist es dir zu wohl in der Freiheit?«
    Der Kleine sah es auf hundert Meter Distanz, wenn ein Typ bewaffnet war. Ich sagte ja schon, dass er einen Röntgenblick hat.
    »Sie haben Berta vergewaltigt, sie haben ihr das Gesicht und die Gebärmutter zerfetzt und ihren Sohn entführt. Die Stimme des Typen, der mich anrief, kannte ich von diesen Drohanrufen, die ich erhalte.«
    »Das darf nicht wahr sein!

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