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Ciao Tao

Ciao Tao

Titel: Ciao Tao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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Budapester Schuhe. Filofax und BMW-Schlüssel auf dem Tisch. Zum Speien. Eckert stellte uns vor. »Das ist mein bestes Team. Die beiden schaffen es, bis morgen einen Weltklasse-Salesfolder für Sie zu machen.«
    Ein Salesfolder also. Sigi und ich sahen uns wissend-resigniert an. Der Ober-Yuppie, der offensichtlich seinen ganzen Ehrgeiz darein legte, wie Boris Becker auszusehen, erklärte umständlich, worum es ging: Eine neue Jeans-Marke sollte auf einer Modemesse präsentiert werden. Und dafür brauchten Boris und seine Freunde einen Prospekt für Jeanshändler. Wieviel Jeansmarken gab es eigentlich schon? Vierhundert? Dreitausend? Gab es nicht schon von allem genug? Die ewige Wiederkehr des Gleichen? War nicht der Fortschritt die Verwandlung des Überflüssigen in das Notwendige? Reichte es nicht, daß einer versucht hatte, mich umzulegen? Mußte es jetzt noch ein Salesfolder sein? Ja, es mußte. Und bis morgen sollte das Layout fertig sein. Eckert würde wahrscheinlich zwanzigtausend dafür einstreichen, war ja ein Notfall. Fehlte eigentlich nur noch... aber da kam es auch schon. Ein Mit-Boris, mit kleinem Platin-Blättchen im Nasenflügel, übernahm diesen Part.
    »Natürlich darf es keine hohen Fotokosten geben. Wir haben lieber schon mal ein paar Fotos mitgebracht, die Sie mit einbauen können.«
    Die Fotos brauchten wir uns erst gar nicht anzusehen. Aus jahrelanger Erfahrung wußten wir, daß sie amateurhaft und absolut indiskutabel sein würden.
    »Absolut indiskutabel«, sagte ich.
    »Ach was, damit kommt ihr schon klar«, polterte Eckert und dachte sicher an seine zwanzigtausend. Mich wunderte immer, wo er diese Art von Kundschaft aufgabelte und warum er diese miesen Aufträge überhaupt annahm. Das war nicht das Niveau einer wirklich guten Agentur. Reiner Geiertrieb wegen der Kohle? Oder wollte der uns einfach auf die Palme bringen?
    >That’s life<, dachte ich, schrieb es auf einen Zettel und hatte schon die headline für den verdammten Folder. Sinnigerweise hießen die Jeans nämlich >Life<, und was sie von anderen Jeans unterschied, war ihre doppelte Naht und deshalb angeblich bessere Haltbarkeit. Was zum Claim >A Friend for your Life< führte. Was ich natürlich erst mal für mich behielt. Diese Idioten sollten schließlich morgen denken, wir hätten die ganze Nacht über diesen Quatsch nachgedacht. Das war irgendwie Berufsehre.
    »Ihr braucht beim Kamphausen-Meeting nicht dabeizusein«, tröstete Eckert uns, nachdem Boris und seine Blödis abgezogen waren. »Schulze kann euch ja später alles erzählen.«
    Wir gingen in Sigis Zimmer, um die ersten Ideen aufs Papier zu bringen. Ich sah noch mal ins Treppenhaus runter. Da leuchtete auch bereits die Glatze von Dr. Caspari auf, Marketingchef bei der Kamphausen AG und, mit hochgeschlagenem Trenchcoat-Kragen, einwandfreier Nosferatu-Doppelgänger. Und weil Sigis Zimmer genau über dem Meeting-Room lag, hörten wir auch noch Eckerts dröhnendes Begrüßungsritual. Und dann schien Eckert ohne Unterbrechung auf Caspari einzureden. Neben Intelligenz, Humor, umfassender Allgemeinbildung und natürlich viel Talent muß ein Werbetexter auch über ein hohes Maß von Neugier verfügen. Ich drückte also mein rechtes Ohr auf den Teppichboden, hörte aber trotzdem nur einzelne Worte der ehrabschneidenden Art wie »Versager«, »Niete«, »Schlappschwanz« etc. heraus. Caspari ließ sich mal wieder beschimpfen. Das tat er in regelmäßigen Abständen und schien es zu genießen. Jedenfalls verließ er danach immer glückstrahlend die Agentur und schwärmte, Eckert sei nicht nur ein herausragender Kreativer, sondern auch ein unverzichtbarer Berater in allen Unternehmens- und Lebensfragen. Eckert dagegen bezeichnete Caspari uns gegenüber genüßlich als perverse Knallcharge. In Brainstormings schweifte er manchmal ab und phantasierte von Dominas, die Caspari in schwarzes Gummi einwickelten und peitschten. Er phantasierte so detailfreudig, daß wir uns manchmal fragten, ob er nicht doch einen Augenzeugenbericht von sich gab. Immerhin hatte er einigen anderen Kunden bei Abstechern ins Düsseldorfer Nachtleben diverse, wie er es nannte, »Fleischberge« spendiert, wie mir Schulze einmal in einer Stunde des Zorns berichtet hatte. Er mußte unten an der Bar warten und Wasser trinken, weil das Mägelchen wieder schmerzte.
    »Alter Spanner«, sagte Sigi. »Kannst du was hören?«
    »Nichts.«
    »Und was ist mit Alwine?«
    »Sensationell.«
    »Was heißt hier sensationell? Ist

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