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Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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jemanden umzubringen, oder?«
    »Bis auf ihn – den Serienkiller.« Endlich fand er in der Innentasche von Pauls Jacke den Rezeptblock.
    »So, was verschreib ich mir denn mal? Da sind ja sogar Stempel drauf. Du denkst auch an alles.«
    Paul zuckte mit den Achseln und freute sich, dass er seine Mobilität mehr und mehr zurückerlangte. Doch um vollkommen beweglich zu sein, brauchte er das Serum und Blut, frisches Blut.
    »Nimm kein Morphium, das ist zu auffällig und macht dich hinterher nur high.«
    »Keine Sorge, Herr Doktor.«
    Mike kritzelte etwas auf einen Rezeptschein, unterschrieb unleserlich genau auf den Stempel und schaute sich um. Keine Apotheke weit und breit. »Was benötigst du?«
    »Das Serum. Glaubst du, du kannst es aufziehen und mir spritzen?«
    »Sobald ich was eingenommen habe, ja. Jetzt bin ich nicht mehr strapazierbar.«
    »Du hältst dich aber überraschend gut«, grinste Paul.
    Mike fuhr los, kurvte durch ein paar Seitenstraßen und entdeckte an einer Ecke eine Apotheke. Er parkte direkt davor im Halteverbot und quälte sich aus dem Wagen hinaus. Als Mike vor den Türen eintraf, schloss die altertümlich wirkende Besitzerin eben auf. Wie eine attraktive Version des Glöckners von Notre-Dame fühlte sich Mike. Leicht humpelnd, nach vorne übergebeugt und mit verzerrtem Gesicht trat er in den warmen Raum. Ohne jegliche Regung, mit verdrießlicher Miene und zusammengekniffenen Lippen musterte ihn die Apothekerin, als er ihr das Rezept überreichte, um einen Schluck Wasser bat und sich zwei Tabletten des starken Sedativums verabreichte. Erst als er die Rezeptgebühren bezahlte, stellte Mike überrascht fest, dass die Frau eine Stimme besaß, die sie mit einem bescheidenen »Danke« preisgab.
    Nach einer kurzen Pause, die er im Auto sitzend mit geschlossenen Augen verbrachte, spritzte er Paul das Serum.
    »Bevor wir weiterfahren, muss ich dringend frühstücken«, bemerkte Mike und schaute Paul an, der zustimmend nickte.
    »Okay, da vorne ist ein Bäcker. Ich besorg uns was, ja? Warte hier – obwohl – du kannst ja eh noch nicht weglaufen.« Mike grinste und hievte sich bedächtig aus dem Auto. Dann erinnerte er sich daran, dass er den Rest seines Bargelds in der Apotheke gelassen hatte, und verfluchte die Bäckereien, die eine Bezahlung per Kreditkarte nicht akzeptierten.
    Er stapfte um den Wagen herum, öffnete die Fahrertür, beugte sich vorsichtig nach vorne und bat Paul um Geld.
    »In meiner Hosentasche.« Obwohl Paul noch nicht über die Kraft verfügte, seine Geldbörse aus der Tasche zu ziehen, war er zumindest in der Lage, sich so weit zur Seite zu drehen, dass Mike das Portemonnaie herausziehen konnte.
    »Ich nehme mir einen Zwanziger raus, das wird wohl reichen.«
    Endlich folgte er dem stärker werdenden Geruch von warmen Brötchen und frisch geröstetem Kaffee.
    Die Verkäuferin packte ihm zwei große Papiertüten, gefüllt mit belegten Brötchen und trockenen Kuchenteilchen, in eine große Tasche mit Henkel, die sie ihm vorsichtig über die Schulter des gebrochenen Armes hängte. Zwei Plastikbecher Kaffee reichte sie ihm übereinandergestapelt, die Mike mit der rechten Hand von unten festhielt und mit dem Kinn stabilisierte.
    So balancierend stelzte er zum Auto zurück und rief zufrieden »Ja!«, als es ihm gelang, die Becher abzustellen, ohne den oberen hinunterzuwerfen.
    Er legte die Tüten nacheinander auf die Ablage, kramte das Wechselgeld aus der Jackentasche und legte Paul die wenigen Geldstücke auf die Handfläche. »Beweg die Münzen in deiner Hand hin und her, schieb sie mit den Fingerspitzen über die Haut. Das ist eine gute Übung, um deine Motorik zu trainieren.«
    »Na, du hast ja gut reden, ich …« Paul stoppte, runzelte die Stirn, nahm die andere, stark zitternde Hand zur Hilfe und betastete ungeschickt die vier Münzen. Unter größter Anstrengung hielt er das Zwei-Euro-Stück zwischen Daumen und Zeigefinger und rieb darüber. Er schnupperte an dem Metall und leckte sogar daran. Ein Stöhnen entwich seinen Lungen. »Es hat Ciara gehört.«
    Ungläubig schaute Mike ihn an.
    »Diese Münze hat Ciara vor Kurzem noch in der Hand gehalten. Das bedeutet: Wir sind auf der richtigen Spur.«
    Mike reichte Paul ein Brötchen, zog sich ebenfalls eins aus der Tüte und biss hinein. Nachdem er die Hälfte davon verspeist hatte, fand er endlich Worte: »Diese Fähigkeiten sind der absolute Wahnsinn. Kannst du sie jetzt auch spüren? In dir oder in der Luft oder wie das

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