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Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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Kampfsportfertigkeiten eine Chance.
    In Zeitlupentempo kniete sie sich nieder, wobei sich ihre Kniegelenke knackend beschwerten. Jeden Muskel in ihrem Körper angespannt, spähte sie in die staubigen Schatten unter dem Bett.
     
    »Was ist da drin?«, erkundigte sich Mike, als er seine Tasche neben Pauls in den Kofferraum stellte.
    »Das Gleiche wie bei dir.«
    Mike runzelte die Stirn, zog die Mundwinkel leicht nach unten, hakte aber nicht weiter nach. Die beiden Männer gingen getrennt um den Wagen herum. Während sich Paul ans Steuer setzte und das Frettchen hochhob, ließ sich Mike auf dem Beifahrersitz nieder. »Ich hasse den Geruch von Fast Food.« Mit den Stiefeln schob Mike die Pappschachteln zur Seite, die auf Karton und Kühlbox lagen.
    »Ich musste essen. Also reg dich nicht auf. Sollte dir etwas nicht passen, kannst du gern aussteigen und darauf warten, ob der freundliche Besucher zurückkommt.« Daraufhin übergab Paul das Frettchen an Mike, sammelte die leeren Verpackungen ein, öffnete die Tür, lief hinaus und stopfte den Abfall in den Mülleimer einer Bushaltestelle. Bevor sie losfuhren, stellte er den Karton mit den Kanülen und die Kühlbox auf den Rücksitz.
    »Vielen Dank.«
    »Das habe ich nicht deinetwegen gemacht«, meinte Paul barsch, startete den Motor und steuerte den Wagen aus der Parklücke, »sondern für Ciara. Sobald wir sie gefunden haben, wird sie dort sitzen. Klar?«
    Mike nickte und schaute durch die Windschutzscheibe in die Dunkelheit.
    Dann deutete er auf das Frettchen, das sich friedfertig auf seinem Schoß niedergelassen hatte. »Wer ist er hier eigentlich?«
    »Das ist Ciaras Retter«, erklärte Paul nach einem raschen Seitenblick.
    »Ah, der, der auch die Intensivstation mit seinem Blut versaut und dem Typen in den Hals gebissen hat – und dir in den Daumen?«
    »Yep. Genau der.«
    »Toll, na dann sind wir ja sicher. Oder schläft der nur?«
    »Nachdem es bei Ciaras Einlieferung ziemlich wild war, ja. Oder er pinkelt auf Autositze und zerschmettert Fensterscheiben.«
    »Wie bitte?«
    »Er hat auf deinen Sitz gepinkelt.«
    »Und das sagst du mir jetzt?«
    »Ist ja trocken.«
    »Und die Scheibe hier …«, Mike wies auf die milchige, mit Klebeband ummantelte provisorische Seitenscheibe aus Plexiglas.
    Paul nickte.
    »Wow. Extrem stark, der Gute, scheint ebenfalls Krafttraining gemacht zu haben. Warum hast du ihn überhaupt dabei?«
    »Ciara hatte ihn zurückgelassen.«
    »So geht eine Frau mit ihrem Retter um, typisch.« Mike streichelte das grauschwarze Fell des Marders.
    »Ich glaube eher, dass sie ihn nicht in Gefahr bringen wollte.«
    »Möglich.« Mike zuckte mit den Achseln und beobachtete den Wagen, der vor ihnen im Schritttempo kroch und den Paul lautstark verfluchte.
    »Tritt das jetzt ein?«
    »Wovon redest du?«
    »Deine Flüche, treten die ein?«
    Daraufhin begann Paul so laut und ausgiebig zu lachen, dass Mike glaubte, er ersticke an seinem Gelächter. Nachdem Paul einen heiteren Rhythmus auf dem Lenkrad geklopft und vor Lachen Tränen vergossen hatte, beruhigte er sich und grinste: »Nein. Davor musst du dich nicht fürchten. Meine Flüche sind leere Versprechungen, wie bei allen anderen Menschen auch.« Er lachte noch einmal, schüttelte den Kopf und schien nun besserer Laune zu sein.
    »Wo genau fahren wir jetzt hin?«
    »Dorthin, wo ich Ciara das letzte Mal gespürt habe.«
    Sie schwiegen mehrere Kilometer, bis Mike es nicht mehr aushielt: »Wie stellst du das an: sie spüren?«
    Paul blickte kurz zu seinem Beifahrer hinüber und konzentrierte sich anschließend auf den für die späte Stunde ungewöhnlich dichten Verkehr.
    »Es ist eine Form von innerer Konzentration und Wahrnehmung. Bis zu einem gewissen Grad kannst du das auch erlernen. Nicht so wie wir, aber in begrenzten Maßen schon.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das überhaupt möchte. Hast du mich auch so aufgespürt, als der Typ mich zu Brei hauen wollte?«
    »Nein.« Er schaute in den Rückspiegel und warf einen kurzen Blick über die Schulter. Die Fahrbahn war frei und er wechselte auf die linke Spur. »Das war Ciara.«
    »Ernsthaft?«, rief Mike erstaunt aus.
    »Sie ist noch nicht in der Lage, ihre Fähigkeiten voll einzusetzen, und besitzt Talente, von denen ich lediglich gehört habe. Wie sie zu dir Kontakt aufgenommen hat, weiß ich nicht. Sie schrie deinen Namen und sah die Szene genau vor sich – sah sie voraus.«
    »Was meinst du mit – voraus?«
    »Er hätte dich getötet.«
    Mike ächzte

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