Ciara
davon.«
Mike räusperte sich und spülte weitere Fragen mit einem Schluck lauwarmem Kaffee hinunter.
»Sobald du aufgegessen hast«, sagte Paul, »fahr los, zweite Straße rechts bis zur Kreuzung, die Straße entlang und nach der dritten Kreuzung links.«
»Ist das eine neue Fährte?«
»Nein, da ist der Schlachthof.«
Während Paul sein Elixier trank, standen sie auf einem leeren Parkplatz nah am Waldrand. Das Vollblut, das sich über Pauls Magen in seinem Körper ausbreitete, berauschte seine Sinne und spendete ihm neue Energie. Seine Gedanken schienen gereinigt durch den Kraftentzug, und die Bilder in seinem Kopf sah er so scharf wie nie zuvor, als er versuchte, Ciaras Aufenthaltsort zu lokalisieren. Er sah eine Straße, erblickte Ciara und schrie daraufhin so laut und abrupt auf, dass Mike auf dem Sitz neben ihm erschrocken zusammenfuhr.
»Er hat sie! Verdammt!«
Dann spürte er für einen kurzen Moment Hass und Angst, Verzweiflung und Neugier – Ciaras Gefühle. Ohne zu zögern, startete Mike den Motor und lenkte den Wagen auf die Straße zurück. »Wo soll ich hinfahren?«
»Fahr Richtung Zoo, aber bleib auf der Hauptstraße.«
»Geht klar!«
»Es ist weg!«
»Was? Was ist weg, Paul? Rede!«
»Ihre Empfindungen. Ich spüre sie nicht mehr.«
»Sag mir, wohin ich fahren muss. Konzentriere dich, verdammt noch mal!« Die Tachonadel überschritt allmählich die Geschwindigkeitsbegrenzung.
»Fahr gleich rechts rein, und danach die erste Straße links, da irgendwo muss es sein.« Seine Stimme bebte. Er hoffte, dass die Kraft, die er kurz zuvor getankt hatte, ausreichte, um den Mann, der ihm mental und körperlich überlegen sein musste, zu bekämpfen.
»Halt!«, rief er überraschend.
Mike riss das Lenkrad nach rechts, bremste und brachte den Wagen auf dem Seitenstreifen zum Stehen.
»Irgendwo hier müssen sie aufeinandergetroffen sein.«
»Geht es nicht genauer?« Mike wirkte gereizt.
»Du kannst immer noch aus der Sache aussteigen.«
»Aus dem Wagen, ja, aber nicht aus der Sache. Dafür weiß ich doch viel zu viel, nicht wahr?« Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern fuhr an und parkte den Wagen wenige Meter weiter in einer Parkbucht. Sie befanden sich in der längsten Straße der Stadt. Es dürfte Stunden dauern, jedes einzelne Haus abzusuchen, und bis dahin konnte es längst zu spät für Ciara sein. Mike stieg ohne ein weiteres Wort aus. Paul folgte ihm.
»Du hast noch Blut am Mund.«
Mit dem Jackenärmel fuhr sich Paul über den Mund. »Lass uns die Eingänge der Häuser absuchen.« Er klopfte Mike auf die Schulter und ging voran.
»Was machen wir mit dem Frettchen?«, rief Mike.
»Weglaufen kann es ja nicht. Lass es doch schlafen.«
»Ja, das würde ich jetzt auch gern.«
»Ich weiß, leider kenne ich keine Möglichkeit, deine Heilung zu beschleunigen. Du kannst aber im Auto bleiben und dich ausruhen.«
Mike schüttelte den Kopf. »Nein, aber kannst du später fahren, sofern wir dazu noch kommen?«
Zügig untersuchten sie einen Hauseingang nach dem anderen. Paul betastete die Treppen, die Wände und den Boden. Mehrere Passanten und Bewohner betrachteten sie argwöhnisch, aber keiner sprach sie an oder rief die Polizei.
Die Zeit verrann rasch, doch gelang es ihnen nicht, eine Spur von Ciara ausfindig zu machen. »Lass uns was essen gehen.« Paul wies auf ein kleines Restaurant am Ende der Straße.
»Wie kannst du jetzt an Essen denken?« Mike rieb sich über die Stirn. »Wir sollten die Polizei rufen.«
»Und was genau willst du denen sagen?«
»Dass wir zufällig gesehen haben, wie ein Mann eine rothaarige Frau in einen Hauseingang gezerrt hat«, erklärte Mike.
»Und in welchen Hauseingang?«
Resigniert zuckte Mike mit den Achseln.
»Das würde viele neue Fragen aufwerfen, die wir nicht beantworten können, vor allem nicht, wenn sie Ciara finden. Ich habe sie für tot erklärt.«
»So eine verdammte Scheiße aber auch!«
»Außerdem brauche ich Kohlenhydrate.«
»Na super«, seufzte Mike und folgte Paul in das kleine Restaurant.
Die junge Bedienung warf Mike schüchterne Blicke zu, der das als Anlass für einige Komplimente über ihr Aussehen nutzte.
»Kannst du nicht mal damit aufhören, mit jeder Frau, die du siehst, sofort zu flirten?«
Theatralisch hob Mike die Hände in die Luft. »Neidisch? Du hast doch gesehen, wie sie mich angeschaut hat.«
»Weißt du eigentlich, wie du aussiehst? Sie hatte Angst. Aber sie wollte nichts von dir. Unvorstellbar für
Weitere Kostenlose Bücher